Nach einer Nacht mit Hendrik (Barry Atsma) ist Lauras (Felicitas Woll)
Leben nicht mehr das, was es einmal war. Eigentlich wollte sie gar
nicht erst mit Hendrik ausgehen, schließlich kommt sie erst
aus einer langen Beziehung. Dazu kommt, dass der alleinerziehende
Arzt auch noch der Vater einer ihrer Schüler ist. Doch nach einem
überraschend lustigen Abend landen die beiden schließlich
bei Laura im Bett. Am nächsten Morgen folgt jedoch das böse
Erwachen: Laura hat einen Filmriss und kann sich an nichts erinnern
– aber bei einer Sache ist sie sich sicher: Hendrik hat sie
gestern Abend vergewaltigt. Als er mit den Vorwürfen konfrontiert
wird, kann er die Welt nicht mehr verstehen, schließlich hat
er sich wirklich in die Lehrerin seines Sohnes verliebt. Die Polizei
beginnt mit den Ermittlungen und es entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel,
in dem die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge verwischen. Wer
sagt hier die Wahrheit?
Das
Thema Vergewaltigung ist ein sehr sensibles Thema, wenn es um eine
filmische Umsetzung geht. Die Gefahr ist groß, dass das Thema
auf dem Altar des Kommerzes und der seichten Unterhaltung geopfert
wird. Durch die notwendige und überfällige #MeToo –
Debatte ist dieses Thema in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen
medialen Diskurses gerückt. Es ist wichtig und notwendig, dass
man die tägliche sexuelle Gewalt gegen Frauen thematisiert und
die gesellschaftlichen Mechanismen offenlegt. Nun also eine TV-Serie,
die sich dem Thema Vergewaltigung auf eine filmisch anspruchsvolle
Art und Weise nähert und bemüht ist, nicht in ausgetretene
Klischee-Fußstapfen zu treten. Die Ausgangslage in der ersten
Staffel von „Du sollst nicht lügen“ ist ungewöhnlich.
Nahezu die halbe Stadt weiß Bescheid, wenn die Lehrerin und
der Chirurg sich zu einem Date treffen, nachdem zahlreiche Freunde,
Arbeitskollegen und Bekannte darauf drängten. Umso größer
der gesellschaftliche Schock, als publik wird, was in Lauras Schlafzimmer
passiert ist. Sie beschuldigt Hendrik der Vergewaltigung, er bestreitet
die Vorwürfe.
In
der Stadt bilden sich Lager, die jeweils erbittert die „Wahrheit“
vertreten. Soweit die Grundvoraussetzungen. Die nun folgende erste
Staffel dieser Mini-Serie, die sich in vier Folgen je 45 Minuten gliedert
basiert auf dem erfolgreichen britisch-amerikanisches Original LIAR.
Die Serie ist sehr spannend, weil Aussage gegen Aussage steht und
der Zuschauer sich für eine Version entscheiden muss. Das erfordert
emotionales Engagement und eine Reflektion über das schwierige
Thema. Handwerklich ist die Serie solide inszeniert. Die Schauspieler
agieren souverän und nehmen sich selbst genügend zurück,
damit die Handlung im Mittelpunkt dieser sehenswerten Mini-Serie steht.