Frau
Richter, das Film Festival Cologne ist eins der ersten großen
Kultur-Events in Deutschland, die wieder in physischer Form durchgeführt
werden. Wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Veranstaltung aus?
Martina
Richter: Zuerst einmal sind wir sehr froh, dass wir durch die
Öffnung der Kinos in NRW Anfang Juli unsere gewohnten Festival-Spielstätten
nutzen können. Auch haben wir im deutschen und internationalen
Markt tatsächlich viele interessante und qualitativ hochwertige
Produktionen gefunden, die wir als Premieren im Festival präsentieren
werden. Da sind wirklich jede Menge spannende Projekte dabei. Und besonders
unterstützend ist es darüber hinaus, dass unsere Förderer,
Sponsoren und Inhalte-Partner auch in Zeiten wie diesen zu uns stehen.
Wir haben gemeinsam mit den Festival-Locations ein sehr strenges Hygiene-
und Abstandskonzept entwickelt, das uns aber dennoch erlaubt, knapp
70 Prozent des Programmumfangs des Vorjahres stattfinden zu lassen.
Es wird auch wieder unsere beliebten Filmgespräche geben, allerdings
werden wegen der aktuellen Reisebeschränkungen weniger Gäste
zu den einzelnen Screenings nach Köln kommen können. Da müssen
wir sehen, was Anfang Oktober möglich ist.
Sie
haben das Hygienekonzept bereits angesprochen. Was beinhaltet es genau?
Haben Sie sich bei der Erarbeitung externe Unterstützung geholt?
Martina
Richter: Wir haben beim Konzept mit zertifizierten Hygienebeauftragten
zusammengearbeitet und auf den bereits bestehenden und vom Gesundheitsamt
abgenommen Konzepten unserer Locations aufgebaut und diese teilweise
noch verschärft. Zwischen den Vorführungen gibt es jeweils
eine Stunde Pause zum Reinigen, Desinfizieren und Durchlüften.
Wir achten besonders darauf, dass Abstand gehalten wird und sich die
Wege nicht kreuzen. Um eine Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten,
erheben wir beim Ticketkauf von allen Besucher*innen die relevanten
personenbezogene Daten. Darüber hinaus wird jedem/r Besucher*in
ein fester Sitzplatz zugeordnet. Und es gibt in diesem Jahr keine Empfänge
nach den Filmen oder anderen Veranstaltungen.
In
welchem Rahmen wird diesmal die Preisverleihung stattfinden?
Martina
Richter: Die feierlichen Film Festival Cologne Awards finden
in diesem Jahr am 8. Oktober im Palladium statt. Wir erwarten exakt
324 Gäste, die nach einem strengen Rückverfolgbarkeits-Konzept
an den festlich eingedeckten Tischen platziert und dort mit Speisen
und Getränken becatert werden. Bei der Eröffnung erhält
jeder Gast eine schöne Catering-Box und Getränke, die dann
mit in den Saal zu nehmen sind. Uns geht es überhaupt bei all den
Regeln und Beschränkungen sehr darum, die Atmosphäre des Festivals
so entspannt und angenehm wie möglich zu gestalten. Wir üben
dies ja auch bereits seit Anfang Juli bei den über 50 Screenings
unseres „Jubiläums-Sommers“ und geben dort zum Beispiel
jedem Besucher kleine Care-Tütchen mit Programm-Leporello, Maske,
Pfefferminz von Cavendish, „4711“-Fläschchen, Drink
Deal-Tickets für die „Monkey Bar“ im 25hours Hotel,
Blumensamen von Engagement Global und weiteren netten Kleinigkeiten.
Das kommt sehr gut an und wird auch beim Festival fortgeführt.
War
es für Sie jemals ein Thema, das Festival virtuell durchzuführen?
Martina
Richter: Nein. Als die meisten Veranstaltungen ihre physische
Präsenz absagen mussten, haben wir beobachtet, wie wenig Resonanz
die ins Netz verlagerten Screenings, Keynotes und Zoom-Diskussionen
bekommen haben. Unsere Überlegung war es daraufhin, die Themen
und Inhalte, die wir fürs Festival geplant haben, explizit für
die Anforderungen einer erfolgreichen Social Media- und Digitalkommunikation
zu produzieren und aufzubereiten. Dieses Konzept verfolgen wir nun mit
dezidierten Kampagnen und Posts zu unseren Themen sehr erfolgreich und
mit großem positivem Feedback bereits den gesamten Jubiläums-Sommer
über. So sind wir unserem Ziel, das Film Festival Cologne viral
das ganze Jahr über verstetigt stattfinden zu lassen, einen großen
Schritt nähergekommen.
Was
meinen Sie damit konkret?
Martina
Richter: Wir werden auf Grundlage unserer ja nun wirklich intensiven
Social Media-Erfahrungen der letzten Monate eine dauerhafte ganzjährige
Content-Plattform im Netz für den Diskurs über die Entwicklung
des Bewegtbilds an sich und der damit verbundenen Branchen aufbauen.
Für unsere Fachveranstaltung „Producers XChange“ beim
Festival z.B. führt Torsten Zarges bereits jetzt tatsächliche
Gespräche mit den maßgeblichen Branchenverantwortlichen,
die wir aufzeichnen, Social Media-gerecht aufbereiten und ab dieser
Woche als große Kampagne ins Netz bringen. Auch den Interviewten
stellen wir das Material zur Verfügung, damit sie damit ebenfalls
ihre Kanäle bespielen können. So bringen wir schon jetzt im
Vorfeld unseres Festivals wichtige Themen in Umlauf, die die Produzenten
derzeit beschäftigen und die dann bei der physischen Veranstaltung
am 8. Oktober persönlich und vor Ort diskutiert werden. Gerade
in Zeiten von Corona machen sich alle sehr viele Gedanken darüber,
wie es mit der Branche weitergeht. Ab jetzt ist es auf jeden Fall unser
Anspruch, regelmäßig solche Inhalte redaktionell herauszuarbeiten
und auf unserer Online-Plattform zu diskutieren. Sehr gerne möchten
wir dabei auch unsere Partner und Förderer mit einbeziehen.
Wir
möchten an dieser Stelle smalltalk
ganz herzlich dafür danken, dass wir das Interview mit Martina
Richter für unsere Berichterstattung übernehmen durften.