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Startseite > Film > DVD & Blu-ray | 26.03.2019

DVD & BLU-RAY
Best of Volker Schlöndorff

Sechs der größten Meisterwerke des Oscar-Preisträgers erscheinen nun als Special Blu-ray Edition zu seinem 80. Geburtstag. Volker Schlöndorff gehört zu den führenden Vertretern des Jungen Deutschen Films. Diese Edition ist eine cineastische Zeitreise in die Vergangenheit, die für jede Menge Gesprächsstoff sorgen wird.

von Richard-Heinrich Tarenz


© STUDIOCANAL

Volker Schlöndorff gehört zu den bekanntesten und international renommiertesten deutschen Filmschaffenden. Der 1939 in Wiesbaden geborene Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent schuf in mehr als 50 Jahren an die 40 Filme. Dabei wurde er bekannt für seine Vorliebe für deutscher und internationaler Literaturklassiker. Zusammen mit anderen Regisseuren wie Fassbinder, Kluge, Herzog und Wenders gehörte in den 1960er und 70er Jahren dem Jungen Deutschen Film an, der das Ende von „Papas Kino“ verkündete. Da ist es höchste Zeit, sich anlässlich seines 80. Geburtstages dem Werk von Volker Schlöndorff zu widmen. Die sechs größten Meisterwerke sowie sehr umfangreiches Bonusmaterial erscheinen aus diesem Grund nun in einer Special Blu-ray Edition.

Anlässlich dieser Special Blu-ray Edition wurde sein gemeinsam mit Margarethe von Trotta realisierter Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ neu in 4K restauriert. Außerdem enthält die Edition mit Schlöndorffs Regiedebüt „Der junge Törless“ sowie der Adaption von Arthur Millers Bühnenstück „Tod eines Handlungsreisenden“ zwei Blu-ray Premieren. Abgerundet wird die Sammlung mit „Baal“, „Die Blechtrommel“ und „Homo Faber“. Damit spiegelt diese Edition sehr gut das kreative Schaffen des Volker Schlöndorff wider. Die sechs Filme sind zwischen 1966 und 1991 entstanden. Volker Schlöndorff ist auch mit fast 80 Jahren immer noch cineastisch aktiv. Zuletzt erschien 2017 sein Film „Der namenlose Tag“.

Der Junge Törless (1966)

Törless (Mathieu Carrière) kommt auf ein Internat für Jungen aus wohlhabenden Kreisen. Schnell durchschaut er die Machtstrukturen, hält sich aber bewusst im Hintergrund. Mit zwei Schülern gründet er eine Art Geheimbund, und als ein Außenseiter des Diebstahls überführt wird, zeigen sie ihn nicht bei der Leitung an, sondern quälen und missbrauchen ihn. Törless ist von Gewalt fasziniert und angewidert zugleich...

Baal (1970)

1969: Baal (Rainer Werner Fassbinder), Lyriker und Anarchist, hat ein ambivalentes Verhältnis zur bürgerlichen Gesellschaft. Mal versucht sie, ihn zu vereinnahmen, dann stößt sie ihn wieder weg. Der Dichter führt ein unstetiges Leben: Wenn er nicht in seiner Dachkammer ist, streunt er umher. Sein Weg führt in durch Wälder und auf Autobahnen – und immer wieder zur Flasche. Er schläft mit vielen Menschen beider Geschlechter und schwängert eine junge Schauspielerin, doch bei ihr bleiben kann er nicht. Sie ist ihm eine Last, sein inneres Tier fühlt sich in einen Käfig gesperrt – ein Tier, das ihn zum Mord an einem Freund treibt. Aber ist wirklich er es, der sich asozial verhält? Oder doch die Gesellschaft?

Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975)


© STUDIOCANAL

Rheinische Fröhlichkeit. Es wird getrunken. Es ist kalt. Aber niemand vertreibt die Kälte. Der Alkohol nicht, die karnevalistischen Frohnaturen nicht. Im Gegenteil, es wird kälter und kälter. Wie ein Strick schnürt sich die Kälte um den Hals. Es gefriert in Deutschland. Ein Gespenst geht um in Deutschland, nein, nicht das, was Karl Marx damit meinte. Die naive und bisweilen groteske Lächerlichkeit einer radikalen Linken hat nichts mit einem Gespenst gemein, kein Horror, nicht einmal ein kleiner Schrecken dieser Möchtegernrevolutionäre durchstreift die Republik. Etwas anderes durchstreift Deutschland. Das Wort vom „Sympathisanten“ geht um. Endlich kann die zur medialen Unternehmermacht gekommene Presse beweisen, was Pressefreiheit wirklich bedeutet. Nicht nur die Millionen Exemplare aus dem Hause Springer haben zur Jagd geblasen: auf alle, die in den Verdacht gerückt werden, mit Baader, Meinhof und den anderen zu „sympathisieren“. „Sympathisant“ und „Intellektuelle“ werden zu bedeutungsgleichen Begriffen erkoren...

