KINO | 02.09.2022

ORPHAN: FIRST KILL

Tricia und Allen können ihr Glück kaum fassen, als ihnen mitgeteilt wird, dass ihre vermisste Tochter Esther wieder aufgetaucht ist. Behutsam versuchen die beiden, das Mädchen in ihre Familie einzugewöhnen. Doch seltsame Ereignisse und kleinere Ungereimtheiten lassen sie schon bald stutzen.


© Studiocanal GmbH/Paramount Pictures/Steve Ackerman

Leena (Isabelle Fuhrman) leidet an einer seltenen Krankheit, die dafür sorgt, dass sie wie ein etwa zehnjähriges Mädchen aussieht, obwohl sie in Wahrheit schon über 30 Jahre alt ist. Seit einiger Zeit ist sie in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung in Estland untergebracht, weil sie ihr kindliches Aussehen dafür missbraucht hat, nichtsahnende Menschen auszurauben und zu verletzen. Doch dann gelingt ihr eines Tages die Flucht und sie beschließt, ihre Heimat hinter sich zulassen: Sie gibt sich als Esther aus, die Tochter von Allen (Rossif Sutherland) und Tricia Albright (Julia Stiles), die vor vielen Jahren verschwunden ist und landet so in den USA. Auch dort will sie das Vertrauen der Familie Albright ausnutzen, um an deren Wertgegenstände zu gelangen. Doch sie bekommt es mit einer Mutter zu tun, die zu allem bereit ist, um ihre Familie zu schützen...

„Der Gesang der Flusskrebse“ von Regisseurin Olivia Newman („First Match“) basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Delia Owens. Der Roman wurde auch in Deutschland rasch populär. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Verfilmung in die Kinos kommen würde. Literaturverfilmungen sind immer eine heikle Sache. Es gilt viele Dinge zu beachten und schwierige Entscheidungen zu treffen. In diesem Fall waren alle Befürchtungen unberechtigt. Fans des Romans dürften von diesem Spielfilm begeistert sein, der in der Hauptrolle eine großartig aufspielende Daisy Edgar-Jones („Normal People“) präsentiert.

„Orphan 2: First Kill“ von Regisseur William Brent Bell („The Boy“) ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass eine Vorgeschichte spannende sein kann als die Originalgeschichte. Das man nach dem kommerziellen Erfolg von „Orphan – Das Waisenkind“ diesen Weg gegangen ist, erscheint nachvollziehbar. Schließlich gab es noch jede Menge offener Fragen in Bezug auf die Vorgeschichte der Hauptfigur. Im Vorfeld waren Stimmen laut geworden, dass man sich 13 Jahre Zeit für dieses Prequel gelassen hat, was in Bezug auf die Darstellung der Hauptfigur nicht ganz einfach wäre. Die Bedenken haben sich zum Teil als unbegründet erwiesen. Trotzdem kann man diesen Umstand nur mit einer gewissen Portion an Wohlwollen begegnen. Negativ auf den Gesamteindruck wirkt sich diese Kontroverse jedoch nicht wirklich aus.

„Orphan 2: First Kill“ ist ein unterhaltsamer, spannender und origineller Horrorfilm, welcher die Hauptfigur differenziert ausleuchtet und geschickt mit der Empathie des Publikums spielt. Der Twist in diesem Film ist gelungen und kommt überraschend. Ab diesem Zeitpunkt ist der Film noch spannender und unterhaltsamer. Die schauspielerische Leistung von Isabelle Fuhrman ist überzeugend. Mit intelligenten perspektivischen Tricks, gezielt eingesetzten Digitaleffekten und einem guten Make-Up wirkt ihre Darstellung nicht immer 100% überzeugend, aber absolut ausreichend, um die gewünschte Glaubwürdigkeit zu erzielen. In ihrem Gesicht lässt sich sehr überzeugend die gesamte charakterliche Tiefe von Leena ablesen. Abgerundet wird der positive Eindruck durch eine gezielte Dosis an Humor, die mal böse, mal süffisant daherkommt.


ORPHAN: FIRST KILL

Start: 08.09.22 | FSK 16
R: William Brent Bell | D: Isabelle Fuhrman, Julia Stiles, Rossif Sutherland
USA 2022 | StudioCanal Deutschland


 


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