ZDF | 26.03.2025

„Wir wollten nicht zu tief in gesellschaftliche Themen eintauchen“:
Wilson Gonzalez und Gülseren Erkut über die ZDF-Serie „Späti“

Berliner Spätis sind längst nicht nur Bestandteil einer gelungenen Clubnacht in der Hauptstadtmetropole, sondern auch ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Menschen und Geschichten aufeinandertreffen. ZDFneo-Serie „Späti“ macht diese Geschichten lebendig. Creative Producer Wilson Gonzalez („Fred“) und Schauspielerin Gülseren Erkut („Aylin“) sprechen über die Herausforderungen am Set, Heuchelei und warum gesellschaftliche Themen nur bedingt Platz in der Comedy-Serie finden. Die achtteilige Serie ist ab dem 28. März in der ZDF-Mediathek verfügbar.

von Tara Yakar


© ZDF und Norman Keutgen

Wilson Gonzalez, 1990 in München geboren, ist Schauspieler und seit seiner Kindheit in verschiedenen deutschen Filmen und Serien zu sehen. Besonders seine Rolle als Marlon in der „Wilden Kerle“-Reihe verschaffte ihm einen großen Erfolg. Gülseren Erkut, ebenfalls Schauspielerin, wirkte in Felix Lobrechts Film „Sonne und Beton“ mit und spielt in „Späti“ ihre erste große Rolle als „Aylin“.

Wilson und Gülseren, ihr kommt beide mit sehr unterschiedlicher schauspielerischer Erfahrung. Wie habt ihr den Dreh von Späti erlebt?

Gülseren Erkut: Ich hatte bis auf Sonne und Beton im Sommer gar keine Dreherfahrung, deswegen waren 30 Drehtage anfangs eine riesige Herausforderung. Nach ein paar Tagen bin ich aber schnell hineingekommen und hätte am Ende noch Monate weiterdrehen können, weil es mir so viel Spaß gemacht hat.

Wilson Gonzalez: Mir ging es genauso. Erstmal dachte ich mir: "Fuck, jetzt sind wir zwei Monate in so 'nem Späti drinnen und kriegen einen Lagerkoller", aber man kam wirklich schnell rein. Dadurch, dass es so abwechslungsreich war, wurde es auch nie langweilig.

Was waren für euch die schönsten Momente beim Dreh?

Wilson Gonzalez: Ich glaube, dass wir uns alle so gut verstanden haben und wir viel miteinander abhängen konnten.

Gülseren Erkut: Das sehe ich auch so. Die meiste Zeit war ich unter älteren Leuten, was viel Spaß gemacht hat. Aber es war dann ein anderes Feeling, als Leute in meinem Alter kamen, mit denen ich auch unabhängig vom Dreh Gespräche führen und connecten konnte. Bei manchen Szenen mussten wir uns richtig zusammenreißen, um nicht zu lachen.


© ZDF und Norman Keutgen

Welche Herausforderungen gab es während der Dreharbeiten?

Wilson Gonzalez: Die Toilette hat einige Zeit echt schlimm gerochen. Das auszuhalten, war eine Herausforderung!

Gülseren Erkut: Ich dachte zuerst, die Texte auswendig zu lernen, wäre eine riesige Herausforderung. Letztendlich ging das aber dann doch besser als gedacht.

Inwiefern ähnelt ihr euren Rollen Fred und Aylin?

Gülseren Erkut: Aylin und ich haben schon viele Gemeinsamkeiten. Sie wirkt sehr in sich gekehrt, obwohl sie eigentlich total liebevoll ist. Sie nimmt auch ungern Hilfe von anderen an und will zeigen, dass sie alles alleine schafft – selbst in jungen Jahren. Sie ist außerdem ein großer Familienmensch.

Wilson Gonzalez: Von Fred würde ich allerdings auch keine Hilfe annehmen.

Gülseren, in welchen Situationen fällt es dir besonders schwer Hilfe anzunehmen?

Gülseren Erkut: Ich wollte erst Jura studieren, bevor ich mich fürs Schauspiel entschieden habe. Da gab es viele Leute, die an meiner Schauspielkarriere gezweifelt haben, obwohl ich von Anfang an an mich geglaubt habe. Als diese Leute dann gemerkt haben, dass es langsam klappt, wollten sie mir plötzlich helfen und einen Teil vom Kuchen abhaben. Da wollte ich mir ungern helfen lassen. Anfangs kamen oft Aussagen wie: "Schauspiel ist super hart, da kommst du nur rein, wenn du Kontakte hast." Aber am Ende habe ich mein Ding durchgezogen. Und genau diese Leute sagten dann plötzlich: "Ich habe von Anfang an an dich geglaubt."


© ZDF und Norman Keutgen

Der Weg in die Schauspielbranche ist nach wie vor mit vielen Hürden verbunden. Gibt es allgemein gesellschaftliche Themen, die ihr durch die Serie bewusst ansprechen oder hinterfragen wolltet?

Wilson Gonzalez: Wir wollen da nicht so tief hineingehen. Wir sprechen Themen wie Gentrifizierung zwar an, man muss aber auch nicht immer erklären, warum etwas so ist – letztendlich weiß man ja wo das Problem liegt. Wir wollen gewisse Themen nur anreißen und Verständnis erzeugen, wie zum Beispiel in der Szene mit dem Hund.

Die Serie lebt von besonderen Begegnungen und zufälligen Momenten. Was war die prägendste Begegnung für euch?

Wilson Gonzalez: Die Gastauftritte waren definitiv die Highlights. Jeder war irgendwie besonders, weil man sich immer auf die neue Person gefreut hat. Zu den Gastauftritten zählten auch oft Leute, die man persönlich kannte.

Gülseren Erkut: Bei mir war das komplett anders! Als ich die Castingeinladung gelesen habe, bin ich direkt durchgedreht. Ich bin zu meiner Schwester gelaufen und habe geschrien: "Ich habe das Casting mit Wilson, wie krass!" Da stand einfach meine Kindheit vor mir. Bei den meisten Gastauftritten war ich auch super überfordert, weil ich einerseits fangirlen wollte, aber andererseits auch professionell bleiben musste.

Wilson Gonzalez: Am meisten bei Ski Aggu!

Was wünscht ihr euch für eure berufliche Zukunft?

Wilson Gonzalez: Am besten, dass die Serie weitergeht! Dann können wir auch weiter zusammenarbeiten. Generell ist das Spannende am Schauspiel, dass man nie weiß, was morgen kommt und welche Anfragen hereinkommen.

Gülseren Erkut: An erster Stelle möchte ich, dass Späti weitergeht. Dadurch, dass das meine erste Rolle war, steht Späti auf Platz 1. Ich bin auf jeden Fall motiviert!


 

SPÄTI

Start: 28.03.25: ZDF-Mediathek / 08.04.25: ZDFneo
C: Wilson Gonzalez und Martin Waldmann | D: Wilson Gonzalez, Gülseren Erkut
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