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SACHBUCH | 01.12.2021

DIE ROTHSCHILDS:
Des Hauses Aufstieg, Blütezeit und Erbe

„Die Rothschilds: Des Hauses Aufstieg, Blütezeit und Erbe“ des italienischen Bestsellerautors Egon Caesar Conte Corti gilt als das Standardwerk über die berühmteste Bankiers-Dynastie der Welt und wurde im FinanzBuch Verlag neu aufgelegt.

von Richard-Heinrich Tarenz

Um das Haus Rothschild ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Doch selbst wenn man alle Gerüchte abzieht, so bleibt unverrückbar: der einzigartige Aufstieg einer jüdischen Großfamilie aus der Frankfurter Judengasse zur ersten Finanzmacht Europas. Im 18. Jahrhundert gelang es Meyer Amschel Rothschild, dem Gründer der Rothschild-Dynastie, ein florierendes Geschäft als Münz- und Wechselhändler aufzubauen. Er knüpfte Kontakte zu den deutschen Adelshöfen und führte Finanztransaktionen in ganz Europa durch. Parallel mit dem wachsenden Einkommen wuchs auch die Familie. Nach seinem Tod bauten seine fünf Söhne von Frankfurt, London, Paris, Wien und Neapel das Geschäft weiter aus. Bis zum Ersten Weltkrieg waren die Rothschilds nicht nur die weltweit bedeutendste Privatbank mit einer dominierenden Stellung bei der Finanzierung der europäischen Staaten, sie schufen auch einen in zahlreichen Ländern operierenden Unternehmenskomplex…

Egon Caesar Conte Corti gehört zu den interessantesten Menschen des 20. Jahrhunderts. Der 1996 im heutigen Zagreb geborene Corti war nicht nur ein erfolgreicher Bestsellerautor, sondern auch Offizier, Historiker und Schriftsteller. Er war stammte aus einem alten lombardischen Adelsgeschlecht, das sich bei der Vereinigung Italiens auf die österreichische Seite gestellt hatte. Sein Vater war der spätere k.u.k. Feldmarschallleutnant Hugo Conte Corti, dessen Vater Franz Conte Corti (1803–1890) ebenfalls k.u.k. Feldmarschallleutnant gewesen war. Auch Corti selbst schlug die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein. Nach dem verlorenen Weltkrieg 1918 wurde er jedoch verabschiedet und begann biographische Arbeiten zu verfassen. Er verfasste Biographien zur Geschichte des 19. Jahrhunderts und galt seit der Zwischenkriegszeit als Spezialist für biographische Werke über Persönlichkeiten aus der europäischen Hocharistokratie. Er war bestens vernetzt in dieser Welt und verfügte über zahlreiche Kontakte. Das ermöglichte ihm, seine Bücher und Biografien auf eine einzigartige Art und Weise zu gestalten.

Sie enthalten einerseits zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, die zu Cortis Zeit noch lebten. Andererseits beinhalten die Werke historisch einzigartige Quellen: verschiedene adelige und hochadelige Häuser gewährten Conte Corti – als einzigem Autor und ihresgleichen, weil ebenfalls adelig – Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, die mittlerweile wieder verschlossen sind bzw. von denen einige im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Seine zahlreichen Werke sind ein einzigartiger Schatz in vielerlei Hinsicht. So auch die Biografie über „Das Haus Rothschild“, dass im FinanzBuch Verlag neu aufgelegt wurde. Auf über 560 Seiten entfaltet sich das faszinierende Bild einer Familie, deren Aufstieg so einzigartig wie faszinierend ist. Was in der Frankfurter Judengasse begann, hat die Weltgeschichte bis zum heutigen Tag maßgeblich beeinflusst.

