BELLETRISTIK | 09.12.2020
The
Walking Dead: Taifun
„The
Walking Dead: Taifun“ spielt in der großen Welt von Robert
Kirkmans Serie THE WALKING DEAD. In China finden sich drei sehr unterschiedliche
Menschen – ein Bauer, ein Militärveteran und ein amerikanischer
Student – urplötzlich in einem regelrechten Taifun der Untoten
wieder, als das Chaos über das bevölkerungsreichste Land der
Welt schwappt.
von
Richard-Heinrich Tarenz
Jetzt
also auch das Reich der Mitte. Von den blutigen Wirren der Zombie-Apokalypse
bleibt auch die VR China nicht verschont. Die dort Jiang Shi genannten
Untoten streifen zu Millionen durch das leere Land und fordern ihren
erbarmungslosen Tribut von den Lebenden. Die wenigen Überlebenden
kämpfen täglich um ihr Überleben und schließen
sich zusammen mit anderen Überlenden. Soweit nichts Neues, wenn
man sich ein wenig auskennt mit der großen Welt von Robert Kirkmans
Serie THE WALKING DEAD, die bekannt wurde durch zahlreiche Comics, Serien
und Bücher. „The Walking Dead: Taifun“ von Wesley Chu,
erschienen bei Cross Cult, ist ein solches Buch, dass sich mit den Folgen
der Zombie-Apokalypse in China auf eine interessante und spannende Art
und Weise beschäftig. Darin wird der Leser in die chinesische Provinz
Hunan versetzt. Dort verfolgt er das Schicksal einiger Überlebender,
deren karges Leben geprägt ist von Hunger, Krankheiten und den
ständigen blutigen Angriffen der Untoten. In dieser kleinen Bastion
der menschlichen Zivilisation hat das Sagen ein Provinzsekretär
der chinesischen Zentralregierung. Seine Macht stützt sich auf
zahlreiche bewaffnete Männer, die ihm treu ergeben sind. Ihm zur
Seite stehen sogenannte „Windteams“, welche die verlassenen
Städte und Dörfer nach allen möglichen Ressourcen absuchen
und dabei ständig von den Untoten bedroht werden.
Die
Überlenden dieser Gemeinschaft haben sich in dieser fragil ausbalancierten
Situation eingerichtet, als plötzlich der vermeintliche Friede
gestört wird. Späher entdecken einer „Taifun“
aus unzähligen Untoten, der sich der Gemeinschaft, „Lichtblick
genannt, zügig nähert. Daraufhin ordnet Provinzsekretär
Guo Widerstand um jeden Preis an. Einen Widerstand, der keine Aussicht
auf Erfolg und Überleben in sich trägt. Dafür rekrutiert
er gewaltsam Gruppen von Überlebenden, die sich „Lichtblick“
nicht anschließen wollten und autonom leben wollten. Die Folge
ist ein blutiger Konflikt, der den Untoten viel Arbeit abnimmt. Dieses
Buch aus der THE WALKING DEAD - Welt ist reizvoll und interessant, weil
es den Fokus vom Westen verlagert und in eine Region verlagert, die
bislang in dieser Welt weitgehend ignoriert wurde. Somit spiegelt der
Roman die Realität unserer Zeit, wo kulturell, wirtschaftlich und
politisch der Westen schon längst nicht mehr der Nabel der Welt
ist. Das haucht dem Zombie-Genre neues Leben ein. Spannende neue Grundbedingungen
entstehen. So ist die VR China, im Gegensatz zu den USA, ein Land ohne
Schusswaffen, wo nur Militär und Polizei bewaffnet sind. Das führt
dazu, dass sich Menschen in diesem Roman hauptsächlich mit Stich-
und Stoßwaffen zur Wehr setzen.
Das
Buch spielt mit dem Gedanken, was eine Zombie-Apokalypse in einem Land
anrichtet, dass gesellschaftlich ganz anders ausgerichtet ist als der
Westen. „Taifun“ ist ein handwerklich erstklassig verfasstes
Buch, wobei der kulturell unterschiedliche Hintergrund nur bedingt die
Handlung beeinflusst. Die grundlegenden Mechanismen der Zombie-Apokalypse
und deren Auswirkungen auf die Überlebenden ist ähnlich. Ob
„Lichtblick“ oder Alexandria, ob „Governor“
oder Provinzsekretär Gou – die Untoten nur das kleinere Übel,
wenn sich die eigentlichen Konflikte zwischen den überlebenden
Menschen abspülen. Schließlich ist der Mensch des Menschen
Wolf. So auch in diesem unterhaltsamen und spannenden Roman aus der
THE WALKIND DEAD – Welt, verfasst von Wesley Chu.