KINO | 20.05.2020

WAS TUN

Ein Dokumentarfilm, in dem eine junge Zwangsprostituierte interviewt wird, ändert das Leben von Michael Kranz für alle Zeiten. Er will, nach dem er mit dem unfassbaren Leid dieser jungen Frau konfrontiert wurde, die Augen vor diesem Unrecht verschließen, sondern etwas unternehmen. Die Folge ist eine filmische Reise, die den Regisseur mit Kinderprostitution, Menschenhandel und Armut in Bangladesch konfrontiert. Zugleich ist eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele und eine zutiefst persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz. Das Ergebnis dieser Odyssee wurde nun auf dem 35. DOK.fest München gezeigt.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Sparkling Pictures

Es gibt Filme die weh tun und dorthin gehen, wo man sich nur selten verirrt. „Was tun“ ist ein solcher Film. Er führt den Zuschauer in das Reich der Finsternis – in die dunklen bedrückenden Abgründe der menschlichen Seele. Es geht um Kinderprostitution, Menschenhandel und eine zum Himmel schreiende Armut. Es zeigt das Schlimmste im Menschen. Aber zugleich zeigt es auch das Gute im Menschen. Menschen, die selbstlos anderen Menschen helfen und sich nicht mit diesen Zuständen abfinden wollen und helfen. Dieser Film tut weh und er zwingt den Zuschauer sich über diese Themen Gedanken zu machen. Den Zuschauern, die in wohlgeordneten Verhältnissen im Wohlstand leben und sich nicht vorstellen, unter welchen menschenunwürdigen tagtäglich vielen Millionen Menschen auf diesem Planeten dahinvegetieren.

Es ist die Geschichte von Michael Krenz, der zufällig mit diesem Leid konfrontiert wird und eben nicht das Fernsehen ausschaltet und verdrängt, sondern der etwas ändern will. Er macht sich auf den Weg nach Bangladesch und begibt sich in eine abenteuerliche Odyssee, an deren Ende die Welt ein klein wenig besser geworden ist. „Verändere Dich - und Du veränderst die Welt.“ Diese weisen Worte von Mahatma Gandhi könnten symbolhaft für diese Dokumentation stehen, die nun auf dem 35. DOK.fest München seine Weltpremiere feierte. Einfach so in diese fremde Welt zu fliegen mit dem festen Glauben etwas verändern zu wollen mag naiv und anmaßend sein, doch das wäre ein Trugschluss.


© Sparkling Pictures

Diese Welt braucht mehr naive Träumer, die an ihren Träumen festhalten. Es ist einfach wegzuschauen und zu sagen, dass man als Einzelner nichts verändern kann. Es ist mutig es zu versuchen. Diese 65-minütige Dokumentation erzählt genau diese Geschichte. Zugleich ist sie eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz und der Rolle des Regisseurs in einer Wohlstandsgesellschaft im Überfluss. Diese filmische Reise, in die brutalen menschenverachtenden Abgründe der Globalisierung und eines außer Kontrolle geratenen Kapitalismus und in die Tiefen der eigenen menschlichen Existenz ist sehenswert und einer der wichtigsten Dokumentarfilme der letzten Jahre.

In Folge dieser Dokumentation ist das Bondhu Projekt Bangladesch entstanden. Das Bondhu Projekt bietet Bordellkindern in Faridpur ein sicheres Zuhause und schulische Bildung. Außerdem hilft es Mädchen, die aus der Zwangsprostitution befreit werden konnten, durch Ausbildungsprogramme bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Weitere Infos unter: www.bundubundu.com


WAS TUN

Deutschland 2017 | Sparkling Pictures / In Koproduktion mit HFF München
R: Michael Kranz | Dokumentation


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