Kind
und Karriere unter einen Hut bringen? Für Ramses den Großen
kein Problem, denn der mächtige Pharao herrschte 66 Jahre über
das alte Ägypten und hatte über 100 Kinder. Das Odysseum in
Köln stellt einzigartige Artefakte aus, darunter prächtiger
Schmuck, spektakuläre Königsmasken und Tiermumien. Zahi Hawas,
Ägyptologe, ehemaliger Minister für Altertümer der Arabischen
Republik und Kurator der Ausstellung RAMSES & DAS GOLD DER PHARAONEN,
verrät im Interview Details zur Ausstellung und vieles mehr.
Die
Eingangshalle des Odysseums im Kölner Stadtteil Kalk ist prall
gefüllt: Internationale Expert*innen, Journalist*innen und weitere
Gäste, warten gespannt darauf, die Ausstellung von „Rames
II. und das Gold der Pharaonen“ zu begutachten. Vom 13. Juli
bis zum 06. Januar 2025 öffnet das Odysseum dann für alle
Besucher*innen. Geschichtsinteressierte können dann die Welt der
Pharaonen und des alten Ägyptens entdecken. Wer dann von den Sarkophagen
und Statuen noch nicht genug hat, insgesamt werden über 180 Artefakte
und kunstvolle Goldschätze, darunter königliche Masken und
Amulette gezeigt, kann am Ende der Ausstellung mit allen Sinnen ins
alte Ägypten eintauchen – Zumindest, wenn sie bereit sind,
einen Aufpreis zu zahlen. Denn das virtuelle Abenteuer ist nicht in
den ohnehin schon üppigen Eintrittspreisen enthalten. Sie beginnen
bei 16,00 € für Kinder und 22,00 € für Erwachsene.
Es sind auch Familien- und Gruppenkarten sowie ermäßigte
Preise für Seniorinnen und Senioren sowie Studierende erhältlich.
Woher die hohen Preise kommen, deutet Dr. Zahi Hawass im Interview an:
„Die Erhaltung der Artefakte ist eine der größten Herausforderungen
und teuer. Deswegen ist die Ausstellung sehr wichtig“. Aber wer
war Ramses überhaupt, dass man ihm eine eigene Ausstellung widmete?
„Ramses
II. oder auch Ramses der Große war der König der Könige
und der wichtigste in Ägypten. Er war ein Familienmensch, hatte
viele Frauen und baute zahlreiche Statuen und Tempel. Er war ein Held
und ein einzigartiger König“, erzählt Dr. Zahi Hawass.
Mit
einer Herrschaft von 66 Jahren gehörte Ramses II. zu den einflussreichsten
Pharaonen der Geschichte. Ebenfalls gehörte Ramses neben Kleopatra,
Tutanchamun und Echnaton zu den bedeutendsten Personen des alten Ägyptens.
Nach Kleopatras Sarg wird bereits seit langer Zeit gesucht. Hawass klärt
über den aktuellen Stand auf: „Die Suche nach Kleopatras
Sarg ist noch aktuell. Wir haben den Sarg zwar noch nicht gefunden,
dafür aber bereits viele Münzen und Statuen von ihr.“
Über
Ägypten gibt es viele Mythen. Hawass erzählt, dass beispielsweise
immer noch viele Menschen glauben, die Pyramiden seien von Aliens erbaut
worden. Zudem zweifeln viele die Existenz von Ramses II. an. „Das
alte Ägypten ist noch heute wichtig, weil es in den Herzen aller
Menschen lebt“, beteuert Hawass. Desto glücklicher mache
ihn die Ausstellung: Vor allem die Details und die VR-Reise machen die
Ausstellung einzigartig, hebt er mit lauter Stimme hervor. Auch ohne
Lautstärke ist schnell zu
erkennen, dass Hawass für seinen Beruf brennt. „Das alte
Ägypten ist in meinem Herzen. Ich habe eine Leidenschaft dafür
und es gibt mir Kraft. Außerdem hält es mich jung“.
