KINO | 17.11.2021

TAGUNDNACHTGLEICHE

Alexander konnte oder wollte sich noch nie so richtig verlieben. Bislang hat er sich stets mit flüchtigen Beziehungen arrangiert – bis zu dem Tag, als er in der Varietékünstlerin Paula die große Liebe zu entdecken glaubt. Mit ihr empfindet er ein nie dagewesenes Glück. Doch der ungewohnte Traum einer gemeinsamen Zukunft findet mit Paulas plötzlichem Tod ein jähes Ende.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Tamtam Film Eva Katharina Buehler

Alexander (Thomas Niehaus) ist seit jeher ewiger Junggeselle und hat sich noch nie so richtig in eine Frau verliebt. Ihm haben flüchtige Beziehungen und (Bett-) Bekanntschaften gereicht. Als er jedoch die Varietékünstlerin Paula (Aenne Schwarz) kennenlernt, denkt Alexander, dass er mit ihr die Frau gefunden hat, mit der er den Rest seines Lebens verbringen will. Als Paula unerwartet verstirbt, lösen sich alle Träume und Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft in Schall und Rauch auf. Marlene (Sarah Hostettler), die Schwester von Paula, bringt ihm daraufhin eine Version von Paula näher, die ganz und gar nicht der Frau entspricht, die er einst lieben lernte. Marlene wiederum wird neugierig auf den Mann, den ihre Schwester kurz vor ihrem Tod traf. Durch die gemeinsame Trauer für die gleiche Frau kommen sich die beiden einsamen Herzen näher und Alexander gerät in eine Zwickmühle: Für wen soll er sich entscheiden? Für eine tote Frau, von der er nur noch ein Foto hat oder für Marlene, die immer mehr Gefühle für ihn entwickelt?

„Tagundnachtgleiche“ ist das gelungene Spielfilmdebüt von Lena Knauss. Der Film ist eine interessante Mischung aus Liebesromanze und Drama. Die Balance zwischen ernsten und heiteren Momenten funktioniert sehr gut. Es ist ein zutiefst menschlicher Film, der die Themen Liebe Verlust und das Leben thematisiert. Der Film ist sehr schön inszeniert und besticht mit wunderschönen stimmungsvollen Bildern. Die Suche nach einer idealisierten Liebe, die in Reinform niemals zu finden ist, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Dabei ist Alexander, die Hauptfigur in „Tagundnachtgleiche“ ein ambivalenter Charakter.

Er ist kein klassischer Sympathieträger, doch das hindert den Zuschauer nicht, eine emotionale Bindung mit ihm einzugehen. Seine Motivation ist klar erkenn- und spürbar. Thomas Niehaus verkörpert mit seinem großartigen Schauspiel treffend die verzweifelte Sehnsucht eines Menschen nach der Frau seiner Träume. Die Dialoge sind in diesem Film sehr reduziert. Dies vermittelt eine große Kühle, die durch die großen Emotionen kontrastiert wird, die in den Gesichtern der beteiligten Personen durchscheint. Ein großes Lob gilt dabei Eva Katharina Bühler für ihre großartige Kameraarbeit. „Tagundnachtgleiche“ ist ein sperriger Film im positiven Sinne des Wortes und zugleich sehr sehenswert und interessant.


TAGUNDNACHTGLEICHE

Start: 18.11.21 | FSK 16
R: Lena Knauss | D: Thomas Niehaus, Sarah Hostettler, Aenne Schwarz
Deutschland 2020 | Farbfilm


 


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