KINO | 09.02.2022

TOD AUF DEM NIL

Meisterdetektiv Hercule Poirot schließt sich einer bunt gemischten Reisegruppe an, die auf einem Dampfer den Nil bereist. Es kommt zum Mord an der schönen und reichen Linnet Doyle, doch die Hauptverdächtige - Jacqueline de Bellefort, der Linnet ihren Verlobten Simon weggeschnappt hat – hat zum Tatzeitpunkt ein Alibi. Poirot nimmt die Ermittlungen auf und muss unter den zahlreichen anderen Verdächtigen den Täter finden.

von Franziska Keil


© 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Hercule Poirot (Kenneth Branagh) schließt sich einer bunt gemischten Reisegruppe an, die auf einem Dampfer den Nil bereist. Auf der Fahrt kommt es zum Mord an der schönen und reichen Linnet Doyle (Gal Gadot), doch die Hauptverdächtige – Jacqueline de Bellefort (Emma Mackey), der Linnet ihren Verlobten Simon Doyle (Armie Hammer) weggeschnappt hat – hat zum Tatzeitpunkt ein Alibi. Poirot nimmt die Ermittlungen auf und muss unter den zahlreichen anderen Verdächtigen, darunter Linnets Dienstmädchen Louise Bourget (Rose Leslie), ihr Treuhänder Andrew Katchadourian (Ali Fazal) und die berühmte Marie Van Schuyler (Jennifer Saunders), den Tätern finden...

Mit „Tod auf dem Nil“ präsentiert Regisseur Kenneth Branagh seine zweite Agatha-Christie-Adaption und kann mit originellen Ansätzen aufwarten. Auch wenn der Spielfilm in Sachen Atmosphäre und Optik mit der 1978-Verfilmung mithalten kann, bietet er spannende Thriller-Unterhaltung und einen spielfreudigen Cast. Kenneth Branagh geht mit dieser Verfilmung bewusst eigene erzählerische Wege und legt einen Schwerpunkt auf das angeknackste Seelenleben von Meisterdetektiv Hercule Poirot, den er selber sehr gekonnt spielt. Dieser interessante Ansatz wurde bereits in „Mord im Orient-Express“ erkundet, was zu Kosten der Ermittlungsarbeit ging. „Tod auf dem Nil“ geht diesbezüglich noch einen Schritt weiter und bringt den Zuschauerinnen und Zuschauern das Innenleben des exzentrischen Schnauzbartträgers nahe, dem Rückschläge persönlich sehr treffen und belasten.


© 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Dieser Ansatz funktioniert sehr gut, weil Kenneth Branagh das Seelenleben des Meisterdetektivs sehr gut inszeniert und spielt. Man kann geradezu die quälende Getriebenheit von Poirot mit Händen greifen und spüren, wenn er versucht den Mord aufzuklären. Auf der anderen Seite ist „Tod auf dem Nil“ natürlich auch eine klassische Whodunit-Geschichte. Der Spielfilm kann die Balance zwischen diesem klassischen Genre-Ansatz und der Poirot-Charakterstudie über weite Teile sehr gut halten. Die Aufklärung des Mordes gestaltet sich dabei so kurzweilig wie spannend. Schauspielerisch kann neben Kenneth Branagh vor allen Dingen Emma Mackey (Eiffel in Love“) als eifersüchtige Ex überzeugen.

„Tod auf dem Nil“ von Regisseur Kenneth Branagh basiert auf dem gleichnamigen Roman der britischen Schriftstellerin Agatha Christie aus dem Jahre 1937. Er wurde zunächst für das Theater adaptiert und mehrfach verfilmt, unter anderem 1978 mit Peter Ustinov in der Rolle des Hercule Poirot. Jene Verfilmung ist bis zum heutigen Tag stilprägend für Agatha Christie – Verfilmungen. In diesem Zusammenhang ist auch die Verfilmung von „Mord im Orient-Express aus dem Jahre 1974 zu beachten. Beide Spielfilme sind auf DVD und Blu-ray erhältlich und glänzen mit einem tollen Cast. Auch nach fast 50 Jahren sind diese beiden Filme sehenswert und ermöglichen einen spannenden Vergleich mit den beiden Kenneth Branagh – Verfilmungen der letzten Jahre.


© 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Verantwortlich für „Tod auf dem Nil“, aber auch für „Mord im Orient-Express“ sind die gleichnamigen Bücher der britischen Schriftstellerin Agatha Christie. verkaufte Weltauflage ihrer Bücher soll über zwei Milliarden betragen, womit sie zu den erfolgreichsten Autoren und Autorinnen der Literaturgeschichte zählt. Bekannt wurde sie vor allem durch eine große Anzahl von Kriminalromanen und Kurzgeschichten, die auch mehrfach mit großem Erfolg für Kino und Fernsehen verfilmt sowie für die Bühne adaptiert wurden. Ihre bekanntesten literarischen Schöpfungen sind der belgische Detektiv Hercule Poirot mit seinem Freund Arthur Hastings sowie die legendäre Miss Marple. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit unterstützte Agatha Christie ihren zweiten Ehemann, den Archäologen Max Mallowan, bei seinen Ausgrabungen im Nordirak und in Syrien, insbesondere bei der Restaurierung prähistorischer Keramiken und der Fotodokumentation der Funde. Sie trug maßgeblich zur Finanzierung dieser Expeditionen bei.

Im Laufe der Zeit schrieb Agatha Christie insgesamt 66 Kriminalromane, aber auch Kurzgeschichten und Bühnenwerke. Gängige Schätzungen, nach Angaben der Erben und der Verlage, gehen von einer verkauften Gesamtauflage von über zwei Milliarden Büchern weltweit aus. Dem Index Translationum der UNESCO zufolge belegt sie mit großem Abstand Platz 1 auf der Liste der meistübersetzten Autoren. Sie gilt als die erfolgreichste Kriminalschriftstellerin der Welt. Wegen dieses Erfolges nennt man sie auch die „Queen of Crime“. In einem 1992 versteigerten Brief erklärte Agatha Christie, ihre Detektivgeschichten seien ein “direct descendant of the old morality play, representing a battle against evil and a combat on behalf of the innocent” („direkter Abkömmling des altbekannten Moralstückes, das einen Kampf gegen das Böse und für die Unschuldigen schildert“). Sie reagierte damit auf die Frage eines Anhängers, der befürchtet hatte, ihre Romane könnten Verbrechen begünstigen. Auch 46 Jahre nach ihrem Tod sind die Werke von Agatha Christie einen Blick wert und bieten spannende Unterhaltung.


TOD AUD DEM NIL

Start: 10.02.22 | FSK 12
R: Kenneth Branagh | D: Kenneth Branagh, Gal Gadot, Emma Mackey
USA 2022 | Walt Disney Germany


 


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