Zum
ersten Mal in der Filmgeschichte von Spider-Man ist die Identität
unseres freundlichen Helden aus der Nachbarschaft enthüllt –
was seine Pflichten als Superheld mit seinem normalen Leben in Konflikt
bringt und wodurch diejenigen, die ihm am meisten am Herzen liegen,
in Gefahr geraten.
Ein
normales Leben hat sich für Peter Parker alias Spider-Man (Tom
Holland) erledigt. Nachdem seine Identität bekannt wurde, kann
Peter nicht mehr unerkannt durch die Straßen New Yorks gehen.
Überall lauern neben Fans auch Gegner und die Presse, die es
auf ihn abgesehen haben. Quentin Beck alias Mysterio (Jake Gyllenhaal),
der Drahtzieher hinter den vergangenen Ereignissen, und der Krawall-Journalist
J. Jonah Jameson (J.K. Simmons) behaupten, dass Spider-Man ein Mörder
sei. Viele glauben diesen medial verbreiteten Lügen. Um wieder
ein Stück Normalität in sein Leben zu holen – und
in das Leben seiner Freunde MJ (Zendaya) und Ned (Jacob Batalon) –
wendet sich Peter in seiner Not an einen magischen Kollegen: Doctor
Strange (Benedict Cumberbatch) soll dafür sorgen, dass die Welt
vergisst, wer unter der Spider-Man-Maske steckt …
Eine
Rezension über „Spider-Man: No Way Home“, dem neuen
epochalen Werk aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU), zu schreiben,
ist nicht gerade einfach. Man möchte nicht die zahlreichen Wendungen
und Enthüllungen verraten, die diesem Film innewohnen. Das wäre
nicht nur sehr unhöflich für die zahlreichen Fans, sondern
würde auch die Spannung aus dem Film herausnehmen. Das hat dieser
Spielfilm nicht verdient, denn er ist sehr unterhaltsam, bietet tolle
Actionszenen und ergreifende Momente und überzeugt mit einer
atemberaubenden Handlung. Die Dynamik zwischen den Figuren in „Spider-Man:
No Way Home“ funktioniert sehr gut. Die klassische Mischung
aus lustigen und ernsten Szenen ist geschickt ausbalanciert.
In
dieser MCU-Hinsicht, ist dieser Film einer der besten MCU-Filme bis
zum heutigen Tag. Würde man an dieser Stelle die essentiellen
Überraschungen verraten, würde man dem Film nicht gerecht
werden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben ein Recht darauf, sich
bestmöglich von diesem Film unterhalten zu lassen. Doch da dieser
Film sehr viele narrative Ebenen hat, ist es gar kein Problem, sich
ihm auf eine vielfältige Art und Weise zu nähern. Innerhalb
des MCU ist „Spider-Man: No Way Home“ der dritte Film,
der sich in der Hauptsache mit Spider-Man beschäftigt.
Dient
in der Regel der erste Film einer solchen Trilogie dazu, die Figur
erzählerisch einzuführen und zu etablieren, muss man alle
drei Spider-Man Filme („Spider-Man: Homecoming“, „Spider-Man:
Far From Home“ und „Spider-Man: No Way Home“) in
ihrer Gesamtheit als erzählerische Etablierung von Spider-Man
im MCU sehen. Das ist so ungewöhnlich wie großartig. Erst
jetzt, nach Ende des dritten Solo-Films, ist Peter Parker menschlich
so gereift, dass es die Rolle des Spider-Man ausfüllen und leben
kann – mit allen Konsequenzen. Dieser Film beschreibt diese
Heldenreise und seinen schmerzhaften Weg dahin. „Spider-Man:
No Way Home“ ist vielerlei Hinsicht narrativ dicht gepackt.
Es gibt nicht nur einen Gegner für Spider-Man, sondern gleich
eine ganze Menge. Doch der Film vermeidet es geschickt, dass diese
vielen Charaktere im Hinblick auf die Handlung nicht zu viel sind.
Die Handlung wirkt an keiner Stelle überladen. Der Fokus findet
bei aller Action und bei so vielen Figuren immer wieder zurück
zu Peter Parker und seinen Problemen, die in diesem Film sehr zahlreich
sind.
Der
Film knüpft nahtlos an die Ereignisse aus „Spider-Man:
Far From Home“ an. Jener dramatische Augenblick, als Spider-Mans
Identität enthüllt wird. Für den Schüler Peter
Parker bedeutet dies eine Menge an Problemen. Er steht im Mittelpunkt
von strafrechtlichen Untersuchungen, ist eine weltweit bekannte Persönlichkeit
mit allen Schattenseiten, seine Beziehung zu MJ steht unter Druck
und seine berufliche Zukunft steht in den Sternen. Jeder seiner Schritte
wird von den Medien verfolgt. Was nun folgt, sind nachvollziehbare
Ereignisse, die jedoch die Welt für immer verändern werden.
Auf der tricktechnischen Ebene bietet der Film großes Action-Kino.
Das ist mitreißend wie faszinierend und sieht sehr gut aus.
Besonders die Techniken um Schauspieler digital zu verjüngen,
sind mittlerweile erschreckend gut ausgereift. Das Finale schließlich
an der Freiheitsstatur in New York ist mitreißend und großartig.
Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise.
Man
lacht, man weint, man zittert mit den Charakteren mit, nur langweilig
wird es nie. Der Erfolg von Spider-Man definiert sich über die
Tatsache, dass er eben ein ganz normaler Jugendlicher ist, der auch
mal falsche Entscheidungen trifft und scheitert. Er ist nicht perfekt
und das macht ihn so greifbar. So geht es dann auch in „Spider-Man:
No Way Home“ um Fehler, die man in der Vergangenheit machte
und darum, wie man damit leben kann und diese wiedergutmachen kann.
Der Film ist großes MCU-Popcorn-Kino mit einem hohen Unterhaltungswert
und einer anspruchsvollen Geschichte. Dieser Film ist der gelungene
Abschluss eins tollen MCU-Jahrs und macht zugleich große Freude
im Hinblick auf die Zukunft dieser so abwechslungsreichen und unterhaltsamen
Film- und Serienreihe, die 2022 mit drei Spielfilmen und spannenden
Serien fortgesetzt wird. Langweilig dürfte es also nicht werden.
SPIDER-MAN:
NO WAY HOME
Start:
15.12.21 | FSK 12
R: Jon Watts | D: Tom Holland, Zendaya, Benedict Cumberbatch
USA 2021 | Sony Pictures Germany