Die
90er. Irgendwo in den USA. Ein Städtchen wie jedes andere: Shopping
Malls, Sexshops und Fast Food Restaurants. Die Zeit steht still, seit
die beiden unzertrennlichen Freundinnen Enid und Rebecca ihren College-Abschluss
gemacht haben. Ihre Langeweile vertreiben sie sich damit, sich über
ihre ehemaligen Mitschüler lustig zu machen und fantastische Zukunftspläne
zu schmieden. Und obwohl sie eigentlich “nur so rumhängen”,
ist am Ende des Sommers nichts mehr so wie es einmal war. Die Teenager
haben sich in junge Frauen verwandelt, eine innige Freundschaft ist
auseinander gegangen und die Stadt, die doch immer so vertraut schien,
zur “Ghost World” geworden…
„Ghost
World“ von Daniel Cloves ist 1997 erstmals erschienen. Der Autor
hat sage und schreibe vier Jahre an dem 72-seitigen Comic gearbeitet,
der nun in einer ansprechenden Hardcover Ausgabe beim Reprodukt Verlag
erscheint. Ursprünglich wurden die Erlebnisse und Abenteuer der
Teenager Enid Coleslaw und Rebecca “Becky“ Doppelmeyer als
Fortsetzung in acht Ausgaben seines Comichefts "Eightball"
veröffentlicht. Was folgte war die Gesamtausgabe, für die
der Autor einige seiner Zeichnungen einheitlich in einem bläulichen
Grün koloriert und überarbeitet hat. Man findet sehr schnell
in diese ungewöhnliche Coming-of-Age Geschichte, weil es emotionale
Anknüpfungspunkte zu den eigenen Erlebnissen gibt. Jene Zeit, wo
Freundschaften ganz selbstverständlich ewig halten würden,
Zeit keine Rolle spielte und Dummheiten machen zum Alltagsgeschehen
gehörte.
Daniel
Cloves fängt diese Stimmung sehr minutiös und mit viel Liebe
für das Detail ein. Dabei geht er sehr sensibel vor und denunziert
seine Figuren nicht. Hinzu kommt eine gehörige Prise von bisweilen
sehr schrägem Humor. Inhaltlich steht jene Zeit im Mittelpunkt
zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt, die für die Beteiligten
so faszinierend wie gruselig erscheint. 2001 wurde der Comic mit Thora
Birch, Steve Buscemi und Scarlett Johansson verfilmt. Der Film fängt
die Stimmung des Comics sehr gut ein und ist es wert gesehen zu werden.
Auch wenn Regisseur Terry Zwigoff ("Bad Santa") in Zusammenarbeit
mit Daniel Clowes zusätzliche Figuren und Nebenhandlungen einfügt,
bleibt die Essenz der Geschichte erhalten. Was den Comic so besonders
macht ist der Umstand, dass er diese magische Stimmung dieser „Zwischenzeit“
sehr gut einfängt. Die Geschichte wird jedoch niemals gedankenschwer,
sondern wird stets mit schrägem Humor aufgelockert. Die Themen
in diesem Comic sind zeitlos. Durch seine spezielle Nähe zu den
Personen, seiner emotionalen Erzählweise und dem speziellen Humor
ist „Ghost World“ eben nicht eine weitere Coming-of-Age
Geschichte, sondern eine einmalige Geschichte über eine spezielle
Zeit im Leben von zwei Menschen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft
und das Leben.