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GESELLSCHAFTSSPIELE | 26.05.2020

Das Kinderspiel des Jahres 2020

Es ist endlich soweit! Der Gewinner, der den begehrten Preis „Kinderspiel des Jahres“ gewonnen hat, ist nun bekannt. Nachdem die Verleihung in diesem Jahr coronabedingt nicht wie sonst in Hamburg stattfinden konnte, wurde der Gewinner in einem Livestream bekannt gegeben. Und so hatte es zwar nicht den festlichen Charakter der Vorjahre, dafür konnten jedoch alle Spielefans dabei sein!

von Eve Pohl


© Spiel des Jahres e.V.

Eine Gesellschaft, in der nicht gespielt wird, wäre vermutlich ein sehr trauriger Ort um dort zu leben. Und so ist es wunderbar, dass es jedes Jahr neue Spiele für Kinder gibt, die auf den Markt kommen und mit innovativen Ideen die Phantasie anregen. Neben Spaß und vielleicht dem Lernen von neuen Dingen, ist Spielen auch ein pazifistischer Akt. Es zählen weder Hautfarbe noch Sprachfähigkeiten, beim Spielen sind alle gleich und können ihr individuelles Talent einbringen. Es können Kompromissbereitschaft, Kooperation und auch die Fähigkeiten zu Verlieren spielerisch erlernt werden. Und so werden vielleicht spielende Kinder auch zu sozialen Erwachsenen, die sich ihr inneres (und spielendes!) Kind wachhalten.

Die Jury zum Kinderspiel des Jahres bestand aus vier regulären Mitgliedern und drei Beiräten, deren Position zum ersten Mal öffentlich ausgeschrieben war und so entsprechende Bewerbungen eingereicht werden konnten. Leider war das Spielen mit Kindern in diesem Jahr nicht so leicht in wechselnden Gruppen möglich, da Kindergärten und Schulen seit März geschlossen waren. So musste man sich mit befreundeten Familien oder den eigenen Kindern behelfen.


© Spiel des Jahres e.V.

Nominiert zum Kinderspiel des Jahres wurden „Fotofish“, „Speedy Roll“ und das Kartenspiel „Wir sind die Roboter“. Drei starke, aber auch sehr unterschiedliche Spiele, die jeder auf ihre Weise ein interessanter Beitrag zum vielfältigen Markt der Kinderspiele sind.

Der Autor Michael Kallauch hat erst im Jahr 2016 mit der Entwicklung von Spielen begonnen und liefert nun mit „Fotofish“ schon einen tollen Beitrag. In diesem Spiel müssen die eifrigen Mitspieler in einem wuseligen Aquarium ihr Können als Fotografen unter Beweis stellen. Besonders schön ist dabei, dass es zwar um Schnelligkeit geht, aber auch diejenigen, die weniger schnell sind, eine Belohnung bekommen. So entsteht kein Frust und alle sind über die Dauer des Spiels mit Spaß und Konzentration dabei. Erschienen ist das Spiel im LOGIS-Verlag aus Litauen, obwohl der Autor selber aus Koblenz stammt - eine echte internationale Zusammenarbeit.

Bei „Speedy Roll“ von Autor Urtis Šulinskas rollt man den kleinen Igel über das Spielfeld und versucht die richtigen Dinge mit den Stacheln einzusammeln, damit er schneller von der Stelle kommt und nicht vom Fuchs gefangen wird. Der Igel wird von einem kleinen Tennisball dargestellt, den man tatsächlich über den Tisch rollt, wo Äpfel, Pilze und Blätter mit Klettband liegen. Wenn die richtigen Gegenstände hängenbleiben, toll! Dann kann man nämlich in seinem Rennen weitergehen und so dem Fuchs entwischen. Damit kombiniert „Speedy Roll“ ein Geschicklichkeits- bzw. Laufspiel mit einem niedlichen und innovativen Mechanismus. Das kann man dann gegeneinander als Wettrennen oder eben gemeinsam spielen. Wie Urtis Šulinskas im Interview verrät, war das Spiel inspiriert von Igeln, die er im Herbst über die Straße laufen sah. Teilweise hatten sich in ihren Stacheln Blätter verfangen, aber dann doch keine Äpfel, das war dann nur noch Phantasie. Erschienen ist „Speedy Roll“ bei Lifestyle Boardgames (Russland) und Piatnik (Österreich).


© Spiel des Jahres e.V.

„Wir sind die Roboter“ ist ein innovatives Kartenspiel, in dem Empathie besonders wichtig ist. Das klingt bei einer emotionslosen Maschine vielleicht etwas seltsam, aber tatsächlich sind die Spieler selber die Roboter und fahren eine imaginäre Strecke nach. Man weiß ja, dass die Zeit irgendwie nie ganz gleich vergeht, manchmal viel zu schnell und wenn man sich langweilt zieht sie sich wie Kaugummi. So ist es hier auch. Jeder Roboter kann schnell, mittel oder langsam fahren und dann müssen die anderen raten, wo er denn nun angekommen ist. Dabei muss man lernen seine Mitspieler einzuschätzen, Kooperation und Einfühlungsvermögen sind dabei ganz wichtig. Ein Spaß in dem auch die Erwachsenen keinen Vorteil haben. Erschienen im Nürnberger Spielkartenverlag und geschrieben von Reinhard Staupe, der leider bei der Verleihung selber keine Zeit hatte zugegen zu sein.

Gewonnen hat am Ende der kleine Igel von „Speedy Roll“, der in der Landschaft Pilze, Äpfel und Blätter einsammelt. Eine wunderbare Spielidee, von der auch der Verlag sofort begeistert war. Allerdings dauerte es eine ganze Zeit, da das Spielmaterial so außergewöhnlich ist und deswegen speziell angefertigt und ausgetestet werden musste. Nun erstrahlt es in seinem wohl verdienten Glanz. „Speedy Roll“ ist Kinderspiel des Jahres! Herzlichen Glückwunsch!

Weitere Informationen unter: www.spiel-des-jahres.de


Speedy Roll von Urtis Šulinskas, erschienen bei Piatnik, Illustration von Irina Pechenkina,
1 - 4 Spieler, ab 4 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 27 Euro

Foto Fish von Michael Kallauch, erschienen bei Logis,
2 - 4 Spieler, ab 4 Jahren, ca. 15 - 20 Minuten, ca. 22 Euro

Wir sind die Roboter von Reinhard Staupe, erschienen bei Nürnberger Spielkarten-Verlag,
Illustration von Oliver Freudenreich, 2 - 6 Spieler, ab 5 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 10 Euro


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