KINO | 02.07.2020

Suicide Tourist - Es gibt kein Entkommen

Als der Versicherungsagent Max beginnt, im Fall des verschwundenen Arthurs zu ermitteln, führt ihn seine Recherche auf die Spur des mysteriösen Aurora Hotels - ein Luxushotel, das mit geplanten und betreuten Suiziden wirbt.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Andreas Schlieter_DCM

Der Versicherungsmakler Max (Nikolaj Coster-Waldau) führte bis vor kurzem ein glückliches Leben mit seiner Frau Lærke (Tuva Novotny), doch nun leidet er an einem unheilbaren Gehirntumor und hat beschlossen, sich das Leben zu nehmen. Bislang ist er allerdings bei jedem seiner Versuche gescheitert. In dieser Situation nimmt eine Kundin (Sonja Richter) Kontakt zu ihm auf: Der Tod ihres Mannes Arthur wurde noch immer nicht aufgeklärt, aber so lange das nicht geschehen ist, kann sie seine Lebensversicherung nicht in Anspruch nehmen. Nun hat sie ein Video aus dem Hotel Aurora erhalten, das geplante und betreute Suizide anbietet. Grund genug für Max, aus eigenem Interesse in Kontakt mit dem Hotel zu treten. Doch wenn man einmal dort eingecheckt hat, gibt es kein Zurück mehr...

„Suicide Tourist - Es gibt kein Entkommen“ von Regisseur Jonas Alexander Arnby („When Animals Dream“) ist ein meditativer Film, welcher die Themen Verlust und Tod in seinem Mittelpunkt hat. Der Film springt zwischen verschiedenen Realitäts- und Zeitebenen und bedient sich einer sehr langsamen und ausführlichen Erzählweise. Er fordert den Zuschauer aktiv auf, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Das ist nicht immer einfach und fordernd, aber macht das nicht einen guten Film aus? Kann es so etwas wie einen würdevollen Tod geben? Und was wird aus dem Prinzip der begleiteten Sterbehilfe, wenn man es konsequent zu Ende denkt? Der Film zeigt sehr schön, wie aus humanistischen Prinzipien sehr schnell totalitäre und repressive Strukturen entstehen.


© Andreas Schlieter_DCM

„Suicide Tourist - Es gibt kein Entkommen“ ist kein klassischer Thriller. Der deutsche Titel ist da etwas missverständlich. Der Film ist nicht eindeutig und lässt viele Interpretationen zu. Aber vielleicht gibt es ja auch nicht die eine wahre Erklärung. Das bleibt jedem Zuschauer selber überlassen. Herkömmliche Genreeinteilungen lassen sich auf diesen Film nur schwer anwenden. Heimlicher Star des Films ist die grandiose Naturlandschaft. Zusammen mit einer sehr melancholischen Grundstimmung vermittelt der Film dem Zuschauer das Gefühl von Erfüllung und Angst. Zwei widerstrebende Emotionen, die sich Bahn brechen. Der Film bietet über weite Teile eher konventionelle Handlungs-Kost. Es ist die Geschichte eines verzweifelten Mannes und seiner Suche nach dem Sinn des Lebens im Angesicht des unabwendbaren Todes. Zugleich ist es ein eher traditionelles Sterbehilfe-Drama. Doch kurz vor Ende des Films kippt der Film in eine surreale Stimmung.

Zuvor kaum Hinweise auf diese Wendung, vielleicht abgesehen von der skurrilen Bio-Beerdigungs-Beraterin. Zuvor wird in Rückblenden die Geschichte von Max erzählt, seine Beziehung zu seiner geliebten Frau, seine Selbstmordversuche, seine Konfrontation mit dem Unabwendbaren. Hier kommt das grandiose Schauspiel von Nikolaj Coster-Waldau („Game of Thrones“ ins Spiel. Er spielt großartig diese introvertierten Menschen mit einer Intensität, die den Zuschauer mitreißt und unweigerlich emotional in das Geschehen reißt. Er bedient sich in seiner Darstellung von Max bewusst den leisen Tönen und macht aus ihm eine faszinierende Figur, der man doch nie so wirklich nahekommt. „Suicide Tourist - Es gibt kein Entkommen“ ist ein gelungener Film, der den Zuschauer fordert und keine simplen Antworten liefert und sich einer wunderschönen Bildsprache bedient.


SUICIDE TOURIST - Es gibt kein Entkommen

Dänemark, Deutschland, Norwegen, Frankreich, Schweden 2019 | DCM Filmdistribution | Start: 02. Juli 2020 (FSK 12)
R: Jonas Alexander Arnby | D: Nikolaj Coster-Waldau, Tuva Novotny, Kate Ashfield, Robert Aramayo


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