KINO | 09.02.2022

Was geschah mit Bus 670?

Zentral-Mexiko: Zusammen mit einem Freund begibt sich der Teenager Jesús mit dem Bus 670 in Richtung der US-amerikanischen Grenze, durch deren riskante Überquerung sich viele Mexikaner ein besseres Leben versprechen. Als mehrere Monate später die Leiche des Freundes auftaucht und auch von Jesús jegliches Lebenszeichen fehlt, gibt seine Mutter die Hoffnung nicht auf und macht sich trotz aller Warnungen auf die Suche nach ihrem Sohn.

von Franziska Keil


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Zentral-Mexiko: Teenager Jesús (Juan Jesús Varela) und ein Freund wollen es gemeinsam in die USA schaffen, wo sie ein besseren Leben haben wollen als in ihrer Heimat. Sie nehmen den Bus 670, der zur US-amerikanischen Grenze fährt. Monate später findet man die Leiche von Jesús' Freund, während von ihm jede Spur fehlt. Seine Mutter Magdalena (Mercedes Hernández) denkt aber gar nicht daran, die Hoffnung aufzugeben. Entgegen aller Warnungen zieht sie los, um ihren Sohn zu finden. Magdalena reist nach Nord-Mexiko, eine Todeszone, wo es so gefährlich ist wie an kaum einem anderen Ort der Welt. Hier begegnet sie Menschen, die sich ebenfalls fragen, was aus ihren Familienmitgliedern geworden ist. Jesús' Schicksal ist kein Einzelfall. Nach und nach nähert sich Magdalena der Wahrheit…

Nach mehrfachen, durch die Pandemie bedingten, Verschiebungen, kommt nun mit „Was geschah mit Bus 670?“ ein so bemerkenswerter wie aufrüttelnder Spielfilm in die Kinos, den man sich entgehen lassen sollte. Der Film von Regisseurin Fernanda Valadez beleuchtet ein Thema, das erschreckender nicht sein könnte. Fast 100.000 Menschen gelten in offiziell als vermisst. Diese unfassbare Zahl rückt den Film in einen gesellschaftlich relevanten Kontext. Anhand eines erschütternden Einzelschicksals wirft er sein Licht auf eine Gesellschaft, die in Gewalt, Kriminalität und Korruption versinkt. Es ist ein hochpolitischer Film, der seine Kraft aus den Menschen zieht, die am meisten von diesen katastrophalen Missständen betroffen sind – den einfachen Frauen und Männern, die täglich darunter leiden.

Die Regisseurin macht dabei von Anfang an keinen Hehl aus dem Umstand, dass dieser Film politisch ist: Zwei mexikanische Teenager machen sich auf den Weg in das scheinbar gelobte Land. Sie wollen nach Arizona. Doch sie kommen dort nie an. Als ihre Mütter bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgeben wollen, zeigen die Beamten ihnen dort einen dicken Ordner mit den Fotos von nicht identifizierten Leichen. Eine Gruppe, die 52.000 Tote umfasst. Was nun folgt ist der verzweifelte Kampf einer Mutter für Gerechtigkeit. Inszenatorisch kontrastieren ruhige, statische Szenen die inhaltliche Schwere des Films und erinnern an einen Dokumentarfilm. „Was geschah mit Bus 670?“ ist großes Kino. Es rüttelt auf, fasziniert und bewegt. Diesen Film sollte man sich nicht entgehen lassen.


WAS GESCHAH MIT BUS 670?

Start: 10.02.22 | FSK 16
R: Fernanda Valadez | D: Mercedes Hernández, David Illescas, Juan Jesús Varela
Mexiko, Spanien 2019 | MFA


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