KINO | 22.12.2021

Spider-Man: No Way Home

Zum ersten Mal in der Filmgeschichte von Spider-Man ist die Identität unseres freundlichen Helden aus der Nachbarschaft enthüllt – was seine Pflichten als Superheld mit seinem normalen Leben in Konflikt bringt und wodurch diejenigen, die ihm am meisten am Herzen liegen, in Gefahr geraten.

von Richard-Heinrich Tarenz


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Ein normales Leben hat sich für Peter Parker alias Spider-Man (Tom Holland) erledigt. Nachdem seine Identität bekannt wurde, kann Peter nicht mehr unerkannt durch die Straßen New Yorks gehen. Überall lauern neben Fans auch Gegner und die Presse, die es auf ihn abgesehen haben. Quentin Beck alias Mysterio (Jake Gyllenhaal), der Drahtzieher hinter den vergangenen Ereignissen, und der Krawall-Journalist J. Jonah Jameson (J.K. Simmons) behaupten, dass Spider-Man ein Mörder sei. Viele glauben diesen medial verbreiteten Lügen. Um wieder ein Stück Normalität in sein Leben zu holen – und in das Leben seiner Freunde MJ (Zendaya) und Ned (Jacob Batalon) – wendet sich Peter in seiner Not an einen magischen Kollegen: Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) soll dafür sorgen, dass die Welt vergisst, wer unter der Spider-Man-Maske steckt …

Eine Rezension über „Spider-Man: No Way Home“, dem neuen epochalen Werk aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU), zu schreiben, ist nicht gerade einfach. Man möchte nicht die zahlreichen Wendungen und Enthüllungen verraten, die diesem Film innewohnen. Das wäre nicht nur sehr unhöflich für die zahlreichen Fans, sondern würde auch die Spannung aus dem Film herausnehmen. Das hat dieser Spielfilm nicht verdient, denn er ist sehr unterhaltsam, bietet tolle Actionszenen und ergreifende Momente und überzeugt mit einer atemberaubenden Handlung. Die Dynamik zwischen den Figuren in „Spider-Man: No Way Home“ funktioniert sehr gut. Die klassische Mischung aus lustigen und ernsten Szenen ist geschickt ausbalanciert.

In dieser MCU-Hinsicht, ist dieser Film einer der besten MCU-Filme bis zum heutigen Tag. Würde man an dieser Stelle die essentiellen Überraschungen verraten, würde man dem Film nicht gerecht werden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben ein Recht darauf, sich bestmöglich von diesem Film unterhalten zu lassen. Doch da dieser Film sehr viele narrative Ebenen hat, ist es gar kein Problem, sich ihm auf eine vielfältige Art und Weise zu nähern. Innerhalb des MCU ist „Spider-Man: No Way Home“ der dritte Film, der sich in der Hauptsache mit Spider-Man beschäftigt.


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Dient in der Regel der erste Film einer solchen Trilogie dazu, die Figur erzählerisch einzuführen und zu etablieren, muss man alle drei Spider-Man Filme („Spider-Man: Homecoming“, „Spider-Man: Far From Home“ und „Spider-Man: No Way Home“) in ihrer Gesamtheit als erzählerische Etablierung von Spider-Man im MCU sehen. Das ist so ungewöhnlich wie großartig. Erst jetzt, nach Ende des dritten Solo-Films, ist Peter Parker menschlich so gereift, dass es die Rolle des Spider-Man ausfüllen und leben kann – mit allen Konsequenzen. Dieser Film beschreibt diese Heldenreise und seinen schmerzhaften Weg dahin. „Spider-Man: No Way Home“ ist vielerlei Hinsicht narrativ dicht gepackt. Es gibt nicht nur einen Gegner für Spider-Man, sondern gleich eine ganze Menge. Doch der Film vermeidet es geschickt, dass diese vielen Charaktere im Hinblick auf die Handlung nicht zu viel sind. Die Handlung wirkt an keiner Stelle überladen. Der Fokus findet bei aller Action und bei so vielen Figuren immer wieder zurück zu Peter Parker und seinen Problemen, die in diesem Film sehr zahlreich sind.

Der Film knüpft nahtlos an die Ereignisse aus „Spider-Man: Far From Home“ an. Jener dramatische Augenblick, als Spider-Mans Identität enthüllt wird. Für den Schüler Peter Parker bedeutet dies eine Menge an Problemen. Er steht im Mittelpunkt von strafrechtlichen Untersuchungen, ist eine weltweit bekannte Persönlichkeit mit allen Schattenseiten, seine Beziehung zu MJ steht unter Druck und seine berufliche Zukunft steht in den Sternen. Jeder seiner Schritte wird von den Medien verfolgt. Was nun folgt, sind nachvollziehbare Ereignisse, die jedoch die Welt für immer verändern werden. Auf der tricktechnischen Ebene bietet der Film großes Action-Kino. Das ist mitreißend wie faszinierend und sieht sehr gut aus. Besonders die Techniken um Schauspieler digital zu verjüngen, sind mittlerweile erschreckend gut ausgereift. Das Finale schließlich an der Freiheitsstatur in New York ist mitreißend und großartig. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Reise.

Man lacht, man weint, man zittert mit den Charakteren mit, nur langweilig wird es nie. Der Erfolg von Spider-Man definiert sich über die Tatsache, dass er eben ein ganz normaler Jugendlicher ist, der auch mal falsche Entscheidungen trifft und scheitert. Er ist nicht perfekt und das macht ihn so greifbar. So geht es dann auch in „Spider-Man: No Way Home“ um Fehler, die man in der Vergangenheit machte und darum, wie man damit leben kann und diese wiedergutmachen kann. Der Film ist großes MCU-Popcorn-Kino mit einem hohen Unterhaltungswert und einer anspruchsvollen Geschichte. Dieser Film ist der gelungene Abschluss eins tollen MCU-Jahrs und macht zugleich große Freude im Hinblick auf die Zukunft dieser so abwechslungsreichen und unterhaltsamen Film- und Serienreihe, die 2022 mit drei Spielfilmen und spannenden Serien fortgesetzt wird. Langweilig dürfte es also nicht werden.


SPIDER-MAN: NO WAY HOME

Start: 15.12.21 | FSK 12
R: Jon Watts | D: Tom Holland, Zendaya, Benedict Cumberbatch
USA 2021 | Sony Pictures Germany


 


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