KINO | 10.12.2021

Monte Verità
Der Rausch der Freiheit

Die Aussteiger suchten Anfang des 20. Jahrhunderts das Paradies und fanden es im Süden der Schweiz auf dem berühmten Berg Monte Verità. Hier lebten sie progressiv, zeitgeistig und vegan und legten nicht nur ihre Kleider, sondern auch das geistige Korsett ab, an dem die Gesellschaft zu ersticken drohte.

von Richard-Heinrich Tarenz


© tellfilm, Grischa Schmitz, DCM

Anfang des 20. Jahrhunderts machten sich einige Aussteiger auf die Suche nach dem Paradies und fanden es schließlich auf dem Schweizer Berg Monte Verità. Dort gründete Ida Hofman (Julia Jentsch) ein Sanatorium. Die zweifache Mutter Hanna Leitner (Maresi Riegner) macht sich bereits kurz nach der Eröffnung des Sanatoriums auf den Weg von Wien in die Schweiz, um endlich aus ihrer bürgerlichen Rolle auszubrechen und Abstand von ihrem Ehemann zu gewinnen, der sie sexuell belästigt.

Doch was ihre Angstzustände ausgelöst hat, erfährt sie erst bei ihrer Therapie mit dem Psychoanalytiker Otto Gross (Max Hubacher). Was sie nicht weiß: Ihr Arzt hat ein großes Drogenproblem und ist auf dem Berg, um von den Substanzen wegzukommen. Hermann Hesse (Joel Basman), die Tänzerin Isadora Duncan, die Berliner Bürgermeistertochter Lotte Hattemer (Hannah Herzsprung), die sich ebenfalls im Sanatorium aufhalten, und Ida fordern von Hanna immer wieder, sich endlich ihrer eigenen Stimme bewusst zu werden. Hanna ist in der Zwickmühle: Eigentlich ist sie in die Schweiz gegangen, um wieder geheilt zu ihrer Familie zurückzukehren, doch seit sie hier ist, verstärkt sich ihr Wunsch, sich als Künstlerin zu verwirklichen ...

MONTE VERITÀ – DER RAUSCH DER FREIHEIT von Regisseur Stefan Jäger („Horizon Beautiful“) entführt die Zuschauerinnen und Zuschauer in eine faszinierende und geheimnisvolle Welt. Es sind die frühen Tage der Fotografie. Es ist eben diese Fotografie, die sich thematisch wie ein roter Faden durch diesen Film zieht. Da ist das Familienfoto, wo sich die festlich gekleidete Gesellschaft versammelt und starr posiert. Da sind die Fotos vom Monte Verità, welche die Bewegung und die Dynamik dieser Gemeinschaft der anderen Art symbolisieren. Es ist ein Film über den Drang nach Freiheit in einer erstarrten Gesellschaft. Diese frühe Utopie der Monte-Verità-Gemeinschaft wird nicht dokumentarisch dargestellt. Vielmehr geht es um zeitlose Bezüge. In dieser Hinsicht ist der Film ein moderner Blick auf unsere Gesellschaft.


MONTE VERITÀ – DER RAUSCH DER FREIHEIT

Start: 16.12.21 | FSK 12
R: Stefan Jäger | D: Maresi Riegner, Max Hubacher, Julia Jentsch
Schweiz, Deutschland, Österreich 2021 | DCM Filmdistribution


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