KINO | 06.04.2022

The Innocents

In einer norwegischen Hochhaussiedlung entdecken vier Kinder beim Spielen, dass sie besondere Fähigkeiten besitzen: Sie können stumm miteinander kommunizieren und die Welt um sich herum manipulieren. Ein flirrend heißer Sommer voller Möglichkeiten tut sich den Freunden auf. Während die Erwachsenen nicht hinschauen, erproben die Kinder ihre neu gewonnene Macht.

von Franziska Keil


© Mer Film

Die Geschwister Ida (Rakel Lenora Fløttum) und Anna (Alva Brynsmo Ramstad) ziehen mit ihren Eltern in eine Hochhaussiedlung. Ida kann der neuen Umgebung wenig abgewinnen, ihr Ärger entlädt sich dabei auch an ihrer älteren Schwester, die an einer Form von Autismus leidet und darum nicht spricht. Auf dem Spielplatz der Siedlung findet Ida neue Freunde, Aisha (Mina Yasmin Bremseth Asheim) und Ben (Sam Ashraf). Der eine hat telepathische, der andere hat telekinesische Kräfte. Ihr Einsatz erfolgt zu mitunter grausamen Zwecken. Unschuldig ist hier schon bald niemand mehr...

„The Innocents“ von Regisseur Eskil Vogt („Blind“) ist ein so faszinierendes wie verstörendes cineastisches Meisterwerk. Der Film ist gnadenlos böse und nichts für schwache Nerven und ein in seiner Machart radikales filmisches Werk. Auch wenn die Hauptfiguren in „The Innocents“ „nur“ Kinder um die 10 Jahre sind, macht dieser Umstand das Grauen für die Zuschauerinnen und Zuschauer noch größer. Diesen telekinetisch und telepathisch begabten Kindern zuzusehen ist harte Kost, die einen auch nach dem Abspann nach nahezu zwei Stunden beschäftigt. Diesen Film wird man so schnell nicht vergessen. Dich Schockszenen in „The Innocents“, und es sind nicht wenige in diesem Film, dienen nicht der simplen Schocklogik. Sie verdeutlichen die innere Logik der Kinder, die so folgerichtig wie grausam und gnadenlos ist. Sie sind frei von einer Moral der Erwachsenen, die im gesellschaftlichen Alltag schon längst versagt hat und nicht mehr als Vorbild taugt.

Dabei ist die Prämisse von „The Innocents“ so simpel wie innovativ. Der Film entführt die Zuschauerinnen und Zuschauer in die geheime und fremde Welt von Kindern. Eine Welt, die für Erwachsene oftmals völlig fremd und unverständlich erscheint. Dabei ist der Film stets sehr nah an den Kindern und verliert sich nicht in billigen Klischees. Da ist kein Raum für bekannte Superhelden-Motive. Ebenso wertet dieser Film nicht. Die Kinder sind nicht teuflisch böse. Sie sind in ihrem jungen Alter lediglich frei von Gut und Böse und der gesellschaftlichen Moral. Dieser Film schockiert und regt zum Nachdenken an. Danach sieht man Kinder mit Sicherheit mit anderen Augen. „The Innocents“ ist ein großartiges filmisches Meisterwerk, dass schon jetzt ein Klassiker ist.


THE INNOCENTS

Start: 14.04.22 | FSK 16
R: Eskil Vogt | D: Rakel Lenora Fløttum, Alva Brynsmo Ramstad, Mina Yasmin, Bremseth Asheim
Norwegen, Schweden, Dänemark 2021 | capelight pictures


 


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