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SACHBUCH | 24.07.2024

Das alte Japan
Eine Reise durch Zeit und Kultur

Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt des alten Japans mit Algernon Bertram Mitfords "Das alte Japan. Sagen, Mythen, Märchen, Bräuche: Eine Einführung in die japanische Kultur und Literatur".

von Steffie Sallieri

Die über Jahrtausende gewachsene Kultur Japans fesselt und beeindruckt bis heute. Sehr eng sind die historische Überlieferung und das moderne Leben des inzwischen hochtechnisierten Inselstaates miteinander verwoben. Fremdartig und bisweilen entrückt wirken die Sagen, Mythen und Märchen, die Mitford für sein 1871 erstmals erschienenes Buch »Tales of Old Japan« zusammentrug, so etwa die berühmte Erzählung von den »47 Ronin« oder der lange Bericht über das berüchtigte Harakiri, die rituelle Selbsttötung der Samurai. Über 30 zeitgenössische japanische Illustrationen geben dem Band seinen besonderen Flair.

Dieses umfassende Werk, erstmals 1871 unter dem Titel "Tales of Old Japan" veröffentlicht, entführt Leserinnen und Leser auf eine spannende und interessante Zeitreise durch die reiche Kultur und Geschichte des Landes der aufgehenden Sonne. Mitfords Sammlung von Erzählungen, Berichten und Einblicken bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben im Japan des 19. Jahrhunderts. Mitford, ein britischer Diplomat und Schriftsteller, lebte mehrere Jahre in Japan und entwickelte eine tiefe Faszination für die Kultur des Landes. In "Das alte Japan", dass nun in einer neuen gebundenen Ausgabe im Anaconda Verlag erschienen ist, teilt er diese Faszination mit seinen Leserinnen und Lesern und ermöglicht ihnen, aus erster Hand die Bräuche, Traditionen und Legenden des alten Japans kennenzulernen. Das Herzstück des sehr mit zahlreichen Illustrationen geschmückten Buches bilden zahlreiche Erzählungen, die Mitford aus verschiedenen Quellen gesammelt und übersetzt hat. Von volkstümlichen Märchen und Legenden bis hin zu historischen Anekdoten und schaurigen Geistergeschichten bietet die Sammlung eine breite Palette an Geschichten, die sowohl unterhalten als auch informieren.

Neben den Erzählungen bietet Mitford auch umfassende Beschreibungen des Alltagslebens im alten Japan. Er schildert die Lebensweise der Menschen, ihre sozialen Strukturen, ihre Religion und ihre Philosophie. Dieses Buch ist nicht nur ein unterhaltsames Leseerlebnis, sondern auch ein wertvolles Dokument der Zeitgeschichte. Mitfords Berichte und Beobachtungen bieten einen einzigartigen Einblick in eine Gesellschaft, die sich im Wandel befand. "Das alte Japan" gilt als ein Klassiker der Reiseliteratur und wurde von zahlreichen Lesern und Kritikern für seine informative und fesselnde Darstellung der japanischen Kultur gelobt. Obwohl das Buch aus dem 19. Jahrhundert stammt, hat es seine Relevanz bis heute nicht verloren. Es bietet nach wie vor eine wertvolle Grundlage für alle, die sich für die japanische Kultur und Geschichte interessieren.

Das 19. Jahrhundert war für Japan eine Zeit tiefgreifender Umbrüche. Nach Jahrhunderten der Abschottung vom Westen öffnete sich das Land im Jahr 1854 mit der Ankunft des amerikanischen Commodore Matthew Perry. Diese Öffnung, bekannt als Meiji-Restauration, läutete eine Ära des rasanten Wandels ein, die sich auf alle Bereiche der japanischen Gesellschaft auswirkte, einschließlich der Kultur und Kunst. Viele traditionelle Künste Japans, wie Kalligraphie, Tuschemalerei, Ikebana (Blumenkunst) und die Teezeremonie, erlebten im 19. Jahrhundert eine Renaissance. Künstler dieser Zeit verbanden traditionelle Techniken mit neuen Ideen und Einflüssen aus dem Westen, was zu einem innovativen und vielfältigen Ausdruck führte. Die Ukiyo-e-Holzschnitte waren im 19. Jahrhundert besonders populär. Diese farbenfrohen Drucke, die oft Landschaften, Alltagsszenen und Porträts von Geishas und Kabuki-Schauspielern darstellten, fanden auch in Europa große Beachtung und inspirierten Künstler wie Vincent van Gogh und Claude Monet. Neben der Wiederbelebung traditioneller Künste entstanden im 19. Jahrhundert auch neue Kunstformen und Medien in Japan. Die Fotografie wurde eingeführt und entwickelte sich schnell zu einer beliebten Art, die Welt um sie herum festzuhalten. Auch die Literatur derlebte einen Aufschwung.

Neue Genres wie der Roman und die Kurzgeschichte wurden populär und Autoren wie Natsume Soseki und Mori Ogai erlangten internationale Berühmtheit. Die Öffnung Japans zum Westen führte zu einem regen Austausch von Ideen und Einflüssen. Europäische Kunstströmungen wie Impressionismus und Realismus inspirierten japanische Künstler, neue Techniken und Ausdrucksformen zu erkunden. Gleichzeitig wuchs das Interesse an der japanischen Kultur im Westen. Die Weltausstellung 1878 in Paris trug zur Popularisierung japanischer Kunst und Kunsthandwerk bei und beeinflusste Künstler und Designer in Europa und Amerika. Kultur und Kunst spielten im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der japanischen Gesellschaft. Sie halfen den Menschen, die Veränderungen in ihrer Welt zu verstehen und sich mit ihrer Identität auseinanderzusetzen. Gleichzeitig trugen sie zur Modernisierung Japans bei und förderten den Austausch mit dem Westen. Die japanische Kultur und Kunst des 19. Jahrhunderts ist ein faszinierendes Zeugnis einer Gesellschaft im Wandel und hat bis zum heutigen Tag einen bedeutenden Einfluss auf die japanische Identität und Kultur.


Das alte Japan. Sagen, Mythen, Märchen, Bräuche:
Eine Einführung in die japanische Kultur und Literatur

Algernon Bertram Mitford (Autor) | Anaconda Verlag | Gebundene Ausgabe: 560 Seiten


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