Zugleich lernt man bei der Lektüre dieses Buches sehr viel über die Geschichte des 19. Und 20. Jahrhunderts und über die Mechanismen der Finanzwelt. Es gehört zu den großen Vorzügen des Egon Caesar Conte Corti, dass er ein Thema, in diesem Fall das Haus Rothschild“ einbettet in den großen Zusammenhang. Aufgrund seines großes Hintergrundwissens und seines interdisziplinären Ansatzes vermag er es, Querverbindungen aufzuzeigen und Ereignisse historisch und politisch einzuordnen. Bei der Lektüre dieses Buches, dass absichtlich in der damaligen Sprache, welche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 1927/28 vorherrschte, neu veröffentlicht wurde, entsteht sehr schnell Interesse an einem weiteren Studium der Thematik. Es werden ständig interessante Fragen aufgeworfen, derer man nachgehen möchte. Geschichte ist niemals eindimensional. Selten wurde diese Wahrheit besser umgesetzt als in diesem Buch mit seinem wissenschaftlichen Ansatz, der sich nicht nur auf eine Betrachtungsweise beschränkt, sondern das Thema vielfältig beleuchtet und erklärt. Das Haus Rothschild ist seit seinem Aufstieg von zahlreichen Mythen, Halbwahrheiten und Geheimnissen umgeben. Der Autor macht sich in seinem Buch sehr viel Mühe, um Wahrheit von Fiktion zu trennen und den Dingen auf den Grund zu gehen.

Dabei geht er mit einer großen wissenschaftlichen Akribie vor. Das Buch gliedert sich inhaltlich in zwei Teile. Im ersten Teil, das eigentlich Werk von Egon Caesar Conte Corti, gliedert sich in siebzehn Kapitel. Diese handeln in klaren und wissenschaftlich erklärenden Worten mit dem Aufstieg, der globalen Ausweitung und dem Engagement der Familie Rothschild mit zahlreichen Krisen und Kriegen im 19. Jahrhundert. Im zweiten Teil, verfasst von Walter Gong, wird die Geschichte der Familie Rothschild bis in die heutige Zeit weitererzählt und damit das Werk von Corti weitergeführt und ergänzt. Der zweite Teil ist unterteilt in fünf Kapitel und spannt den erzählerischen Bogen vom 19. Jahrhundert bis in die Wirren des 20. Jahrhunderts. Dieses Buch beschreibt nicht nur den Aufstieg einer ehrgeizigen Familie, sondern zeigt zudem in deutlichen Worten auf, wie sehr finanzielle und politische Macht miteinander verwoben sind und welche Einflussmöglichkeiten hinter den Kulissen sich damit verbindet. Abgerundet werden die beiden Teile durch einen sehr umfangreichen Anhang.

Darin enthalten sind eine übersichtliche Zeittafel, die Stammtafel der Familie Rothschild und Kopien von Originaldokumenten. Selten war ein Sachbuch spannender als dieses Buch. Man erwirbt seltene Einblicke in die Welt der Hocharistokratie und die verschlossene Welt der Hochfinanz. Dieses Buch erlaubt interessante Rückschlüsse und ermöglicht eine erweiterte Betrachtungsweise auf historische Ereignisse in der Vergangenheit und politische Ereignisse der Gegenwart. Dieses Buch eignet sich hervorragend für Menschen mit einer Vorbildung in den beschriebenen Themen, als auch für Laien. Es ist in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben, ohne an wissenschaftlichem Anspruch einzubüßen. Die Geschichte der Familie Rothschild ist so spannend wie ein guter Thriller und sehr informativ. Es ist ein Blick in die Abgründe der menschlichen Existenz und ein Paradebeispiel über Macht und Moral. Es ist eine bemerkenswerte Fallstudie über den sozialen Aufstieg einer Familie. Einer Familie, die im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten und wichtigsten Finanziers europäischer Staaten zählten. Zwischen 1815 und 1914 war die Familie Rothschild im Besitz der weltgrößten Bank. Dieses Buch ist nicht nur ein Standardwerk zu diesem Thema, sollte als Pflichtlektüre an Schulen und Universitäten fungieren.


DIE ROTHSCHILDS: Des Hauses Aufstieg, Blütezeit und Erbe

EGON CAESAR CONTE CORTI | FinanzBuch Verlag | Gebundene Ausgabe: 560 Seiten


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