Auf
die Frage, was ihn an seinem Beruf störe, fällt ihm nichts
ein. Dafür gibt es vieles, was andere an Hawass stört: Der
Ägyptologe und ehemalige Minister für Altertümer der
Arabischen Republik steht unter anderem von Fachkolleg*innen in Kritik.
Sie kritisieren seine Popularisierung der Ägyptologie. So auch
Dietrich Wildung, der ehemalige Direktor, des Ägyptischen Museums
in Berlin, der anzweifelte, dass es sich in der Vergangenheit wirklich
um eine Live-Übertragung bei der Öffnung eines Sarkophags
handelte. Zudem wurde kritisiert, dass Hawass die Ergebnisse zu positiv
darstellte. Seine Öffentlichkeitsarbeit sei zu einer nach Aufmerksamkeit
heischenden Sensationsmache geworden.
Hawass
kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen: „Die Medien laufen
mir hinterher, nicht andersherum.“ Generell schaue er nicht darauf,
was andere über ihn sagen. „Menschen sind neidisch, also
was mache ich? Ich mache weiter. Denn ich mache Dinge für mein
Land und darauf bin ich stolz.“ Das ist allerdings nicht der einzige
Grund, weshalb Hawass in Kritik steht: 2009 äußerte Hawass
anti-semitistische Äußerungen im ägyptischen Fernsehen.
Als ich ihn darauf ansprach, blockte er ab. „Ich bin kein Anti-Semitist.
1980 hat Israel viele Kinder getötet, deswegen protestierte ich
früher mit anderen Studenten. Leute, die meinen Erfolg hassen,
stellen mich als anti-semitistisch dar. Ich bin nicht anti-semitistisch.
Ich bin semitisch.”
ZUR
SACHE
Pharao Ramses II., auch bekannt als Ramses der Große, war einer
der mächtigsten und bedeutendsten Herrscher des alten Ägypten.
Seine Regierungszeit erstreckte sich über mehr als 60 Jahre im
13. Jahrhundert v. Chr. und hinterließ einen bleibenden Einfluss
auf die Geschichte und Kultur Ägyptens. Ramses II. wurde im Alter
von etwa 25 Jahren zum Pharao gekrönt und regierte das Land während
einer Zeit des Wohlstands und der Expansion. Unter seiner Herrschaft
erlebte Ägypten eine Blütezeit in Kunst, Architektur und Militärwesen.
Er ließ zahlreiche imposante Bauwerke errichten, darunter den
berühmten Tempel von Abu Simbel und den Ramesseum-Tempel in Theben.
Ein entscheidender Moment in der Regierungszeit von Ramses II. war die
Schlacht von Kadesh im Jahr 1274 v. Chr., in der er gegen die Hethiter
kämpfte.
Obwohl
die Schlacht unentschieden endete, nutzte Ramses II. geschickt die Propaganda,
um seinen Sieg zu verkünden und seine Macht zu festigen. Ramses
II. war auch für seine zahlreichen diplomatischen Beziehungen bekannt,
insbesondere mit anderen Großmächten seiner Zeit wie dem
Hethiterreich und dem assyrischen Reich. Diese Beziehungen trugen dazu
bei, den Frieden in der Region zu erhalten und Ägyptens Einfluss
zu stärken. Darüber hinaus spielte Ramses II. eine wichtige
Rolle bei der Förderung der Verehrung von Amun-Ra, dem Hauptgott
des ägyptischen Pantheons, was zu einer Blütezeit des ägyptischen
Polytheismus führte. Nach seinem Tod wurde Ramses II. in einem
prächtigen Grab im Tal der Könige beigesetzt. Dieses Grab
gehört bis zum heutigen Tag zu einem der besten erhaltenen Gräber
aus der Pharaonenzeit.