MEDIEN
| 25.08.2021
PATREON
- Eine Idee verändert die Welt
Patreon
ist ein US-amerikanischer Social-Payment-Service-Anbieter. Über
Patreon können Künstler und Kreative von ihren Fans regelmäßig
einen selbstbestimmten Geldbetrag erhalten. Zunehmender Beliebtheit
erfreut sich die Plattform bei Webvideoproduzenten, Musikern, Podcastern
und Bloggern.
von
Richard-Heinrich Tarenz
Patreon
bietet einer wachsenden Anzahl von Menschen die Möglichkeit von
ihrer kreativen Arbeit besser leben zu können. Gegründet wurde
Patreon 2013 von dem US-amerikanischen Musiker Jack Conte. Zuvor veröffentlichte
er seine populären Videos auf YouTube, konnte jedoch von den finanziellen
Erlösen kaum leben. Auf der Suche nach einer Möglichkeit von
seinen Videos zu leben, entwickelte er Patreon, dass seit dieser Zeit
einen Siegeszug auf der ganzen Welt angetreten hat. Neue Distributionswege
erfordern neue Mittel und Wege. Das erkannte Jack Conte schon sehr früh.
Die schöne neue digitale Welt ermöglicht einen in der Geschichte
nie dagewesenen Zugang zu kreativen Inhalten. Die Möglichkeiten
einer gerechten Entlohnung für die Macherinnen und Macher stand
jedoch lange nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses. Zusammen
mit dem Internet breitete sich eine Mentalität unter den Nutzerinnen
und Nutzern aus, die kostenlose Inhalte als selbstverständlich
erachteten. Doch wovon leben die Herstellerinnen und Hersteller von
kreativen Inhalten? Was bedeutet geistiges Eigentum und Urheberschutz
in einer sich rasch wandelnden digitalen Welt? Diese Welt beschäftigen
seit vielen Jahren Politikerinnen und Politiker auf der ganzen Welt
ohne auf der Suche nach tragbaren Lösungen wirklich weiter gekommen
zu sein. Jack Conte wollte nicht länger warten und nahm mit Patreon
das Heft in die eigene Hand.
Zusammen
mit Sam Yam entwickelte er eine Plattform, die es „Patrons“
ermöglichen sollte, automatisch jedes Mal, wenn der Künstler
beispielsweise ein neues Video hochlädt, dem Künstler einen
bestimmten Betrag zu zahlen. Gesagt, getan, kümmerten sich die
beiden Männer um die Finanzierung und starteten Patreon. In den
ersten 18 Monaten registrierten sich mehr als 125.000 Patrons. Ende
2014 verkündete Patreon, dass jeden Monat mehr als eine Million
Dollar an Content-Produzenten ausgezahlt werden. Eine globale Erfolgsgeschichte
nahm ihren Anfang. Im Januar 2017 gab Patreon bekannt, dass seit ihrer
Gründung bereits über 100 Millionen US-Dollar über Patreon
an Künstler gezahlt wurden. Stand der Dinge derzeit sind über
7 Millionen Patrons, mehr als 200.000 geförderte Kreative, die
monatlich mehr als 100 Millionen US-Dollar ausgezahlt bekommen. Insgesamt
wurden seit der Gründung von Patreon mehr als insgesamt zwei Milliarden
US-Dollar an Fördergelder bezahlt. Patreon ist das erfolgreiche
und inspirierende Beispiel, was einzelne Menschen bewegen und verändern
können.
Das
Geschäftsmodell von Patreon ist denkbar simpel und übersichtlich.
Künstler auf Patreon werden nach einem bestimmten Produkttyp klassifiziert,
darunter Video/Film, Podcast, Spiele, Bildung usw. Diese Content-Produzenten
erstellen auf der Patreon-Website eine eigene Seite. Dort geben sie
neben Daten zu sich an, ob sie von Patrons auf monatlicher Basis Zahlungen
erhalten wollen oder pro produziertem und veröffentlichtem Inhalt.
In der Praxis geben Künstlerinnen und Künstler an, wie hoch
ihr Ziel an monatlichen Zahlungen ist. Patrons können ihre Zahlungen
jederzeit kündigen. Je nach Höhe des finanziellen Engagements
erhalten die Patrons bestimmte Vorteile, beispielsweise einen früheren
Zugang zu den produzierten Inhalten oder exklusive Videos mit Danksagungen.
Patreon behält von den Zahlungen der Patrons an die Künstler
5 bis 12 % Provision ein. Weitere ca. 5 % der Zahlungen fallen wegen
Transaktionsgebühren weg. So bleiben dem Künstler selbst im
Durchschnitt 90 % der Einnahmen über Patreon. Global beträgt
die durchschnittliche Höhe einer Zahlung monatlich 12 US-Dollar.
In der Corona-Pandemie war und ist Patreon für viele Künstlerinnen
und ein strahlendes Licht in dunkler Zeit. Während dieser Zeit
eröffnete die Social-Payment-Plattform ein Berliner Büro eröffnet
und bietet seitdem seine Leistungen für Künstlerinnen, Künstler
und Kreative auch auf Deutsch an.
Für
viele Künstler ist Patreon in während des Lockdowns zu einem
Rettungsanker geworden, der ein Einkommen abseits von Auftritten und
Live-Performances möglich macht. Auch in Deutschland spielt Patreon
eine immer wichtigere Rolle. Viele deutsche Comedians und Satiriker
nutzen Patreon. Zu den interessantesten und populärsten deutschsprachigen
Comedians auf Patreon gehört wohl das Kölner Comedy-Duo Hazel
& Thomas. Hinzu kommt der in Berlin lebende Satiriker El Hotzo,
der scharfzüngig und humorvoll das politische und gesellschaftliche
Tagesgeschehen kommentiert und einen Teil seiner Patreon-Einnahmen an
Seawatch spendet. Da ist eine Nadja Hermann alias „Erzählmirnix“,
die via Patreon ihre nach eigener Aussage „hässlichen, linksgrünversifften“
Comics finanziert, die in Wirklichkeit auf unterhaltsame und sehr schlaue
Art der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Die Liste ließe sich
noch beliebig fortsetzen. Sie zeigt sehr schön auf, welche wichtige
Rolle Patreon für Künstlerinnen, Künstler und Kreative
spielt. Grund genug, um demnächst einige Künstlerinnen und
Künstler und deren Kooperation mit Patreon etwas genauer unter
die Lupe zu nehmen.