Die
quirlige jüdische Großmutter Berta und ihre nicht weniger
leidenschaftliche Enkelin Shira streiten inniglich über die Liebe
und darüber, was Frau darf und was nicht. Vor allem als sich
ihre geliebte Enkeltochter ausgerechnet für Maria, eine Deutsche,
entscheidet. Die beiden jungen Frauen machen richtig ernst –
sie wollen heiraten. Das Chaos ist perfekt als die Eltern von Maria
aus Deutschland auf die Mischpoke in Jerusalem treffen.
Die
maximal unmögliche Partnerwahl mitten in Israel ist wirklich
sehr außergewöhnlich: Die deutsche Biologin Maria Müller
(Luise Wolfram) und die israelische Barbesitzerin Shira Shalev (Moran
Rosenblatt) verlieben sich während Marias Israel-Aufenthalt Hals
über Kopf ineinander. Vor allem Shiras Oma Berta (Rivka Michaeli)
ist die Liebe ein Dorn im Auge, eine Deutsche und eine Jüdin,
das geht für sie gar nicht! Drei leidenschaftliche und intensive
Monate verbrachten die beiden Frauen miteinander, ehe Maria nach einem
kurzen Heimataufenthalt mit gepackten Koffern bei Shira vor der Tür
steht und bei ihr einziehen will. Nachdem Maria ein Missgeschick passiert,
interpretiert das ihre Angebetete als Heiratsantrag und ehe sie sich
versehen, planen ihre beiden Familien die Hochzeit. Weil Shira von
ihren Ex-Freundinnen ständig umgarnt wird, steht die Vermählung
schon bald unter einem schlechten Stern. Dazu kommt, dass ihre jüdische
Großmutter Berta heimliche Treffen mit ihrem palästinensischen
Liebhaber Ibrahim (Salim Daw) hat. Sie will sich ihre Gefühle
ihm gegenüber nicht eingestehen und lässt den armen Mann
am ausgestreckten Arm verhungern. Ihr Problem: So eine Liebe wird
in ihrer Familie nicht toleriert!
KISS
ME KOSHER von Regisseurin Shirel Peleg kommt nicht gerade subtil daher.
Diese Culture-Clash-Komödie scheut keine Tabus und lässt
keine heiklen Themen aus, wenn es um die deutsche Vergangenheitsbewältigung
und den jüdisch-arabischen Konflikt geht. Die innere Zerrissenheit
der jüdisch-israelischen Gesellschaft wird sehr schön exemplarisch
an Shiras Familie dargestellt. Da gibt es die liberale Tochter und
ihre konservative Schwester, die bewusst in Uniform auftritt. Da gibt
es den Vater, der dem Lager der radikalen Siedler zuzurechnen ist.
Und da ist Oma Berta, die nicht zu ihren Gefühlen stehen will,
die ihrem palästinensischen Liebhaber entgegenbringt. Beste Voraussetzungen,
dass beim Familienessen schön ordentlich die Fetzen fliegen,
bzw. lautstark die Argumente hin und her wandern. Interessanterweise
scheint die sexuelle Orientierung der Tochter keine Rolle zu spielen,
bzw. wird so akzeptiert.
Aber
auch die Familie von Maria, die für die Hochzeit von Deutschland
nach Israel reist, ist nicht frei von inneren Konflikten und Vorurteilen.
Ein übertriebener Philosemitismus, angetrieben von unterschiedlichen
Motiven erweist sich als gespeist von Vorurteilen und Wunschdenken.
Letztendlich lernen in diesem Film alle Beteiligten eine Menge und
müssen ihre Überzeugungen auf den Prüfstand der Wirklichkeit
neu bedenken. Handwerklich bietet der Film solide Kost. Ein sehr schöner
erzählerischer Einfall ist der Bruder von Shira, dessen Videoprojekt
und die damit verbundenen Fragen und Situationen die Handlung unterhaltsam
vorantreibt und gekonnt die lustigen Pointen einleitet. Wie in diesem
Genre üblich, herrscht an so mancher Steller Klischee-Alarm.
Dank der toll aufspielenden Schauspielerinnen und Schauspieler wird
das jedoch sehr gut abgefedert. Für Regisseurin Shirel Peleg
ein gelungenes Spielfilmdebüt. Die Filmemacherin, die aus Venezuelas
stammt und an der Filmakademie Baden-Württemberg lehrt, hat in
Israel Regie studiert und empfiehlt sich mit KISS ME KOSHER für
größere Aufgaben.
KISS
ME KOSHER
Deutschland 2019 | X Verleih | Start: 10. September
2020 (FSK 12) R: Shirel Peleg | D: Moran Rosenblatt,
Luise Wolfram, Rivka Michaeli