KINO | 10.02.2023

WAR SAILOR

Atlantik, 1939: Als deutsche U-Boote bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ihr Handelsschiff angreifen, versuchen zwei norwegische Seeleute und beste Freunde, in der Hoffnung ihre Familien jemals wiederzusehen, zu überleben.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Roxana Reiss DCM

Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, arbeiten Alfred (Kristoffer Joner), ein frisch verheirateter Vater von drei Kindern, und sein Jugendfreund Sigbjørn (Pål Sverre Hagen) auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik. Ihr Schiff, das eigentlich nicht dafür vorgesehen war, jemals an einem Krieg teilzunehmen, wird dafür instrumentalisiert. Plötzlich finden sie sich an der Front wieder, kämpfen in Zivilkleidung und ohne Waffen, als ihr Schiff von deutschen U-Booten angegriffen wird. Gleichzeitig befindet sich Alfreds Frau Cecilia (Ine Marie Wilmann) zusammen mit den Kindern zu Hause in Bergen und versucht, die Familie durch die Kriegswirrungen zu bringen. Eine Wiedervereinigung der Familie scheint in immer weitere Ferne zu rücken...

WAR SAILOR von Regisseur Gunnar Vikene ist ein ungewöhnlicher Kriegsfilm, der mit einer spannenden Handlung punktet und genretypische Pfade verlässt und neue Wege geht. Das ist so erfrischend wie spannend. Der Spielfilm ist keine simple Ansammlung von gewaltigen Materialschlachten, brutalen Kriegsszenen und heroischen Momenten. Vielmehr geht es in diesem packenden Film um ein Einzelschicksal und den Umstand, was Krieg mit Familien und sozialen Bindungen macht. So spiegelt sich die großen historischen Momente in sehr intimen Einblicken in die Biographien von einfachen Menschen, die in die brutale Maschinerie des Krieges geworfen werden. Das ist so berührend wie spannend und zudem toll gespielt.

Zugleich ist dieser Film ein starkes Plädoyer für die Kraft der Familie und der Freundschaft. Menschen, die in alle Winder zerstreut sind, um ihr nacktes Leben kämpfen, und versuchen wieder zueinander zu finden. Davon handelt dieser Film im Kern. Der Film beginnt Ende der 1930er Jahre und zeichnet die Folgen des Krieges bin in die 1970er Jahre hinein. Zeit und Raum sind fragmentiert, die Handlung macht mitunter große Sprünge diesbezüglich. Das spiegelt die Entwurzelung und die Entfremdung der Menschen in diesem Film wider. Das ist faszinierend mitanzusehen, macht es jedoch schwer, eine emotionale Bindung zu den Hauptfiguren aufzunehmen. Der bislang teuerste norwegische Film geht diesen Weg konsequent und beeindruckt mit einer aufwendigen Ausstattung und Logistik. Vergleiche mit „Dunkirk“ von Christopher Nolan bieten sich an, was den Naturalismus des Films anbelangt. Doch wo „Dunkirk“ den Krieg betrachtet, thematisiert WAR SOLDIER die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen.


WAR SAILOR

Start: 09.02.23 | FSK 12
R: Gunnar Vikene | D: Kristoffer Joner, Ine Marie Wilmann
Norwegen, Deutschland, Malta 2021 | DCM Filmdistribution


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