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AUSSTELLUNG | 17.07.2024

RAMSES UND DAS GOLD DER PHARAONEN

Kind und Karriere unter einen Hut bringen? Für Ramses den Großen kein Problem, denn der mächtige Pharao herrschte 66 Jahre über das alte Ägypten und hatte über 100 Kinder. Das Odysseum in Köln stellt einzigartige Artefakte aus, darunter prächtiger Schmuck, spektakuläre Königsmasken und Tiermumien. Zahi Hawas, Ägyptologe, ehemaliger Minister für Altertümer der Arabischen Republik und Kurator der Ausstellung RAMSES & DAS GOLD DER PHARAONEN, verrät im Interview Details zur Ausstellung und vieles mehr.


© WILD MAGAZIN

Die Eingangshalle des Odysseums im Kölner Stadtteil Kalk ist prall gefüllt: Internationale Expert*innen, Journalist*innen und weitere Gäste, warten gespannt darauf, die Ausstellung von „Rames II. und das Gold der Pharaonen“ zu begutachten. Vom 13. Juli bis zum 06. Januar 2025 öffnet das Odysseum dann für alle Besucher*innen. Geschichtsinteressierte können dann die Welt der Pharaonen und des alten Ägyptens entdecken. Wer dann von den Sarkophagen und Statuen noch nicht genug hat, insgesamt werden über 180 Artefakte und kunstvolle Goldschätze, darunter königliche Masken und Amulette gezeigt, kann am Ende der Ausstellung mit allen Sinnen ins alte Ägypten eintauchen – Zumindest, wenn sie bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen. Denn das virtuelle Abenteuer ist nicht in den ohnehin schon üppigen Eintrittspreisen enthalten. Sie beginnen bei 16,00 € für Kinder und 22,00 € für Erwachsene. Es sind auch Familien- und Gruppenkarten sowie ermäßigte Preise für Seniorinnen und Senioren sowie Studierende erhältlich. Woher die hohen Preise kommen, deutet Dr. Zahi Hawass im Interview an: „Die Erhaltung der Artefakte ist eine der größten Herausforderungen und teuer. Deswegen ist die Ausstellung sehr wichtig“. Aber wer war Ramses überhaupt, dass man ihm eine eigene Ausstellung widmete?

„Ramses II. oder auch Ramses der Große war der König der Könige und der wichtigste in Ägypten. Er war ein Familienmensch, hatte viele Frauen und baute zahlreiche Statuen und Tempel. Er war ein Held und ein einzigartiger König“, erzählt Dr. Zahi Hawass. Mit einer Herrschaft von 66 Jahren gehörte Ramses II. zu den einflussreichsten Pharaonen der Geschichte. Ebenfalls gehörte Ramses neben Kleopatra, Tutanchamun und Echnaton zu den bedeutendsten Personen des alten Ägyptens. Nach Kleopatras Sarg wird bereits seit langer Zeit gesucht. Hawass klärt über den aktuellen Stand auf: „Die Suche nach Kleopatras Sarg ist noch aktuell. Wir haben den Sarg zwar noch nicht gefunden, dafür aber bereits viele Münzen und Statuen von ihr.“


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Über Ägypten gibt es viele Mythen. Hawass erzählt, dass beispielsweise immer noch viele Menschen glauben, die Pyramiden seien von Aliens erbaut worden. Zudem zweifeln viele die Existenz von Ramses II. an. „Das alte Ägypten ist noch heute wichtig, weil es in den Herzen aller Menschen lebt“, beteuert Hawass. Desto glücklicher mache ihn die Ausstellung: Vor allem die Details und die VR-Reise machen die Ausstellung einzigartig, hebt er mit lauter Stimme hervor. Auch ohne Lautstärke ist schnell zu erkennen, dass Hawass für seinen Beruf brennt. „Das alte Ägypten ist in meinem Herzen. Ich habe eine Leidenschaft dafür und es gibt mir Kraft. Außerdem hält es mich jung“.

Auf die Frage, was ihn an seinem Beruf störe, fällt ihm nichts ein. Dafür gibt es vieles, was andere an Hawass stört: Der Ägyptologe und ehemalige Minister für Altertümer der Arabischen Republik steht unter anderem von Fachkolleg*innen in Kritik. Sie kritisieren seine Popularisierung der Ägyptologie. So auch Dietrich Wildung, der ehemalige Direktor, des Ägyptischen Museums in Berlin, der anzweifelte, dass es sich in der Vergangenheit wirklich um eine Live-Übertragung bei der Öffnung eines Sarkophags handelte. Zudem wurde kritisiert, dass Hawass die Ergebnisse zu positiv darstellte. Seine Öffentlichkeitsarbeit sei zu einer nach Aufmerksamkeit heischenden Sensationsmache geworden.


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Hawass kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen: „Die Medien laufen mir hinterher, nicht andersherum.“ Generell schaue er nicht darauf, was andere über ihn sagen. „Menschen sind neidisch, also was mache ich? Ich mache weiter. Denn ich mache Dinge für mein Land und darauf bin ich stolz.“ Das ist allerdings nicht der einzige Grund, weshalb Hawass in Kritik steht: 2009 äußerte Hawass anti-semitistische Äußerungen im ägyptischen Fernsehen. Als ich ihn darauf ansprach, blockte er ab. „Ich bin kein Anti-Semitist. 1980 hat Israel viele Kinder getötet, deswegen protestierte ich früher mit anderen Studenten. Leute, die meinen Erfolg hassen, stellen mich als anti-semitistisch dar. Ich bin nicht anti-semitistisch. Ich bin semitisch.”

ZUR SACHE
Pharao Ramses II., auch bekannt als Ramses der Große, war einer der mächtigsten und bedeutendsten Herrscher des alten Ägypten. Seine Regierungszeit erstreckte sich über mehr als 60 Jahre im 13. Jahrhundert v. Chr. und hinterließ einen bleibenden Einfluss auf die Geschichte und Kultur Ägyptens. Ramses II. wurde im Alter von etwa 25 Jahren zum Pharao gekrönt und regierte das Land während einer Zeit des Wohlstands und der Expansion. Unter seiner Herrschaft erlebte Ägypten eine Blütezeit in Kunst, Architektur und Militärwesen. Er ließ zahlreiche imposante Bauwerke errichten, darunter den berühmten Tempel von Abu Simbel und den Ramesseum-Tempel in Theben. Ein entscheidender Moment in der Regierungszeit von Ramses II. war die Schlacht von Kadesh im Jahr 1274 v. Chr., in der er gegen die Hethiter kämpfte.


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Obwohl die Schlacht unentschieden endete, nutzte Ramses II. geschickt die Propaganda, um seinen Sieg zu verkünden und seine Macht zu festigen. Ramses II. war auch für seine zahlreichen diplomatischen Beziehungen bekannt, insbesondere mit anderen Großmächten seiner Zeit wie dem Hethiterreich und dem assyrischen Reich. Diese Beziehungen trugen dazu bei, den Frieden in der Region zu erhalten und Ägyptens Einfluss zu stärken. Darüber hinaus spielte Ramses II. eine wichtige Rolle bei der Förderung der Verehrung von Amun-Ra, dem Hauptgott des ägyptischen Pantheons, was zu einer Blütezeit des ägyptischen Polytheismus führte. Nach seinem Tod wurde Ramses II. in einem prächtigen Grab im Tal der Könige beigesetzt. Dieses Grab gehört bis zum heutigen Tag zu einem der besten erhaltenen Gräber aus der Pharaonenzeit.

 


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