Willkommen
in einer Welt, in der nichts ist, wie es scheint. „Deadly Premonition
2: A Blessing in Disguise“ spielt sowohl neun Jahre nach als
auch fünf Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils —
und ist damit gleichermaßen Vorgänger wie Nachfolger des
Kultklassikers „Deadly Premonition: Origins“.
SPIELGESCHEHEN
Die Geschichte besteht aus zwei Zeitsträngen - einen im Jahr
2019 in Boston und einen, der 2005 in der Kleinstadt Le Carré
in Louisiana spielt. Zu Beginn des Spiels nimmt man die Rolle von
FBI Special Agent Aaliyah Davis ein, die gemeinsam mit dem Analysten
Simon Jones den ehemaligen FBI Agenten Francis Zach Morgan zu dem
2005 ereigneten Mordfall in Le Carré befragen. Grund dafür
ist, dass die Leiche aus diesem Mordfall wiederaufgetaucht ist. In
der zweiten Zeitschiene 2005 in Le Carré spielt man als FBI
Agent Francis York Morgan - um Verwirrung zu vermeiden: York und Zach
scheinen dieselbe Person, allerdings in abgespaltenen Persönlichkeiten
zu sein. York erreicht im Laufe seines Urlaubes das kleine Städtchen
in Louisiana, wo gerade erst ein grausamer Mord geschehen ist. Ein
junges Mädchen wurde mir einer Axt zerstückelt und auf einem
Altar inszeniert. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass
es viele Schnittstellen zu Okkultem gibt und die Droge "Saint
Rouge", zu der York schon länger ermittelt, mit dem Mordfall
zusammenhängt.
SPIELATMOSPHÄRE
Zunächst ist man von der eher geringen Qualität der Spielegrafik
und deren Auflösung schockiert. Es wirkt eher so, wie ein Spiel,
dass vor zehn oder mehr Jahren entwickelt wurde. Die Spielwelt im
Jahr 2019 ist eher düster. Da bietet der Strang 2005 mehr Abwechslung.
Während tagsüber eine recht helle Atmosphäre herrscht,
bevölkern zwischen 24 und 6 Uhr Geister die Straße und
ein blutroter Nebel sorgt für die entsprechend gruseligen Gesamteindruck.
Während des Spiels muss man auch mehrfach die "Anderswelt"
betreten - dort wird durch rotes Wurzelwerk, roten Nebel und Monster
eine gruselige Stimmung erzeugt. Agent York zeichnet sich durch seine
wirklich ausgesprochen große Leidenschaft für Filme aus
- im Laufe des Spiels greift er das Thema bei zahlreichen Gelegenheiten
(ungefragt) auf. Zunächst war ich von dem Spiel eher irritiert,
fand die Charaktere eher befremdlich und die Dialoge viel zu lang
und teilweise auch belanglos. Tatsächlich habe ich aber nach
relativ kurzer Zeit eine Faszination für das Spiel entwickelt
und fand dann, dass diese ungewöhnlichen Spielelemente ihren
eigenen Charme entwickelt haben.
SPIELMOTIVATION
Richtig spielen (also mehr als Dialoge) kann man eigentlich nur im
Le Carré Spielstrang. Dort bewegt man sich frei durch die Stadt
und kann dabei verschiedene Aufträge und Aufgaben erledigen.
Es gibt sowohl Aufgaben, die zum Hauptplot gehören, als auch
zahlreiche Side-Quests, kleine Spiele (Skaten, Steinwurf etc.) und
Klein-Jobs, die man sich im Polizeipräsidium holen kann. In ganz
Le Carré sind zusätzlich Gegenstände verteilt, mit
denen man seine Waffe aufrüsten kann. Im Laufe des Hauptplots
macht es also Sinn, sich auch mal links und rechts in der Stadt umzusehen
und ein paar der Side-Quests zu erfüllen, um die Welt auch weiter
zu erkunden. Was in dem Spiel aber durchaus auffällt, ist dass
man viele Dialoge führen muss, die auch für meinen Geschmack
oft viel zu lang und abschweifend waren.
SCHWIERIGKEITSGRAD
Insgesamt gibt es in der "normalen" Ermittlungsarbeit in
Le Carré nur wilde Hunde, streitlustige Eichhörnchen und
Killerbienen als Gegner, an denen man gut seine Zielsicherheit mit
der Schusswaffe, die natürlich nur mit nicht-tödlichen Gummigeschossen
geladen ist, üben kann. Nachts zwischen 24 und 6 gilt es zusätzlich
Geisterwesen auszuweichen oder zu töten, während man sich
durch die Stadt bewegt. Es gibt ebenfalls richtige Kampfszenen zu
Ende jeder "Episode" - dort gilt es in der Anderswelt Monster
zu besiegen. Über alle Kampfszenen ist allerdings zu sagen, dass
sie absolut machbar sind. Ich bin nicht sehr zielgenau und schlecht
im Kämpfen und dennoch hatte ich nur wenige Probleme bei der
Bewältigung der allgemeinen Kämpfe oder der Endgegner. Zudem
kann man jederzeit mitten im Kampf auf sein Inventar zugreifen und
so seine Gesundheit wiederherstellen. Das ist natürlich für
"Anfänger" enorm hilfreich. Für eher fortgeschrittene
Spieler dürften die Kämpfe aber eher wenig herausfordernd
und recht langweilig sein.
