SACHBUCH
| 14.10.2020
Sag
die Wahrheit, auch wenn deine Stimme zittert
Am
16. Oktober 2017 um 14.58 Uhr wird Daphne Caruana Galizia, die bekannteste
Investigativjournalistin Maltas, durch eine Autobombe getötet.
Der Mord erschüttert die Welt. Ihre erstmals in diesem Buch zusammengetragenen
Einzeltexte ergeben ein erschreckendes Gesamtbild.
von
Franziska Keil
Caruana
Galizia begreift als eine der Ersten, wie sich ihr Land Malta unter
Beteiligung höchster Regierungskreise in ein Epizentrum der internationalen
Geldwäsche wandelt. Die Journalistin belegt dies in ihren Artikeln
und Blog-Einträgen und wird zur Zielscheibe von mächtigen
Gegnern. Trotz Diffamierungskampagnen, Drohungen und tätlicher
Gewalt recherchiert sie weiter, bis sie am 16. Oktober 2017 in der Nähe
ihres Hauses einem Attentat zum Opfer fällt. Als Caruana Galizia
ermordet wurde, schrieb sie an einem Buch, das sie nie vollendete.
Die Lektüre dieses Buches
versetzt den Leser in emotionale Aufwallung. Man wird wütend, traurig
und wird sehr nachdenklich. Es ist eine Reise in die Abgründe der
menschlichen Seele. Auf insgesamt 384 Seiten entfalten sich die politischen
Machenschaften der maltesischen Regierung, von führenden Großindustriellen
der Mittelmeerinsel und ihr Zusammenspiel mit der organisierten Kriminalität
in all ihrer erschreckenden und abstoßenden Komplexität.
Das ist umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass wir hier über
die Regierung eines EU-Mitgliedstaates reden. Wir reden über Auftragsmorde,
Zwangsarbeit und Korruption, die durch die politische und wirtschaftliche
Elite eines Landes gedeckt und betrieben wurde. Dabei sollte jedem bewusst
sein, dass Malta in diesem Zusammenhang nur die Spitze des Eisbergs
ist.
Diese Zustände sind ein
weltweites Problem, gibt es doch genügend Menschen, die gerne Schweigegeld
annehmen und dafür die Augen vor diesen Missständen verschließen.
Caruana Galizia ist nicht die erste und leider auch nicht die letzte
investigative Journalistin, die für ihren mutigen Kampf um die
Wahrheit sterben musste. Wenn man in diesen Tagen weltweit die „falschen“
Fragen stellt, lebt man gefährlich. Es gibt viele unbekannte Heldinnen
und Helden, die für den Kampf gegen Korruption und Verbrechen ihr
Leben verloren haben und deren Namen niemand kennt. Dieses Buch ist
auch für diese Menschen ein literarisches Denkmal gegen die Vergessenheit.
Dieses Buch ist eine Konfrontation mit der knallharten Realität
– sauber recherchiert berichtet es in deutlichen Worten über
das Leben einer sehr mutigen Frau.