GRAPHIC NOVEL | 29.11.2023
Wilhelm
und die glückseligen Inseln
WILHELM
UND DIE GLÜCKSELIGEN INSELN von Angela Pfenninger ist eine herausragende
Graphic Novel, die nicht nur sehr unterhaltsam ist, sondern zugleich
informative Inhalte vermittelt und mit hochwertigen Zeichnungen von
Jan Hochbruck aufwartet.
von
Steffie Sallieri
„Wilhelm
und die glückseligen Inseln“ zeichnet ein Dichterleben nach,
das von Widersprüchen und Zerreißproben geprägt ist,
vor dem Hintergrund der spannenden Zeitgeschichte von Aufklärung
und französischer Revolution. Der Autor und Übersetzer Heinse
erlangt höhere Bildung, findet Mentoren, geht auf Reisen, macht
sich einen Namen mit skandalösen Werken, tritt in den Dienst des
Mainzer Fürstbischofs als Bibliothekar. In seinem Innersten kirchenkritisch
und den republikanischen Idealen zugetan, verbirgt er seine wahren Überzeugungen,
um in seinem Abhängigkeitsverhältnis nicht anzuecken. Zu seiner
Zeit war Heinse kein Unbekannter. Er korrespondierte und verkehrte mit
Geistesgrößen wie Goethe, Wieland, Hölderlin, Forster.
Doch er selbst hat wenige Spuren hinterlassen, wird kaum mehr gelesen,
ist nicht in den Kanon der Schul- und Hochschul-Leselisten aufgestiegen…
WILHELM
UND DIE GLÜCKSELIGEN INSELN von Angela Pfenninger ist eine herausragende
Graphic Novel, die nicht nur sehr unterhaltsam ist, sondern zugleich
informative Inhalte vermittelt und mit hochwertigen Zeichnungen von
Jan Hochbruck aufwartet. Doch wer ist eigentlich dieser Wilhelm Heinse,
der im Mittelpunkt dieser Graphic Novel steht, die am 20. Oktober 2023
im Zwechfell Verlag erschienen ist? Ich muss gestehen, dass ich da auch
zunächst einmal ein wenig wenig ratlos war und nachschauen musste.
Doch die Recherche hat sich gelohnt, denn dieser Wilhelm Heinse, mit
vollem Namen Johann Jakob Wilhelm Heinse, geboren am 15. Februar 1746
in Langewiesen, war ein bedeutender Schriftsteller, Übersetzer,
Bibliothekar und Universalgelehrter. Er war ein Kind seiner Zeit und
hatte zahlreiche wissenschaftliche und künstlerische Interessen.
Welche wunderschöne Zeit, als Menschen noch die Gelegenheit gegeben
wurde, sich so breit wie möglich zu bilden und ihren Interessen
nachzugehen.
Er
war mit Goethe und anderen Geistesgrößen seiner Zeit befreundet,
verbrachte eine längere Zeit in Italien und verarbeitete seine
dort gewonnenen Eindrücke in seinem Roman „Ardinghello“
und eröffnete seinem Publikum ein völlig neues Italien-Bild,
lange vor Goethes italienischer Reise. In seine Lebenszeit fallen die
Ereignisse der Französischen Revolution, die nicht nur sein weiteres
Leben verändern und prägen, sondern als Katalysator für
sein politisches und gesellschaftliches Wirken dienen. Diese Graphic
Novel beschreibt sehr schön dieses aufregende und stürmische
Leben. Ein Leben im Kampf gegen gesellschaftliche Konventionen und Normen.
Zugleich lernt man bei der Lektüre sehr viel über das gesellschaftliche
und geschichtliche Umfeld von Wilhelm Heinse. Durch die fachkundigen
und unterhaltsamen Texte von Angela Pfenninger und die lebhaften und
mitreißenden Zeichnungen von Jan Hochbruck wird man in das Zeitalter
der Aufklärung, der Französischen Revolution und einer Revolution
des Denkens förmlich hineingesogen. Könnte doch Geschichte
immer so unterhaltsam sein. Steffie Sallieri
Angela
Pfenninger (geb. 1974) hat Anglistik, Germanistik und Volkskunde
studiert und lebt in Speyer. Mit ihrer Agentur Museum-Theater-Events
ist sie Autorin für Theaterszenen und Audioguides für Museen
und Baudenkmäler deutschlandweit, gestaltet Event-Inszenierungen
und eigene Auftritte zu historischen Themen, berät Museen zur theatralen
Vermittlung und schult Kostümführer. Der „Heinse“
im Auftrag des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg ist ihr zweites
Comicbuch, nach „Saarfari: Lilo und Olli auf Zeitreise“,
welches für das Historische Museum Saar entstanden ist.