Charles Wright Mills war einer der schillerndsten amerikanischen
Intellektuellen, ein „radikaler Nomade“ und „postmoderner
Cowboy“. Zusammen mit Herbert Marcuse und Frantz Fanon zählt
Mills zu den wichtigsten Wegbereitern der Neuen Linken – und
wurde selbst nach seinem vorzeitigen Tod 1962 von der CIA als „intellektuelle
Bedrohung“ eingestuft. Generationen von Leserinnen und Lesern
wurden durch „Die Machtelite“ zu kritischem Denken animiert.
In seinem bahnbrechenden Buch beschreibt Mills einen Komplex von
drei fest miteinander verbundenen Macht-zentren: die militärische,
wirtschaftliche und politische Elite – und kritisiert dabei
bereits jene Entwicklungen, die heute als „Postdemokratie“
zusammengefasst werden. Über 60 Jahre nach Erscheinen ist sein
Werk aktuell wie nie – wer sich für Elitenforschung interessiert,
kommt an Mills nicht vorbei…
Mit
„Die Machtelite“ ist nun im Westend Verlag ein Buch
erschienen, dass auch nach mehr als 50 Jahren nichts von seiner
Aktualität und Kraft verloren hat. Ein großes Lob und
spezieller Dank gehen an Björn Wendt, Michael Walter und Marcus
B. Klöckner, welche dieses Buch von C. Wright Mills neu herausgeben
und damit für eine neue Generation von interessierten Leserinnen
und Lesern verfügbar machen. In einem sehr ausführlichen
Vorwort wird das Leben des Autors geschrieben, sein Werk historisch
eingeordnet und damit in einen Kontext gestellt, der seine Relevanz
für die heutige Welt verdeutlicht. Das Buch ist ein Standardwerk
der Soziologie, hat die Machtstruktur- und Elitenforschung begründet
und bietet wichtige Verständnisgrundlagen politischer Systeme.
„Die Machtelite“ ist ein Buch, dass man gelesen haben
sollte. Es ist jedoch nicht nur inhaltlich sehr informativ, sondern
auch liest sich sehr gut. Man spürt in jeder Textzeile die
Hingabe und das Herzblut des Autors.
Es
ist ein kraftvolles Vermächtnis eines unbequemen Querdenkers,
der seiner Zeit in vielen Aspekten voraus war. Er war bis zu seinem
Tod im Jahre 1962 Professor für Soziologie an der Columbia
Universität in New York und gilt als einer der einflussreichsten
und wichtigsten Intellektuellen der USA. Das Buch ist sowohl für
den Experten, als auch für den interessierten Laien lesenswert
und interessant. Der Autor erklärt anhand vieler Beispiele
was Eliten eigentlich sind, wie sie sich zusammensetzen, welche
Interessen sie verfolgen, wie sie funktionieren und worin ihre Macht
besteht. Es verständlich, wieso eine kleine Gruppe Superreiche
an der Spitze steht und Staat und Gesellschaft dazu bringt seine
Interessen zu bedienen. Die Folgen sind eine wachsende gesellschaftliche
Ungleichheit und eine Oligarchie, in welche sich die USA schon vor
einige Zeit verwandelt haben.
Sehr
genau identifiziert C. Wright Mills die Akteure dieses Systems.
Es sind Topmanager, Militärs, Superreiche, Politiker und gesellschaftliche
Akteure, die alle in einem unterschiedlichen Grad der Abhängigkeit
agieren. Das Buch gibt Antwort auf die Fragen wer diese Menschen
sind, woher sie kommen, welche Interessen sie verfolgen und welche
Rolle sie spielen. Das Buch macht das komplizierte Netzwerk an Interaktionen
zwischen den einzelnen Gruppen deutlich und macht Ziele deutlich.
Seine Analyse der „Massengesellschaft“ ist auch nach
mehr als 50 Jahren erschreckend aktuell. Es wird verständlich,
wie Apathie und Angst die einfachen Bürgerinnen und Bürger
beeinflussen und lenken. Angst als effektives Herrschaftsinstrument,
um die Massen gefügig zu machen. Aber auch das Bildungssystem
hat eine wichtige Rolle in diesem System.
Das
Buch macht eindringlich klar, warum eine gute Bildung für die
gesamte Bevölkerung so wichtig ist und warum die Elite daran
nur wenig Interesse hat. Wie bei allen Themen in diesem Buch, beschleicht
den Leser ein ungutes Gefühl der Erkenntnis was den aktuellen
Zustand unserer Erde betrifft. Danach beleuchtet der Autor die Rolle
der Massenmedien. Er entlarvt Lügen und Märchen und entzaubert
den Mythos der „vierten Gewalt“ und zeigt die Machtstrukturen
hinter den Massenmedien. Das Kapitel „Die höhere Unmoral“
stellt den Höhepunkt der Ausführungen von C. Wright Mills
in diesem Buch dar. Es ist ein großer Moment der Erkenntnis.
Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
„Die
Machtelite“ liest sich so spannend wie ein Thriller. Dieses
Buch mag man gar nicht mehr aus der Hand legen. Es ist erschütternd,
faszinierend, informativ und niemals langweilig. Die Anmerkungen
erstrecken sich auf über 100 Seiten und bieten sehr viel Anregungen
für die weitere Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema.
Aber auch optisch kann das Buch überzeugen: Festeinband, hochwertiges
Papier und eine sehr angenehme Schriftgröße. „Die
Machtelite“ gehört zu den wenigen Büchern, welche
das Potential haben die Welt zu verändern. Es bietet die Grundlage
für eine kritische Einstellung gegenüber Staat und Gesellschaft
und ist zugleich ein mutiges Plädoyer für eine bessere
Zukunft.