Die Blechtrommel (1979)


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Oskar Matzerath (David Bennent) ist ein aufgewecktes Bürschchen, das im Danzig der 1920er Jahre zur Welt gekommen ist. Als kritischer Beobachter seiner Umgebung beschließt Oskar im Alter von drei Jahren, das er nicht mehr wachsen will. Damit möchte er gegen die Bigotterie der Erwachsenen protestieren. Ein Sturz die Kellertreppe herunter sorgt für das gewünschte Ergebnis. Noch im Krankenhaus malträtiert der kleine Junge seine Blechtrommel, die er geschenkt bekommen hatte. Die Erwachsenen haben keine Chance, dem Jungen das Instrument abzunehmen. Fortan entwickelt sich Oskar als Stachel im Fleisch seiner Umgebung, da er die verlogene Art seiner Familie sowie der sonstigen Erwachsenen nicht ertragen kann. Mit gezielten Aktionen sabotiert er den gewohnten Ablauf der Dinge oder hält sich einfach von der Gesellschaft fern...

Tod eines Handlungsreisenden (1985)


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Der Handelsvertreter Willy Loman (Dustin Hoffman) steckt in der Krise: Mit seinen schon 63 Jahren auf dem Buckel hat er es nie wirklich weit gebracht. Obwohl er seit über 35 Jahren als ein getriebener durch die USA tourt, um durch seine Tüchtigkeit reich zu werden, ist der amerikanische Traum für ihn nie real geworden. Ganz im Gegenteil, denn nun steht er kurz davor, die gesamte Existenz für sich und seine Familie zu verlieren. Sein Sohn Biff (John Malkovich) versucht immer wieder in die Fußstapfen seines Vaters zu gelangen, wird von diesem aber dauerhaft abgewiesen. Verzweifelt flüchtet sich Willy in eine Traumwelt, wo ihm sein Bruder Ben (Louis Zorich) wieder begegnet. Als erfolgreicher Geschäftsmann war dieser schon immer sein großes Vorbild und je weiter er sich in seinen Träumen verliert, desto mehr beginnt für ihn Realität und Vision zu verwischen. Doch dadurch kristallisiert sich für Willy immer mehr nur eine mögliche Lösung für sein Problem heraus...

Homo Faber (1991)


© STUDIOCANAL

In den 50er Jahren reist der 50-Jährige UNECO-Ingenieur Walter Faber (Sam Shephard) beruflich rund um den Globus. Ein beinahe verpasster Flug von New York nach Mexiko setzt eine Kette von Zufällen in Bewegung, die Fabers Welt gehörig ins Wanken bringen: Das Flugzeug, das Faber erst in letzter Sekunde vor dem Abflug besteigt, muss in der mexikanischen Wüste notlanden. Unter den gestrandeten Passagieren ist auch Herbert Hencke (Dieter Krichlechner), der wie sich herausstellt der Bruder von Fabers Jugendfreund Joachim (August Zirner) ist. Vor dem Krieg studierten Faber und Joachim gemeinsam in Zürich, verloren sich dann aber aus den Augen. Das hatte vor allem mit Fabers großer Liebe Hannah (Barbara Sukowa) zu tun, die später Joachim heiratete. Faber beschließt, mit Herbert nach Südamerika zu reisen, wo sie Joachim treffen wollen. Doch der hat sich kurz vor ihrem Eintreffen das Leben genommen. Zurück in New York hält Faber die Gegenwart seiner Geliebten Ivy (Deborra Lee-Furness) nicht länger aus. Er verlässt sie und tritt eine spontane Schiffsreise nach Frankreich an. An Bord lernt er die junge und lebensfrohe Sabeth (Julie Delpy) kennen. Ihre frische Art und die Erinnerungen an Hannah, die sie in ihm hervorruft, lässt Fabers harte Schale bröckeln. Ihr gemeinsamer Trip durch Europa wird für Faber jedoch zu einer Reise in die Vergangenheit, die schmerzhafter ist, als er es sich hätte ausmalen können.

„Manchmal muss ich mich schon wundern, was ich da so alles zustande gebracht habe. Klar, 50 Jahre sind ja auch eine lange Zeit, aber der Bogen von Robert Musil zu Fassbinder, von Margarethe von Trotta zu Sam Shepard, von Angela Winkler zu Dustin Hoffman ist gewaltig, so sehr, dass er auch mich einschüchtert und stolz macht. Das Schöne an der Sammlung ist für mich, dass alle diese Filme zusammenhängen. Sie sind meine Welt, obwohl sie alle auf Texten anderer (großer Autoren) beruhen, denn in jedem Titel gibt es ein paar Szenen, die mein eigenes, erlebtes Leben widerspiegeln. Szenen, aus denen ich leicht einen Lebenslauf zusammenschneiden könnte, so wie erlebt, erlitten, geliebt, versäumt, erhofft, vergessen...“, VOLKER SCHLÖNDORFF


STUDIOCANAL | : 28. März 2019 (FSK 16)
Regie: Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta | D: Katharina Thalbach, Barbara Sukowa,
Otto Sander, Hanna Schygulla, Walter Sedlmayr, Mario Adorf

Extras: Interviews mit Volker Schlöndorff und seinem Team; Filmmusik mit Einleitung von Volker Schlöndorff; Filmhistorische Dokumente; Volker Schlöndorff über den Director’s Cut von „Die Blechtrommel“; Aufnahmen von der Synchronisation und Storyboards von „Die Blechtrommel“; Pressehefte; „Die verschobene Antigone“ (Episode aus „Deutschland im Herbst“); Geschnittene Szenen; Originaltrailer u.v.m.


 
 

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