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SACHBUCH | 23.09.2020

LA PARISIENNE
Das neue Paris - die Stadt der Frauen

Das klassische Bild der Pariserin – einer schlanken, schönen, immer modisch perfekt gekleideten französischen Frau – befeuert unsere Fantasie seit Jahrzehnten. Lindsey Tramuta lüftet endlich den Schleier vom Mythos der Pariserin und zeigt, wie die Bewohnerinnen der Stadt an der Seine wirklich sind – in ihrer wunderbaren und strahlenden Vielseitigkeit und Modernität.

von Eve Pohl

Lindsey Tramuta stellt 50 spannende und inspirierende Aktivistinnen, Kreative, Lehrerinnen, Visionärinnen und Trendsetterinnen vor und beschreibt in diesem Buch ein Paris, das zu einem kulturellen Zentrum femininer Macht erblüht. Sie zeigt uns ihre Lieblingsorte, von Frauen geführte Geschäfte und Unternehmen, in dieser immer wieder faszinierenden Stadt, darunter Läden, Parks, Bistros, Cocktail-Bars und vieles mehr. Dabei ist ein detailreiches und gut recherchiertes Porträt dieser Metropole entstanden. La Parisienne zeigt, welch außergewöhnliches Gesicht die Frauen ihrer bewegten, unwiderstehlichen Heimatstadt geben. Wie schreibt man eine Kritik zu einem Buch, in dem inspirierende Frauen, die in Paris leben und arbeiten, vorgestellt werden? Denn eigentlich handelt es sich hierbei nicht um eine Geschichte, zumindest nicht auf dem ersten Blick. Vielmehr wagt die Autorin Lindsey Tramuta einen kühnen Blick darauf, wie man sich die Gesellschaft der Zukunft vorstellen könnte. In dieser (leider noch utopischen) Vision werden die Stimmen in den Medien, die hauptsächlich gehört werden, zumindest zu 50% Frauen sein.

Es soll einen ordentlichen Austausch zu Themen geben, egal aus welchem Bereich. Auch die Pariserin als solche soll sein können, wie sie eben ist. Sie muss nicht einem bestimmten Bild entsprechen und wird auch nicht in zahlreichen Magazinen als Marke verkauft, die schlank, weiß, modisch und up to date ist. Vielmehr soll sie klein, groß, dick, dünn, Christin, Muslima, Jüdin, Atheistin, oder was auch immer sonst sein, sie soll sportlich sein oder eben auch nicht. In anderen Worten: Die Pariserin, beziehungsweise der Pariser Chic ist nur ein geschicktes Werbeinstrument, eine Masche um in allen Teilen der Welt noch mehr Konsumgüter zu verkaufen, die einen an dieses Ideal heranführen, auch, wenn man bereits als Frau in Paris lebt und deswegen qua Definition schon eine Pariserin ist, auch wenn man das Abziehbild gar nicht erfüllen kann.

Die Autorin stellt in „La Parisienne“ über vierzig inspirierende Frauen vor, die alle ganz unterschiedlich sind, aber dennoch eine Gemeinsamkeit haben: Sie sind überzeugt von dem was sie tun, mit viel Leidenschaft. Dabei ist es auch ganz egal auf welchem Gebiet sich ihre Arbeit ansiedelt, denn von Filmemacherinnen, über Autorinnen, Sportlerinnen, Politikerinnen bis hin zu Unternehmerinnen. Besonders interessant war zum Beispiel das Kapitel über Sandra Rey, die die Firma „Glowee“ leitet. Dort wird nach alternativen Lichtquellen geforscht. So könnte die Beleuchtung zum Beispiel von Innenstädten oder auch Straßenlaternen deutlich umweltverträglicher gestaltet werden. Christelle Delarue leitet die Firma „MAD&WOMAN“ und versucht langfristig eine Änderung der Bilder, die wir in der Werbung sehen, zu erzielen. Auch interessant ist das Gespräch mit Myriam Sabet, in dem es über Prioritäten geht. Denn sie war erfolgreiche Börsenhändlerin und hat, nachdem sie ein Kind bekommen hat, die Bäckerei Maison Aleph gegründet hat. In ihr verbindet sie Handwerkskunst mit Geschmäckern und Aromen aus verschiedenen Regionen der Welt. Neben diesen Kapiteln, die ich herausgegriffen habe, sind aber auch alle anderen Kapitel sehr lesenswert.

Wenn man in einem Motivationsloch steckt oder einfach nicht weiterkommt, dann nimmt man sich am besten dieses Buch zur Hand. Denn es zeigt ganz klar, Lebenswege sind nicht immer geradlinig, dennoch bieten sich immer wieder Gelegenheiten, die man beim Schopfe packen muss. Am Ende jeder Geschichte über eine der Frauen oder ein Interview, gibt es Empfehlungen zu Orten oder kulinarischen Erlebnissen. Das ist vielleicht einer der wenigen Punkte, die man kritisieren könnte. Denn wer sich in Paris nicht auskennt, wird Schwierigkeiten haben dem zu folgen. Es wäre schön gewesen die Örtlichkeiten in eine Karte einzuzeichnen. Dann könnte man bei seinem nächsten Besuch besser nachvollziehen, welche Anlaufpunkte sich lohnen.

Neben den Texten und Interviews, die von Lindsey Tramuta stammen, gibt es noch Fotos von Joann Pai, sowie Illustrationen von Agathe Singer. Dadurch wird das Buch auch zu einem Augenschmaus. Diese geben die Gelegenheit zum Träumen. Paris ist wunderbar bunt und vielfältig, das zeigt dieses Buch. So wird eine Repräsentation geschaffen, die sonst in den Medien nicht unbedingt gezeigt wird.


Lindsey Tramuta – LA PARISIENNE - Das neue Paris - die Stadt der Frauen

Midas Verlag AG | Gebundene Ausgabe: 320 Seiten | 25. August 2020


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