Herzlichen
Glückwunsch zu Ihrer ersten Rolle als Synchronsprecherin in einem
Disney-Pixar- Animationsfilm. Was war Ihre erste Reaktion, als der
Anruf von Disney kam und es um die Frage ging, als Synchronsprecherin
in ROT mitzuwirken?
Collien Ulmen-Fernandes: Also, es gibt ja manchmal
so Angebote, bei denen sagt man: „Klar, gerne, kann ich machen.“
Und dann gibt es Angebote, bei denen man jubelt und sich richtig freut.
Diese Anfrage fiel definitiv in die zweite Kategorie. Also ein Angebot,
über das ich mich sehr gefreut habe und erst einmal innerlich
jubeln musste. Ich habe vor zwei Jahren schon einmal einen Film synchronisiert.
Da habe ich gedacht, dass ich das so gerne wieder machen würde.
Und jetzt in dieses Disney-Universum eintauchen zu dürfen, für
die Könige der Animationsfilme synchronisieren zu dürfen,
war für mich natürlich total großartig.
Sie
erwähnten gerade, dass Sie bereits als Synchronsprecherin gearbeitet
haben. Was macht für Sie dabei den Reiz aus?
Collien Ulmen-Fernandes: Es ist natürlich spannend,
sich ausschließlich auf die Stimme zu konzentrieren. Dadurch
hat man Einschränkungen, weil man eben nicht mit Mimik und Gestik
arbeiten kann, aber dafür auch ganz andere Möglichkeiten.
Ich habe mir bei all den Rollen, die ich bisher synchronisiert habe,
überlegt, dass ich denen eine Stimme geben möchte, die möglichst
weit weg ist von meiner eigenen. Und insofern habe ich mich immer
gefreut, wenn Leute gesagt haben, dass man mich gar nicht erkennt
und das ich ganz anders klinge. Das ist genau das spannende an der
Synchronisation, dass man sich eine andere Stimme überlegen kann,
die man dann einfach für den Film durchzieht.
Wie
bereitet man sich auf seine Arbeit als Synchronsprecherin vor?
Collien
Ulmen-Fernandes: Man macht Stimmtraining auf dem Weg ins
Studio. Das ist einmal die Vorbereitung. Und dann muss man sich einfach
fallen lassen und offen sein für das, was die Synchronregisseure
und Synchronregisseurinnen einem sagen. Ich glaube, manchmal ist es
gut, sich gar nicht zu viel vorzunehmen, weil es ja auch passieren
kann, dass diejenigen, die verantwortlich sind, eine ganz andere Vorstellung
von der Rolle haben. Man sollte im Kopf offen bleiben, aber so ein
bisschen Stimmtraining kann nicht schaden.
Es
gab bei ROT ein tolles Team von Synchronsprecherinnen und Synchronsprechern.
Wie war die Zusammenarbeit im Studio und was waren die speziellen
Herausforderungen bei der Produktion?
Collien
Ulmen-Fernandes: Die Herausforderung lag im späteren
Teil des Filmes, wo es sehr actionlastig wird. Man muss ächzen,
krächzen und stöhnen. Das war eine ganz andere Herausforderung,
weil man natürlich noch einmal ganz anders mit seiner Stimme
arbeitet. Das war ganz anders, als in den letzten Filmen, bei denen
ich synchronisiert habe. Das war sehr spannend. So satz- und sprechtextlos
zu synchronisieren. Das Team hat sich gar nicht gesehen. Früher
war es so, dass man gemeinsam im Aufnahmestudio gestanden und eingesprochen
hat. Mittlerweile ist es so, dass jeder alleine da ist und jeder alleine
seinen Part aufnimmt. Dadurch habe ich die anderen Sprecherinnen und
Sprecher gar nicht kennenlernen dürfen.
Sie
sprechen in ROT Helen, eine der Tanten von Mei Lee, der Hauptfigur.
Wie würden Sie Helen in Ihren eigenen Worten beschreiben?
Collien
Ulmen-Fernandes: Bei Helen habe ich tatsächlich erstmal
nur negative Assoziationen, sie ist nervig und übergriffig. Aber
genau das macht es ja aus. Die Tür geht auf und dieser Verwandtschaftshaufen
kommt rein. Alle sind extrem übergriffig. Alle sagen Mei Lee,
was sie zu tun und zu lassen hat und sind im Prinzip so eine Art Verwandtschaftsglocke,
aus der man ausbrechen muss. Es geht in ROT auch um diesen Ausbruch
von Mei Lee. Sich zu lösen von einer überbeschützenden
Mutter, einer absoluten Helikoptermutter. Die anderen Verwandten sind
da nicht wesentlich besser. Es ist ja manchmal auch ganz schön,
wenn man nicht die lieben und netten Figuren spricht, sondern eben
gerade auch Figuren, bei denen man denkt: „Oh mein Gott!“