KINO | 18.03.2022

ROT

ROT erzählt die Geschichte von Mei Lee, einer selbstbewussten, etwas tollpatschigen 13-Jährigen, die zwischen der pflichtbewussten Tochter und dem Chaos der Jugend hin und her gerissen ist. Ihre beschützende, wenn nicht leicht übermächtige Mutter Ming ist immer in der Nähe ihrer Tochter – eine unangenehme Realität für den Teenager. Und als ob die Veränderungen ihrer Interessen, Beziehungen und ihres Körpers nicht genug wären, verwandelt sich Mei Lee immer dann, wenn sie sich zu sehr aufregt (was praktisch IMMER ist), in einen riesigen roten Panda!

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2021 Disney/Pixar

Die 13-jährige Mei Lee (Stimme im Orignal: Rosalie Chiang) ist auf den ersten Blick eine ganz normale Teenagerin mit den üblichen Problemen für ihr Alter. Die große Liebe ist meilenweit entfernt, es gibt nichts Wichtigeres als den heißesten Schultratsch und die Boyband 4*Town wird von Mei und ihren Freundinnen abgöttisch angehimmelt. Doch eine gigantische Sache unterscheidet sie dann doch vom Rest der anderen Jugendlichen: Wann immer in ihr die Emotionen hochkochen (was in der Pubertät gewissermaßen ständig passiert), verwandelt sie sich in einen übergroßen roten Panda. Das sorgt natürlich für allerlei Probleme, denn Mei schämt sich für ihren besonderen Zustand, der in den unpassendsten Momenten zum Vorschein kommt. Doch mit Hilfe ihrer Freundinnen lernt sie langsam mit ihrem großen Geheimnis umzugehen und entwickelt darüber hinaus auch mehr Unabhängigkeit, Selbstinitiative und Mut. Statt weiterhin Mamas kleiner Liebling zu sein, möchte sie ihren eigenen Weg gehen...

ROT von Regisseurin Domee Shi ist ein gelungener und wunderschön anzuschauender Disney/Pixar-Animationsfilm, der ebenso erfrischend wie unterhaltsam ernste gesellschaftliche Themen aufgreift und diese kindgerecht präsentiert. Nach LUCA präsentiert Disney/Pixar einen neuen handwerklich hochwertigen Animationsfilm, die sich thematisch sehr ähneln und Coming-of-Age- Geschichten darstellen. In beiden Filmen geht es um Selbstakzeptanz und Toleranz und ein übernatürliches Element der Verwandlung. Anders als bei LUCA, der vom Anderssein handelt, geht es in ROT um das Akzeptieren des eigenen Körpers und Generationenkonflikte in einer Migrantenfamilie. Das Ergebnis ist ein unterhaltsamer Animationsspaß, der das Thema sehr behutsam umsetzt, ohne jedoch auf witzige Szenen und jede Menge Situationskomik zu verzichten.

 

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ROT überzeugt nicht nur mit einer tollen Handlung und einer sehr ansprechenden Animation, sondern auch mit tollen Synchronsprecherinnen und -sprechern. Im Interview sprechen Christina Ann Zalamea und Collien Ulmen-Fernandes über ihre Tätigkeit als Synchronsprecherinnen für den neuen Disney/Pixar-Animationsfilm ROT, flauschige rote Pandas, Boybands und vieles mehr.

 

Die Regisseurin, lasst in das Drehbuch, dass sie zusammen mit Julia Cho das Drehbuch zu ROT geschrieben hat, ihre eigenen Kindheitserinnerungen einfließen. Der Film spielt in ihrer Jugendzeit und ihrer Heimatstadt, wobei das Zeit- und Lokalkolorit dieser Zeit sehr detailliert und mit viel Liebe für das Detail eingefangen wurde. Wer um die Jahrtausendwende Teenager war, wird in diesem Film sehr viele Dinge aus dieser Zeit wiedererkennen. Doch dieser nostalgische Blick dient in ROT keinen effekthascherischen Zwecken. Vielmehr geht es Domee Shi darum, die Handlung in diesem Film zu verstärken. Es geht um die Jugendkultur dieser Zeit, von Tamagotchis bis den unvermeidlichen Stickeralben. Doch dann ist da auch die Vorahnung der Zukunft. Die allgegenwärtigen kompakten Kameras und der ständige Prozess der Selbstinszenierung, dem sich niemand so leicht entziehen kann. Mei, die Hauptfigur in ROT, bewegt sich zwischen diesen Welten, genauso wie sie sich in einem Spannungsfeld zwischen mitgebrachten Familientraditionen und ihrem Alltag als Teenager bewegt.

Der riesige rote Panda dient dabei als klug ausgewählte Metapher für Pubertät. Der Körper verändert sich, animalischen Instinkte erwachen und Haare wachsen. Die Farbe Rot passt dabei sehr gut zu dem Zorn, den viele Teenager in der Pubertät auf alles und jeden verspüren. Der Film behandelt diese Pubertätsfragen sehr unterhaltsam und pointiert. Erwachsene können dabei herzlich lachen, wenn sie an die eigenen peinlichen Momente denken. Das jüngere Publikum lernt in ROT, dass jede noch so peinlich empfundene Situation vollkommen normal und alltäglich ist. Mei ist dabei die perfekte Hauptfigur. Sie ist ein wenig schräg, laut, quirlig und manchmal kleinlaut. Sie findet sich gleichzeitig hip und uncool und verkörpert die Widersprüche der Pubertät sehr schön. Auf der visuellen Ebenen lässt ROT kaum Wünsche offen. Die Figuren und die Welt von ROT sind hinreißend animiert und sehr detailreich.


ROT

Start: 11.03.22: Disney+ | FSK 6
R: Domee Shi | Animationsfilm
USA 2022 | Disney/Pixar


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