Der
grippekranke Petrov (Semyon Serzin) wird von seinem Freund Igor (Yuri
Kolokolnikov) auf einen langen Spaziergang mitgenommen, bei dem er
zwischen Fantasie und Realität hin und her schwankt. Nach und
nach tauchen Petrovs Kindheitserinnerungen wieder auf und beginnen
mit der Gegenwart zu verschwimmen. In diesen Erinnerungen geht es
vorrangig um einen Mann, der Klempner von Beruf ist und alltägliche
Momente in wunderbar seltsame japanische Comic-Szenarien verwandelt.
Seine Frau ist eine Bibliothekarin mit einer Vorliebe dafür,
Männer mit ihrem Küchenmesser zu töten...
Kirill
Serebrennikov gehört zu den kontroversesten Figuren des russischen
Künstlerszene. Er, der sowohl auf der Theaterbühne, als
auch auf der Kinoleinwand zu sehen ist, eckt mit seiner künstlerischen
Arbeit bewusst an und provoziert die herrschenden Eliten. Seine Spielfilme
pendeln zwischen verstörenden Bildern und schonungslosen gesellschaftlichen
Analysen. So auch in seinem neuen Film „Petrov's Flu - Petrow
hat Fieber“. Der Film ist grelles Sittengemälde der russischen
Gesellschaft, welches das Publikum sowohl verstört, als auch
fasziniert. Wie schon in seinen vergangenen Filmen, versucht sich
Kirill Serebrennikov auch in diesem Film an einer Symbiose aus Theater
und Film.
Die
zahlreichen schnittlosen Einstellungen sind großartig inszeniert
und werfen das Publikum unmittelbar in das Geschehen. Das verstärkt
die surreal anmutende Ungewissheit in diesem Film. Wahrheit wird zu
einer subjektiven Wahrscheinlichkeit. Was ist noch Realität,
was fiebriger Traum? Die Grenzen verwischen mit zunehmender Spieldauer.
In seiner ganz eigenen Logik verhaftet, spiegelt der Film die wahnhaften
Blasen moderner Gesellschaften wider, die sich im Untergang befinden.
Selten war Kino so ehrlich und zugleich erschreckend.