KINO | 13.01.2023

Maria träumt - oder: Die Kunst des Neuanfangs

Maria ist Haushälterin. Sie ist seit 25 Jahren verheiratet, zurückhaltend, schüchtern und ungeschickt. Ihr geblümtes Notizbuch, in das sie heimlich Gedichte schreibt, legt sie nie aus der Hand. Als sie an die Kunstschule versetzt wird, trifft sie Hubert, den launischen Hausmeister der Schule, und entdeckt einen faszinierenden Ort, an dem Freiheit, Kreativität und Wagemut herrschen.

von Franziska Keil


© 2022 Julien Panie

Maria muss einen beruflichen Neuanfang starten. Die alte Dame, deren Haushalt sie viele Jahre geführt hat, ist verstorben und so fängt Maria als Reinigungskraft in der Pariser Académie des Beaux-Arts an. Dort öffnet sich ihr eine völlig neue Welt: die Dynamik der weltoffenen Studierenden, ihre kreativen Kunstprojekte und nicht zuletzt die Begegnung mit dem Hausmeister Hubert. Die Chemie zwischen dem brummigen Kauz und der Reinigungskraft stimmt sofort. Vielleicht liegt es an seinem Elvis-Hüftschwung, den er heimlich im Büro übt? Begeistert lässt sich Maria aus dem Alltagstrott ihrer langjährigen Ehe holen. Sie entdeckt ihre eigene kreative Kraft und die Sehnsucht nach Neuem, die viel zu lange keinen Ausdruck gefunden haben. Zwischen ihr und Hubert entwickelt sich eine tiefe Bindung, während ihre Lebensfreude wiedererwacht. Wird Maria den Mut aufbringen, noch einmal ganz von vorne zu beginnen?

„Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs“ ist eine gelungene und unterhaltsame Komödie, die einmal mehr zeigt, die erzählerisch leicht und anspruchsvoll man diese Art von Filmen bei unseren französischen Nachbarn realisiert. Der Debütfilm des Regie-Duos Lauriane Escaffre und Yvo Muller greift dabei einen wichtigen Umstand auf. In Liebesfilmen werden in nur acht Prozent der Fälle die weiblichen Hauptrollen von Frauen über 50 gespielt. Ein eklatantes Ungleichgewicht, wenn man sich das Verhältnis bei männlichen Hauptrollen ansieht, von Männern jenseits der 50 gespielt werden. Hier ist dringend Veränderung geboten, zumal mehr als die Hälfte der weiblichen Bevölkerung über 50 ist.

In diesem Film stimmt die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren sehr gut. Dieser Umstand macht einen Großteil der Erfolgsgeschichte dieses Films aus. Bei der sich zu Beginn zaghaft anbahnenden Liebesgeschichte der beiden Personen stimmt alles. Das Timing ist sehr gut und die Motivationen sehr glaubwürdig. Gelungen ist ebenfalls die tolle Kameraarbeit von Antoine Sanier. Seine wunderschönen Bilder in der Kulisse der Académie des Beaux-Arts sind eine einzige Werbung für die schönen Künste. Auch wenn dieser gelungene Debütfilm ein paar kleinere dramaturgische Schwächen aufweist, kann er dank seiner überzeugenden Hauptdarsteller und einer mitreißenden Kameraarbeit überzeugen. Dieser Film erwärmt das Herz in winterlichen Zeiten und streichelt die Seele.


MARIA TRÄUMT - ODER: DIE KUNST DES NEUANFANGS

Start: 19.01.23 | FSK 6
R: Lauriane Escaffre, Yvo Muller | D: Karin Viard, Grégory Gadebois, Noée Abita
Frankreich 2022 | Atlas Film


AGB | IMPRESSUM