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BELLETRISTIK | 04.09.2024

Nathan der Weise
Ein Drama in fünf Aufzügen

„Nathan der Weise“ ist ein Drama von Gotthold Ephraim Lessing, das während des Dritten Kreuzzuges in Jerusalem spielt. Der jüdische Kaufmann Nathan zieht die christliche Recha auf und rettet damit deren Leben. Als Recha von einem Tempelritter vor einem Feuer gerettet wird, entsteht eine komplexe Verflechtung zwischen den drei monotheistischen Religionen – Judentum, Christen-tum und Islam.

von Steffie Sallieri

Die Szene ist Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Spannungsreich treffen die drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam aufeinander. Inmitten eines dramatischen Geschehens um die Rettung seiner Tochter durch einen christlichen Ordensritter, den seinerseits der Sultan vor dem Tod bewahrt hat, steht Nathan der Weise als ruhender Pol der Vernunft, Aufklärung und Toleranz. In der berühmten Ringparabel klärt er die heikle Frage nach der wahren Religion. Keine der drei Weltreligionen ist absolut. Jede erweist ihre Wahrheit und ihren Sinn erst durch die Kraft, mit der sie praktische Humanität stiften kann. Nathan gelingt es, die Menschen verschiedenen Glaubens in friedvollem Miteinander als Angehörige einer großen Familie zu vereinen.

Gotthold Ephraim Lessings dramatisches Gedicht "Nathan der Weise" ist zweifellos eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur und ein Meilenstein der Aufklärung. Veröffentlicht 1779 und uraufgeführt 1783, hat es bis heute nichts an Aktualität verloren und wird immer wieder neu interpretiert und diskutiert. Die zentrale Frage des Dramas lautet: Welche Religion ist die wahre? Diese Frage stellt der muslimische Sultan Saladin an Nathan. Dieser antwortet mit der berühmten Ringparabel, in der er die Gleichwertigkeit aller Religionen verdeutlicht. Die Parabel vom Ring, der an drei Söhne vererbt wird, ohne dass einer von ihnen den echten Ring besitzt, symbolisiert die Unmöglichkeit, die wahre Religion eindeutig zu bestimmen. Die zentralen Themen sind dabei: Toleranz - Lessing plädiert für Toleranz gegenüber allen Religionen und Menschen; Humanität - Menschlichkeit und Mitgefühl stehen im Mittelpunkt des Stücks; Vernunft - Die Vernunft wird als Grundlage für ein friedliches Zusammenleben angesehen; Gleichheit - Alle Menschen sind gleich, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft.

"Nathan der Weise" hat die deutsche Literatur nachhaltig geprägt und ist ein Schlüsselwerk der Aufklärung. Lessing hat mit diesem Stück einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über Religion und Toleranz geleistet. Seine Forderung nach einem friedlichen Zusammenleben der Religionen war und ist bis heute höchst aktuell. Lessing hat mit "Nathan der Weise" neue Wege in der Dramaturgie beschritten. Das Stück ist ein sogenanntes "bürgerliches Trauerspiel", das sich von den klassischen Tragödien abhebt. Es ist eng mit den philosophischen Strömungen der Aufklärung verbunden.

Lessing diskutiert Fragen nach der Natur der Religion, dem Verhältnis von Glauben und Vernunft und der Bedeutung der Moral. "Nathan der Weise" hat die theologische Diskussion über die Religionen angestoßen und ist bis heute ein wichtiger Bezugspunkt für die Religionsphilosophie. Auch heute noch ist "Nathan der Weise" von großer Bedeutung. Die Themen des Stücks – Toleranz, Humanität, Gleichheit – sind aktueller denn je. In einer Welt, die von Konflikten geprägt ist, erinnert uns Lessing daran, dass wir alle Menschen sind und dass wir mehr verbindet als trennt. Ein Blick auf die blutigen Konfliktherde unserer Zeit lassen diese Themen sehr aktuell erscheinen. „Nathan der Weise“ zeichnet sich durch seine zeitlose Botschaft aus. Die Bedeutung von Toleranz und Menschlichkeit ist universell und verliert nie an Bedeutung. Das Stück ist ferner sprachlich brillant und dramaturgisch geschickt aufgebaut. Es regt zum Nachdenken über eigene Werte und Einstellungen an.

"Nathan der Weise" ist ein Meisterwerk der deutschen Literatur, das die Leser und Zuschauer seit Jahrhunderten fasziniert. Es ist ein Plädoyer für Toleranz, Menschlichkeit und Vernunft und ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Aufklärung. Das Stück ist nicht nur ein Klassiker, sondern auch ein zeitloser Appell an unser Mitgefühl und unsere Menschlichkeit. All diese Punkte machen dieses Werk zu einem zeitlosen Literatur-Klassiker, der nun in einer hübsch aufgemachten Edition im Anaconda-Verlag zu einem sehr vernünftigen Preis erschienen ist. Steffie Sallieri

Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. Januar 1729 in Kamenz in der Nähe von Dresden wurde in eine Pfarrersfamilie geboren. Der Junge, der später der Reformator der klassischen deutschen Literatur werden sollte, besuchte die Meißener Fürstenschule, um in Leipzig und Wittenberg das Studium der Theologie und dann der Medizin aufzunehmen – und beides wieder abzubrechen. Lessing lebte einige Jahre als Schriftsteller und Journalist in Berlin, blieb nicht nur geistig, sondern auch räumlich in Bewegung. Er reiste viel, u. a. häufiger nach Frankreich und Italien. Nach dem Siebenjährigen Krieg ging Lessing 1767 an das neue Deutsche Nationaltheater in Hamburg, später nach Wolfenbüttel als Bibliothekar. Zwei Jahre nach dem Erscheinen von „Nathan der Weise“ starb Lessing am 15. Februar 1781 in Braunschweig.


NATHAN DER WEISE
Ein Drama in fünf Aufzügen:
Über Toleranz und die Gleichheit der Religionen

Gotthold Ephraim Lessing (Autor) | Anaconda Verlag | Gebundene Ausgabe: 192 Seiten


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