KINO | 21.10.2021

The French Dispatch

THE FRENCH DISPATCH erweckt eine Sammlung von Geschichten aus der letzten Ausgabe einer amerikanischen Zeitschrift zum Leben, welche in einer fiktiven französischen Stadt im 20. Jahrhundert erscheint.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation All Rights Reserved.

Das amerikanische Magazin The French Dispatch ist ein Ableger der Zeitung Liberty, Kansas Evening Star, dessen Redaktion sich in der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé befindet. Gegründet wurden der Evening Star und der French Dispatch von Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray), der das Magazin 50 Jahre lang leitete und nun verstorben ist. Seine Angestellten erinnern sich an Howitzer zurück und vier große Geschichten, die in der Zeitung veröffentlicht wurden, werden zum Leben erweckt: Der im Gefängnis sitzende Maler Moses Rosenthaler (Benicio del Toro) findet in seiner Wärterin Simone (Lea Seydoux) Muse und Model. Die Reporterin Lucinda Krementz (Frances McDormand) beginnt eine Affäre mit dem Revoluzzer Zeffirelli (Timothée Chalamet) und zweifelt an ihrer journalistischen Integrität. Ein radelnder Reporter schreibt Reiseberichte aus den schlimmsten Ecken der Stadt, und als der Sohn des Kommissars (Mathieu Amalric) entführt wird, kann ihn nur der Koch retten...

Der US-amerikanische Regisseur Wes Anderson ist ein Cineast, an dem sich die Geister scheiden. Sein ganz spezieller visueller Stil, seine Art Filme zu machen, wird von vielen Menschen auf der ganzen Welt geliebt. Seine Filme sind in ihrer Komposition einzigartig. Andere Menschen hingegen können seinen Filmen nur wenig abgewinnen. Doch soll Kunst nicht polarisieren, zu Diskussionen anregen? Wes Anderson steht für den künstlerischen Faktor, wenn es um Spielfilme geht. Beide Aspekte, das kommerzielle Popcornkino und das künstlerische Kino sind Teil einer großen Familie. Hieraus sollte kein Widerspruch erwachsen, sondern eine sich gegenseitig inspirierende Synthese. „The French Dispatch“ ist ein klassischer Wes Anderson-Film, der mit einem atemberaubenden Cast aufwartet und jede Menge skurrile und lustige Episoden darbietet. Eine übergreifende Handlung oder komplex gezeichnete Charaktere finden sich hingegen nicht in diesem Spielfilm, doch darauf kommt es auch gar nicht an.

Der Film ist eine liebevolle Hommage an die goldene Ära der Intellektuellenmagazine im Stil des „The New Yorker“. Dabei bietet der Film so viele erzählerische und visuelle Schauwerte und Ebenen, dass man ihn wohl mehrmals anschauen muss, um alle noch so kleinen Details zu entdecken und zu genießen. Inhaltlich besteht „The French Dispatch“ aus drei Episoden, die wie filmische Artikel aus den oben beschriebenen Magazinen wirken. Das ist großartig in Szene gesetzt und gefilmt. Über die Jahre hat Wes Anderson seinen visuellen erzählerischen Stil weiterentwickelt und verfeinert. Eine Entwicklung, die nun brillant in „The French Dispatch“ kulminiert. Die Räume sind exzessiv bin in das letzte Detail ausgestattet. Über den Cast in diesem Film zu reden ist eine Sache für sich. Einfacher wäre es zu schreiben, wer nicht mitgespielt hat. Selbst in den allerkleinsten Rollen sind noch große Stars zu finden. Man sollte sich daher einfach überraschen lassen und genießen. „The French Dispatch“ ist ein typischer Wes Anderson Film und bietet wundervoll-skurrile Unterhaltung.


THE FRENCH DISPATCH

Start: 21.10.21 | FSK 12
R: Wes Anderson | D: Timothée Chalamet, Léa Seydoux, Bill Murray
USA, Deutschland 2021 | Walt Disney Germany


 


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