1979
im Süden der USA: Ein Filmteam erreicht ein abgelegenes Bauernhaus
im tiefsten Texas, um einen Porno zu drehen. Davon haben Regisseur
R.J. (Owen Campbell), seine für den Sound zuständige Freundin
Lorraine (Jenna Ortega) sowie Schauspieler Jackson Hole (Scott Mescudi)
und die Stripperinnen Maxine (Mia Goth) und Bobby-Lynne (Brittany
Snow) ihren Gastgebern (Stephen Ure und erneut Mia Goth) jedoch nichts
erzählt. Dabei handelt es sich um ein isoliertes, älteres
Ehepaar, das besonders großen Wert darauf legt, dass es ihren
Gästen gut geht. Als jedoch die Nacht hereinbricht, wird das
schon leicht aufdringliche Verhalten des Paares plötzlich zusehends
gewalttätig...
„X“
von Regisseur Ti West („In a Valley of Violence“) ist
ein gelungene und kreativ inszenierte cineastische Retro-Horror-Hommage.
Der Anfang des Spielfilms mit einem angetäuschten Formatwechsel
von 4:3 zu 1,9:1, der sich als kreative Nutzung eines Stalltors entpuppt,
gibt die ambitionierte Marschrichtung vor. Was folgt sind 106 spannende
nervenaufreibende Minuten, getaucht in einem wundervollen körnigen
Retro-Look, der sehr überzeugend ist. Der Spielfilm ist sehr
ruhig und durchdacht geschnitten und bietet so einige blutige Gore-Effekte,
die eine FSK 18 Einstufung absolut gerechtfertigt erscheinen lassen.
In „X“ sind diese visuellen Effekte keine billige Effekthascherei
oder gar eine Anbiederung, sondern manifestieren einen großartigen
1970er-Slasher-Film, realisiert mit den technischen Mitteln der 2020er
Jahren.
In
diesem Spielfilm ist nichts dem Zufall überlassen worden. Er
strotzt nur so von cineastischen und popkulturellen Zitaten. Der aufmerksame
Filmfan kann sich an „Shining“-Zitaten und jeder Menge
Hitchcock-Anspielungen erfreuen. Eine weitere Stärke von „X“
ist der Umstand, dass der Spielfilm seine Charaktere ernst nimmt.
Sie sind rund und fühlen sich realistisch an. Ihre Motivationen
sind stimmig. So werden die Charaktere niemals der Lächerlichkeit
preisgegeben. Angeführt von einer großartig agierenden
Mia Goth („Suspiria“), entwickeln sie sich zu mehrschichtigen
Figuren, mit denen man mitfiebert und sich emotional andocken kann.
So ganz „nebenbei“ werden dann aoch noch gesellschaftlich
relevante Themen wie gesellschaftliche Moralvorstellungen und weibliche
Selbstermächtigung clever verhandelt.