Wie
kämpft man gegen Angst und Sorgen an, wenn der Mann oder die
Frau viele Kilometer entfernt im Kriegseinsatz ist? Am besten wohl,
indem man nicht alleine kämpft. Ein Film über Zusammenhalt
und Musik, die das Herz wärmt.
Als
ihre Partner beim Kriegseinsatz in Afghanistan sind, gründen
einige Frauen aus Großbritannien einen Chor auf einem Militärstützpunkt.
Sie unterstützen sich gegenseitig während dieser schwierigen,
besorgnis-erregenden Zeit. Durch Musik und Lachen werden die sehr
unterschiedlichen Frauen schnell gute Freunde. Das Projekt erweckt
bald das Interesse der Medien und wird zur internationalen Sensation…
In
den letzten Monaten, seit Covid-19 sich immer weiter über den
Globus ausbreitet, sich immer wieder Hiobsbotschaften verbreiten,
sehnt man sich ein wenig nach Geschichten, die einen symbolisch in
eine Kuscheldecke einwickeln. Wenn man sich nach so etwas sehnt, sollte
man sich „Mrs Taylor's Singing Club“ anschauen. Tatsächlich
besteht in diesem Film eine interessante Dissonanz und das nicht nur
in den Anfängen des Chores, den die zurückgebliebene Soldatenehefrauen
gründen, während ihre Partner sich im Kriegseinsatz in Afghanistan
befinden. Jede einzelne der Frauen hat eine Geschichte von Angst und
Schmerz, der sie begleitet, während sie zugleich auch unterschiedliche
Charaktere haben und so mit der Situation anders umgehen. Am Anfang
ist von Harmonien in ihrem gemeinsamen Gesang nichts zu hören.
Das geht sogar so weit, dass die zurückgebliebenen Soldaten und
Angestellten des Stützpunktes regelmäßig schallschluckende
Kopfhörer oder Watte bemühen, sobald die Frauen proben.
Aber im Laufe der Zeit verbessert sich nicht nur ihr Gesang, sondern
sie finden auch Harmonie in der Beziehung zueinander und merken, dass
sie sich trotz all ihrer Unterschiede gegenseitig Kraft geben und
aufeinander verlassen können.
Der
Film baut vor allem auf das Verhältnis und vielleicht auch den
Gegensatz, den Lisa (Sharon Horgan) und Kate (Kristen Scott Thomas)
darstellen. Während Lisa quirlig ist, obwohl auch sie mit privaten
Problemen zu kämpfen hat, ist Kate eher reserviert und sich sehr
wohl der Stellung bewusst, die sie als Frau des Colonels einnimmt.
Aber genau diese Stellung hält sie davon ab sich auf andere einzulassen
und ihr wahres Ich zu offenbaren oder über ihre Gefühle
zu sprechen. Dann gibt es aber auch noch die schüchterne Jess,
die gar nicht so recht aus sich herauskommen kann, erst als zufällig
herauskommt, dass sie wunderbar singen kann, findet sie einen Weg
sich auszudrücken und ermutigt auch (zumindest unbewusst) die
anderen Frauen offener miteinander umzugehen. Es
gibt in der Komödie von Regisseur Peter Cattaneo („Ganz
oder gar nicht“) einige durchaus lustige und unterhaltsame,
ebenso wie herzergreifende Momente, die einem nahe gehen. Immerhin
geht man hier mit den großen Themen um, die die Welt zu bieten
hat. So zum Beispiel geht es neben Zusammenhalt auch um den Tod. Er
gehört wie selbstverständlich zum Krieg dazu. Das ist auch
allen Frauen, wie den Kindern klar. Darüber wird allerdings niemals
gesprochen und sie versuchen aus der Gemeinschaft genug Kraft und
Hoffnung zu schöpfen. Teilweise auch einfach aus dem Nebel des
Alkohols. Es gibt eine Szene, in der ein schwarzer Wagen vorfährt
und im Prinzip weiß jede von ihnen, was das bedeuten muss...
Der
Film erzählt eine Geschichte, die sowohl zutiefst traurig ist,
aber auch Hoffnung macht. Selbst als Pazifist muss man wohl anerkennen,
dass nichts in der Welt nur schwarz oder weiß ist. Es gibt so
viele Grautöne, die dazwischen liegen. Deswegen bewegt er einen
wohl auch, weil er zeigt, hinter allen Dingen, auch hinter Krieg,
stehen immer Menschen, die eine Geschichte haben und keine anonymen
Nummern oder gedankenlose Killer sind. Und es gibt auch immer diejenigen,
die bangend zurückbleiben. Da kann Musik eine heilende Wirkung
haben. Oder
um es mit dem Song zu sagen, den die Frauen bei der Gedenkveranstaltung
singen: „at ten o’clock tonight i’ll be looking
at the moon / that’s one thirty for you / will you be up then
too? / i know that if its shining on me then it shines for you / these
simple things help me get through.“
MRS.
TAYLOR'S SINGING CLUB
Großbritannien
2019 | Leonine | Start: 15. Oktober 2020 (FSK
6) R: Peter Cattaneo | D: Kristin
Scott Thomas, Sharon Horgan, Greg Wise