Alkohol:
Kein Stoff der Welt ist uns so vertraut und in seiner Wirkung so unglaublich
vielfältig. Doch kaum jemand bezeichnet Alkohol trotz seiner psychoaktiven
und Zellen zerstörenden Wirkung als Droge.
Alkohol
ist gesellschaftlich etabliert, ständig verfügbar und
doch ein sehr großes Problem – vor allem für Suchtkranke.
Denn weil der Stoff stets in Reichweite ist und der nächste
Schluck nicht fern, macht das den Entzug für Betroffene noch
schwerer. Gerade in Bezug auf Europa, spricht man von der größten,
legal offenen Drogenszene der Welt. 26 der weltweit 30 Länder
mit den meisten Alkoholverbrauch Pro-Kopf liegen in Europa. Dem
Rausch fallen jährlich 3 Millionen Menschen zum Opfer. Der
Filmemacher Andreas Pichler versucht zu ergründen, wer vom
Geschäft mit dem Alkohol profitiert und woher der lockere Umgang
mit dem hochprozentigem herrührt? Dabei stellt er schnell fest,
dass es vor allem um Politik, Geld, dem Bedürfnis nach dem
nächsten Rausch und der allgemein ambivalente Umgang mit Drogen
geht...
„Der globale Rausch“
ist eine spannende und interessante Dokumentation von Regisseur
Andreas Pichler („Der sechste Kontinent“), bei der man
eine ganze Menge lernen kann und an vielen Stellen nur staunt. Alkohol
ist der westlichen Welt seit langer Zeit ein integraler Bestandteil
der Alltagskultur geworden. Das führt dazu, dass die meisten
Menschen gar nicht bewusst registrieren, wie viel sie zu sich nehmen
und wie selbstverständlich Alkohol geworden ist. Diese Dokumentation
macht deutlich, wie sehr Alkohol in unserem Alltagsleben verankert
ist und welche Probleme damit einhergehen. Dabei ist es nicht verwunderlich,
dass von Seiten der Wirtschaft wenig Kritik an diesen Zuständen
aufkommt. Handelt es sich doch um ein milliardenschweres Geschäft.
Aber wo ist der Aufschrei der Politik und der Gesellschaft?
Schließlich
sterben jedes Jahr sehr viele Menschen an den direkten und indirekten
Folgen von Alkoholkonsum. Zusätzlich werden Familien zerrüttet
und zerstört. Die zerstörerische Kraft von Alkohol ist
mit Sicherheit kein Geheimnis und trotzdem gibt es keine öffentliche
Ächtung, sondern Werbung, die einen auf Schritt und Tritt verfolgt.
Warum das so ist, versucht diese Dokumentation zu beantworten. Dafür
reist der Regisseur durch die ganze Welt, spricht mit Produzenten,
Opfern und Politikern. Er beleuchtet informativ die Situation in
anderen Ländern, wobei erstaunliche Fakten zum Vorschein kommen.
So wurde auf Island im Rahmen einer parteiübergreifenden Kampagne
erfolgreich der starke Alkoholismus unter Jugendlichen eingedämmt.
Schenkt man den Betroffenen mehr Aufmerksamkeit, kann man festgefahrene
Verhaltensweisen ändern. Das bedeutet aber zugleich auch mehr
Engagement der Gesellschaft.
Ein
großes Problem im Kampf gegen die negativen Auswirkungen des
Alkoholkonsums sind die Interessen der Politik, die wirksame Maßnahmen
in vielen Ländern verhindern. Schließlich ist das Steueraufkommen
im Zusammenhang mit Alkohol immens. Auf der gesellschaftlichen Ebene
beleuchtet die Dokumentation den sozialen Druck, den sich viele
Menschen ausgeliefert sehen, wenn sie sich in einem sozialen Umfeld
bewegen. Oftmals muss man sich rechtfertigen warum man nicht trinkt,
was eine starken Gruppenzwang initiiert. Ein vollständiges
Verbot von Alkohol kann keine Lösung für das Problem sein.
Verbote diese Art, das zeigt die Geschichte, führen nur zu
einem Beschäftigungsprogramm für die Organisierte Kriminalität.
Aufklärung, die bereits in den Schulen ansetzt, und ein aktives
gesellschaftliches Engagement um gerade Alkoholkonsum unter Jugendlichen
zu bekämpfen sind erste Schritte in die richtige Richtung.
Genau wie beim Thema Ernährung geht es auch hier um einen verantwortungsbewussten
Umgang.
Deutschland
2019 | Tiberius Film | VÖ: 02.04.
DIGITAL und 09.04. (DVD) (FSK 0) R: Andreas Pichler | Dokumentation