Viele
Städte leiden unter dem immer gleichen Problem: Ratten! Überall
sind Ratten! Sie verstecken sich überall, tanzen auf den Tischplatten
oder klauen dem Konditor die Torten direkt unter seinen Augen. Die
Lösung scheint so simpel wie genial: Ein Rattenfänger ist
nötig, um den Nagetieren den Garaus zu machen. Da tritt die Straßenkatze
Maurice (Stimme im Original: Hugh Laurie / deutsche Stimme: Bastian
Pastewka) auf den Plan, der schon die perfekte Masche ausgearbeitet
hat, um sich mit der Not der Menschen eine goldene Nase zu verdienen:
Mit dem einfältigen Menschenjungen und praktischerweise auch
Flötenspieler Keith (Himesh Patel / Jerry Hoffmann) und einer
bunten Truppe gewiefter Ratten zieht er von nun an durch die Dörfer,
um den Bewohnern mit dem Versprechen, sie von der Rattenplage zu befreien,
das Geld aus der Tasche zu ziehen. Kurz nachdem sie in Bad Blintz
ankommen, stellen sie jedoch fest, dass ihr Plan hier nicht aufgehen
wird. Denn in den Kellern der Stadt wartet etwas sehr viel Düsteres
auf sie. Aber Maurice ist auch diesem Abenteuer gewappnet!
„Maurice,
der Kater“ ist die erste animierte Adaption eines Scheibenwelt-Romans
von Autor Terry Pratchett. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und
ist inhaltlich ein stimmiger Mix aus einer lustigen Märchen-Parodie,
einer klassischen Abenteuergeschichte und einer grimmigen Religions-Satire.
Das funktioniert bisweilen sehr gut, auch wenn der Film gelegentlich
in seichte Slapstick-Gefilde abgleitet. Die von Terry Pratchett entworfene
Scheibenwelt ist mittlerweile Schauplatz von mehr als 40 Romanen und
bei Fans sehr beliebt. In dieser Scheibenwelt finden wir skurrile
Personen, historische Begebenheiten, jede Menge Popkultur und die
Magie des Alltäglichen. Dieses Scheibenwelt-Universum zeichnet
sich aus durch eine schier unglaubliche Ideenvielfalt und eine Kreativität,
die nahezu einzigartig ist. Da mutet es wenig verwunderlich an, dass
man einen animierten Ansatz wählt, um die zahlreichen sonderbaren
Wesen dieser Scheibenwelt auf die große Leinwand zu bringen.
Allerdings
denkt man bei animierten Filmen sofort an Filme für Jugendliche
und Kinder. Das ist ein Problem, weil die Scheibenwelt-Romane von
Terry Pratchett nicht unbedingt als kindgerecht gelten und ziemlich
schräg sind. Den beiden Regisseuren Toby Genkel und Florian Westermann
ist mit „Maurice, der Kater“ das schier Unmögliche
gelungen, nämlich ein familientaugliches Werk zu erschaffen,
dass trotzdem dem anarchischen Geist von Pratchett atmet. Das Resultat
ist zwar nicht perfekt, macht jedoch großen Spaß und macht
Lust auf weitere animierte Adaptionen. Die mit Abstand faszinierendste
Figur in diesem Film ist Kater Maurice, der so charismatisch wie unterhaltsam
ist. Er treibt die Handlung voran und ist für Kinder wie Erwachsene
gleichermaßen sympathisch. Sein Wandel hin zu Ehrlichkeit und
Werten ist glaubhaft dargestellt und frei von moralischen Fingerzeigen.
Der Humor in diesem Film ist typisch britisch und bisweilen sehr trocken.