WILD Magazin

Vor 24 Jahren verließ Nora (Greta Lee) als zwölf Jahre altes Mädchen mit ihren Eltern Korea und damit auch ihren Jugendfreund Hae Sung (Teo Yoo). Zwölf Jahre später fanden sich die beiden über das Internet wieder. Doch zu mehr als täglichen Nachrichten und stundenlangen Video-Calls kam es nie. Sie wollte ihre neue Heimat in New York, wo sie gerade als Dramatikerin erste Schritte wagte, nicht verlassen. Ihn zog es durch sein Maschinenbaustudium für ein Auslandssemester nach China und nicht in die USA. Doch nun kommt Hae Sung für eine Woche nach New York, wo Nora allerdings bereits seit sieben Jahren glücklich mit Arthur (John Magaro) verheiratet ist.

Mit „Past Lives - In einem anderen Leben“ startet ein wundervoller Film in den Kinos, der zu den besten Filmen des laufenden Jahres zählt. Das romantische Drama von Celine Song ist zugleich ein überzeugendes und packendes Spielfilmdebüt und voller zärtlicher Poetik. Erzählerisch konzentriert sich der Film auf drei spezielle Zeitpunkte, die jeweils zwölf Jahre auseinander liegen, wobei die Handlung so geschickt und raffiniert gewoben ist, dass Langeweile nicht aufzukommen vermag. Dieser Film thematisiert eine Dreierbeziehung auf eine sehr unkonventionelle Art und Weise und kommt dabei ohne die üblichen Klischeehaften Darstellungen und Erzählstränge aus.

Eine faszinierende meditative Erzählweise liegt diesem Film zugrunde, die völlig unaufgeregt daherkommt. Es gibt keine klischeehaften Einteilungen in Gut und Böse. Er beschreibt vielmehr die facettenhafte Vielschichtigkeit von Emotionen im Angesicht der fortlaufenden Zeit. Wir erleben Menschen, die etwas zu sagen haben, angetrieben von glaubwürdigen Motivationen und Emotionen. Die Regisseurin betrachtet dabei die handelnden Figuren mit einer unglaublichen Zärtlichkeit. Es sind echte Menschen mit echten Gefühlen. In seinen stärksten Momenten schweigt dieser Film und verlässt sich vollständig auf die Kraft seiner Bilder. So ist denn auch zwangsläufig, dass dieser Film nicht mit einem spektakulären Ende abschließt, sondern vielmehr anrührend und zu Herzen gehend.