E1959,
Italien. Pier Paolo Pasolini setzt sich im ligurischen Badeort Ventimiglia
in seinen Fiat Millecento und umrundet einmal die italienische Küste.
Der Form des berüchtigten Stiefels folgend fährt er 3.000
Kilometer bis hinauf nach Triest. Seine außergewöhnliche
Reise gilt 60 Jahre später als einzigartiges Dokument europäischer
Kulturgeschichte. Das im Zeichen des Wirtschafts-wunders und des beginnenden
Massentourismus prosperierende Italien beschrieb Pasolini mit einer
großen Portion Hellsichtigkeit, Empathie und Witz. In „Vor
mir der Süden“ begibt sich der deutsche Filmemacher Pepe
Danquart auf Pasolinis Spuren. Die damalige Umrundung unternimmt auch
Danquart als fliegender Flaneur im Fiat Millecento und blickt auf
Umbrüche – nicht nur in einem Land, sondern auf einem ganzen
Kontinent. So viel lässt sich über Europa erzählen,
schaut man nur einmal genauer auf sein Eingangstor: Italien. Wo früher
der Massentourismus die Menschenströme durch die Ferienorte schleuste,
überrennen nun Millionen Individualreisende die Schauplätze
des historisch-mediterranen Italien. Wo einst Aufbau herrschte, strömen
nun Waren und Dramen an die Küstenorte der Apennin-Halbinsel…
„Vor mir der Süden“ von Regisseur
Pepe Danquart („Herr Lehmann“) ist eine packende und sehenswerte
Dokumentation, welche den Zuschauer mit auf eine bildgewaltige Reise
mitnimmt. Dieser Dokumentarfilm handelt von einer Reise im Jahre 1959.
Damals hat sich der aufstrebende Schriftsteller Pier Paolo Pasolini
auf den Weg gemacht und ist entlang der Küste vom Ligurischen
Meer über Sizilien bis Triest gereist, „um die gesellschaftlichen
Veränderungen zu dokumentieren“. Pepe Danquart hat diese
Reise noch einmal gemacht. Das Resultat ist diese Dokumentation. Es
ist eine cineastische Auseinandersetzung mit einem Pasolini und zugleich
eine Reise in die Gedankenwelt des Regisseurs. Vieles an dieser Dokumentation
ist intuitiv, emotional, sphärisch. Man erahnt die Faszination
des Vergangenen und den Wehmut. So kann, ja so sollte Kino sein.