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COMIC | 04.11.2020

FREAKS: Du bist eine von uns

Als Wendy sich von einem freakigen Stadtstreicher überzeugen lässt, ihre Psychopharmaka abzusetzen, macht sie eine unglaubliche Entdeckung: Die Medikamente haben die letzten Jahre weit mehr im Zaum gehalten als ihre unbeherrschten Gefühle. Zunächst kann Wendy kaum fassen, wie ihr geschieht, doch bald findet sie Gefallen an den neugewonnenen Superkräften. Dank ihnen kann sie nun einen ganzen Berg bisher unu¨berwindbarer Alltagsprobleme mit Links aus dem Weg schaffen. Ihre neuen «Talente» erweisen sich aber mehr und mehr als Fluch.

von RICHARD-HEINRICH TARENZ

Am 02. September dieses Jahres feierte auf Netflix „Freaks – Du bist eine von uns“ seine vielbeachtete Premiere. Dieser deutsche Superheldenfilm der etwas anderen Art von Regisseur Felix Binder handelt von der Restaurantmitarbeiterin Wendy, die plötzlich von ihren Superkräften erfährt und feststellt, dass es alles andere als leicht ist eine Heldin zu sein. Vor allem, wenn man sich nebenbei noch um seine Familie kümmern muss. Das Drehbuch zu diesem Film stammt aus der Feder von Marc O. Seng. Historisch gesehen, hat das Superheldengenre, dass derzeit hauptsächlich mit den Marvel-Filmen in Verbindung gebracht wird, seinen Ursprung in Comics. Dementsprechend wollten die Macher von „Freaks – Du bist eine von uns“ zum Film ein Comicbuch erstellen. Die Wahl um dieses Comicbuch zu erstellen viel sehr schnell auf Frank Schmolke, der sich zuvor mit „Nachts im Paradis“ einen sehr guten Ruf erworben hat. In diesem Comicbuch geht es um die dystopische Realität des Münchner Taxifahrers Vincent. Unglücklich mit seinem Beruf und gebrochen von den Hürden des Lebens, ist seine 16-jährige Tochter Anna der einzige Lichtblick in seinem Alltag. Als diese während des Oktoberfestes in der nächtlichen Großstadt verschwindet, ist für Vincent die Zeit gekommen, sich in eine Welt zu begeben, die er längst schon vergessen glaubte. „Nachts im Paradies“ glänzt mit einer packenden Handlung und ist großartig gezeichnet.

Der 1967 in München geborene Frank Schmolke hat eigentlich die Berufe Maler und Technischer Zeichner gelernt, bevor er seine Liebe zu den Comics und zur Illustration entdeckte. Er schlug sich mit allen möglichen Gelegenheitsjobs durch und publizierte ab Mitte der 1990er zu Beginn in diversen Undergroundmagazinen ("Menschenblut", "Comicaze", "Panel", "Plop", "Moga Mobo", "Tentakel") sowie in seinem Underground-Eigenverlag "Edition Spaceboy". Seit 1999 ist er als freiberuflicher Illustrator tätig. Frank Schmolke hatte für das Comicbuch zu „Freaks – Du bist eine von uns“, basierend auf dem Drehbuch, gerade mal ein Jahr Zeit. Parallel zu den Dreharbeiten zum Film entstand so ein großartiges und faszinierendes Comicbuch, dass völlig unbeeinflusst von den Dreharbeiten war und sich dadurch bis auf die Grundstory wesentlich vom fertigen Film unterscheidet. Das Ergebnis ist keine simple Ergänzung zum Film, sondern steht für sich. Es ist eine bildgewaltige Auseinandersetzung mit dem Superheldengenre auf eine für Frank Schmolke sehr typische Art und Weise. Gerade in emotionaler Hinsicht geht das Comicbuch weit über den Film hinaus und realisiert das Drehbuch weitaus packender und detaillreicher, als es ein Film je erreichen könnte. So unglaublich es auch klingen mag, aber Frank Schmolke fügt dem Superheldengenre neue Akzente hinzu und setzt zugleich einen schönen Kontrapunkt zu den bekannten US-Comics von Marvel und DC. Dieses Comicbuch vergisst man nicht so schnell.


FREAKS: Du bist eine von uns

Edition Moderne | Taschenbuch: 256 Seiten | 05. Oktober 2020


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