KINO | 06.04.2022

Wo in Paris die Sonne aufgeht

Paris, die ewige Stadt der Liebe. Hier leben sie dicht gedrängt, zwischen Sehnsüchten, Abenteuern, Dramen. Jacques Audiard zementiert mit seinem neuen Film seinen Ruf als Meister des amoralischen Erzählens vom menschlichen Ringen um Liebe, Selbstbehauptung und Freiheit.

von Franziska Keil


© Neue Visionen Filmverleih

Drei Mädchen und ein Junge in Paris, die Freunde sind, manchmal Liebhaber und oft beides: Émilie (Lucie Zhang) hat ihr Studium an einer Elite-Universität absolviert, arbeitet nun in billigen Gelegenheitsjobs und hat schnellen Sex, während sie von einer Beziehung träumt. Der junge Lehrer Camille (Makita Samba) verfolgt berufliche Ziele, die manche als Illusionen bezeichnen, glaubt andererseits aber nicht an eine erfüllende, liebevolle Beziehung und setzt auf unkomplizierten Sex. Nora (Noémie Merlant) ist nach Paris gezogen, weil sie hier ihr Jura-Studium wieder aufnehmen will, obwohl sie Anfang 30 ist. Louise (Jehnny Beth) nennt sich im Internet Amber, sie bietet dort erotische Dienstleistungen an…

„Wo in Paris die Sonne aufgeht“ von Regisseur Jacques Audiard („Dämonen und Wunder – Dheepan“) ist ein faszinierender Blick auf die junge Generation im Herzen von Paris, gekleidet in ein faszinierendes Drama mit heiteren Untertönen. In visuell ansprechenden Schwarz- Weiß-Bildern liefert der Film eine differenzierte Betrachtung von sehr unterschiedlichen Menschen, deren Schicksale sich verknüpfen. Es geht um Menschen um die 30, die sich selbst suchen und dabei in der Welt des Materialismus zu verlieren drohen. Als Vorlage für den Film dienen dabei drei Kurzgeschichten des amerikanischen Comic-Zeichners Adrian Tomine. Es ist eine klassische Geschichte, die durch die Thematisierung des Einflusses sozialer Medien auf das Leben der jungen Generation zugleich sehr aktuell und zeitgemäß daherkommt. Zugleich ist der Film eine sehr exakte Milieustudie, die sehr typisch für den Regisseur ist. Mag das Genre auch anders sein, sein Blick auf die Dinge ist es nicht. Heimlicher Star des Films ist das 13. Arrondissement von Paris, der diverser ist als der Rest der französischen Hauptstadt. Es die einfachen Menschen der Mittelschicht mit ihren Träumen und Wünschen. Selten hat man diesen Teil von Paris so atmosphärisch und schön gesehen.


WO IN PARIS DIE SONNE AUFGEHT

Start: 07.04.22 | FSK 16
R: Jacques Audiard | D: Lucie Zhang, Makita Samba, Noémie Merlant
Frankreich 2021 | Neue Visionen Filmverleih


 


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