SOUND
Die Hintergrundmusik bleibt genau das - meist im Hintergrund, was
mir sehr angenehm erschien. Immer wenn man in potenziell gefährliche
Situationen - zum Beispiel in die Nähe der Hunde oder Eichhörnchen
- kommt, wird die Musik entsprechend spannungsreicher. Dasselbe
gilt auch für die Ausflüge in die Anderswelt. Auch die
Stimmen der Charaktere sind sehr angenehm. Insgesamt lässt
sich also über die Soundqualität nichts Schlechtes sagen.
Einzig an einem Spieltag hatte ich "Probleme" mit dem
Sound - da war im Hintergrund stehts ein Hämmern zu hören.
Ob es sich dabei um ein Problem meiner Konsole oder des Spiels handelt,
kann ich aber nicht sagen.
GRAFIK
Die Grafik ist okay - aber hängt häufiger mal. Das sollte
kein Problem der Konsole sein, die neu ist. Die Hintergründe
sind wenig liebevoll und eher starr - die Personen sind auch eher
wenig detailliert und einfach gehalten - eine Art Comic-Stil. Diese
Art der grafischen Ausarbeitung hätte man eher vor zehn Jahren
erwartet. Während die meisten Räume eher zweckdienlich ausgearbeitet
sind, gibt es wiederum andere Orte - wie den örtlichen "Esoterik-Laden",
die dafür umso schöner und liebevoller dargestellt sind.
SPIELABLAUF
Es gibt immer wieder Filmsequenzen, wenn man bestimmte Aufgaben erledigt
- meist mit längeren Dialogen versehen. Sie sind sinnvoll, um
ein wenig Kontext zu erzeugen und den Spielplot weiter voranzutreiben.
Wahrscheinlich könnte man auch die Spielteile, die sich im Jahr
2019 abspielen, als Einleitungs- und Zwischensequenzen bezeichnen,
welche die eigentliche Spielhandlung in Le Carré gut einrahmen.
SPIELFÜHRUNG
Zunächst war ich von der Steuerung absolut überfordert.
Das Menü fand ich dann zufällig beim wilden Knöpfe-Drücken.
Dann war es aber doch eher simpel. Was mir eher schwergefallen ist,
war die Steuerung im Spiel - oben gibt es einen Balken, der zeigt,
wo dein nächstes Ziel ist - die Darstellung war mir aber nicht
eingängig. Zudem bewegt sich York zunächst mit einem Skateboard
durch die Straßen der Stadt. Nach anfänglichen Steuerungsschwierigkeiten
konnte ich mich dann doch auch damit fortbewegen.
SPIELSCHWIERIGKEIT
Das Spiel ist generell nicht so schwierig. Die Kampfszenen sind simpel
und bei den Ermittlungen werden recht dezidierte Anweisung gegeben,
wo und wie man die nächste Aufgabe (zumindest des Hauptplots) zu
erledigen hat. Etwas mehr Explorationsarbeit brauchen eigentlich nur
die Side-Quests.
SPIELGESCHICHTE
Das Spiel ist eine Fortsetzung von „Deadly Premonition“.
Es ist zwar hilfreich, das erste Spiel gespielt zu haben, um einige
Sachen besser zu verstehen, aber nicht notwendig, da der zweite Teil
zeitlich vor dem ersten Teil spielt.
GESAMTEINDRUCK
Die Handlung ist sehr fesselnd - zunächst absolut verwirrend
und in Kombination mit der schwierigen Grafik und Steuerung hätte
ich vermutlich auch schnell aufgegeben. Aber es lohnt sich weiterzuspielen
- nach einer Weile stört man sich auch nicht mehr an den grafischen
Unzulänglichkeiten. Dadurch, dass viele Fragen, die man zu den
Charakteren hat, erst im Laufe des Spielverlaufs aufgedeckt werden,
bleibt man dann auch wirklich gespannt dran. Nicht gefallen: Extrem
lange Ladezeiten (teilweise konnte ich den Ladezeiten meine Wäsche
falten), etwas langer und zäher Einstieg (ich bestimmt 40 Minuten
gespielt, bis sich mal eine richtige Spielaktion außerhalb von
Dialogen ergab) Einige Teile haben mir zunächst nicht gefallen,
dann aber eine Faszination entwickelt: Lange (vor allem auch nicht
für die Geschichte relevante) Dialoge - die kann man meist auch
überspringen, wenn man keine Lust mehr darauf hat. Was mir bei
den Dialogen auch gut gefallen hat, ist das York dort immer wieder
auch gesellschaftskritisch Position bezieht (zum Fleischkonsum oder
Diskriminierung Transsexueller).
Ich
würde dieses Spiel niemandem empfehlen, der auf Action steht
- da bietet das Spiel so viel nicht und hat dafür auch besonders
am Anfang eine recht langsamen Spieltakt (man kommt langsam voran).
Für diejenigen, die gerne neue Welten erkunden und dabei gelegentlich
kleine Quests erfüllen und nur ein bisschen Action mögen,
für die ist das Spiel schon eher etwas. Empfehlenswert ist es
für alle, die es etwas skurril und schrullig mögen, ein
Händchen für Kultur und Filme haben und geduldig sind -
also für die, die Art House Filme mögen.
Das
Spiel ist mit USK 16 ausgezeichnet. Das halte ich Anbetracht dessen,
dass es um Morde mit abgetrennten Gliedmaßen, Drogen und Monster
geht, doch für angebracht. Da eigentlich kein Blut oder Mordszenen
gezeigt werden, muss es für mich auch nicht USK 18 sein. Dafür
wäre dann wahrscheinlich auch von der Spielschwierigkeit zu simpel.
Entwickler:
Toybox Games | Publisher: Rising Star Games |
VÖ: 10.07.2020 (USK 18) Hidetaka Suehiro | Konsole:
Nintendo Switch | Action-Adventure