KINO | 30.06.2021

Vor mir der Süden

Der deutsche Filmemacher Pepe Danquart setzt sich in seinem Dokumentarfilm „Vor mir der Süden“ mit dem Dichter Pier Paolo Pasolini auseinander. Dieser umrundete im Jahr 1959 in einem Fiat Millecento die italienische Küste und schrieb seine Erlebnisse nieder. 60 Jahre später nimmt auch Danquart diese Reise in einem Fiat auf sich und beobachtet, was sich seitdem verändert hat.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Neue Visionen Filmverleih

E1959, Italien. Pier Paolo Pasolini setzt sich im ligurischen Badeort Ventimiglia in seinen Fiat Millecento und umrundet einmal die italienische Küste. Der Form des berüchtigten Stiefels folgend fährt er 3.000 Kilometer bis hinauf nach Triest. Seine außergewöhnliche Reise gilt 60 Jahre später als einzigartiges Dokument europäischer Kulturgeschichte. Das im Zeichen des Wirtschafts-wunders und des beginnenden Massentourismus prosperierende Italien beschrieb Pasolini mit einer großen Portion Hellsichtigkeit, Empathie und Witz. In „Vor mir der Süden“ begibt sich der deutsche Filmemacher Pepe Danquart auf Pasolinis Spuren. Die damalige Umrundung unternimmt auch Danquart als fliegender Flaneur im Fiat Millecento und blickt auf Umbrüche – nicht nur in einem Land, sondern auf einem ganzen Kontinent. So viel lässt sich über Europa erzählen, schaut man nur einmal genauer auf sein Eingangstor: Italien. Wo früher der Massentourismus die Menschenströme durch die Ferienorte schleuste, überrennen nun Millionen Individualreisende die Schauplätze des historisch-mediterranen Italien. Wo einst Aufbau herrschte, strömen nun Waren und Dramen an die Küstenorte der Apennin-Halbinsel…

„Vor mir der Süden“ von Regisseur Pepe Danquart („Herr Lehmann“) ist eine packende und sehenswerte Dokumentation, welche den Zuschauer mit auf eine bildgewaltige Reise mitnimmt. Dieser Dokumentarfilm handelt von einer Reise im Jahre 1959. Damals hat sich der aufstrebende Schriftsteller Pier Paolo Pasolini auf den Weg gemacht und ist entlang der Küste vom Ligurischen Meer über Sizilien bis Triest gereist, „um die gesellschaftlichen Veränderungen zu dokumentieren“. Pepe Danquart hat diese Reise noch einmal gemacht. Das Resultat ist diese Dokumentation. Es ist eine cineastische Auseinandersetzung mit einem Pasolini und zugleich eine Reise in die Gedankenwelt des Regisseurs. Vieles an dieser Dokumentation ist intuitiv, emotional, sphärisch. Man erahnt die Faszination des Vergangenen und den Wehmut. So kann, ja so sollte Kino sein.


VOR MIR DER SÜDEN

Start: 01.07.21 | FSK 0
R: Pepe Danquart | Dokumentation
Deutschland 2020 | Neue Visionen Filmverleih



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