Sechs
der größten Meisterwerke des Oscar-Preisträgers erscheinen
nun als Special Blu-ray Edition zu seinem 80. Geburtstag. Volker Schlöndorff
gehört zu den führenden Vertretern des Jungen Deutschen Films.
Diese Edition ist eine cineastische Zeitreise in die Vergangenheit,
die für jede Menge Gesprächsstoff sorgen wird.
Volker
Schlöndorff gehört zu den bekanntesten und international
renommiertesten deutschen Filmschaffenden. Der 1939 in Wiesbaden
geborene Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent schuf in mehr
als 50 Jahren an die 40 Filme. Dabei wurde er bekannt für seine
Vorliebe für deutscher und internationaler Literaturklassiker.
Zusammen mit anderen Regisseuren wie Fassbinder, Kluge, Herzog und
Wenders gehörte in den 1960er und 70er Jahren dem Jungen Deutschen
Film an, der das Ende von „Papas Kino“ verkündete.
Da ist es höchste Zeit, sich anlässlich seines 80. Geburtstages
dem Werk von Volker Schlöndorff zu widmen. Die sechs größten
Meisterwerke sowie sehr umfangreiches Bonusmaterial erscheinen aus
diesem Grund nun in einer Special Blu-ray Edition.
Anlässlich
dieser Special Blu-ray Edition wurde sein gemeinsam mit Margarethe
von Trotta realisierter Film „Die verlorene Ehre der Katharina
Blum“ neu in 4K restauriert. Außerdem enthält die
Edition mit Schlöndorffs Regiedebüt „Der junge Törless“
sowie der Adaption von Arthur Millers Bühnenstück „Tod
eines Handlungsreisenden“ zwei Blu-ray Premieren. Abgerundet
wird die Sammlung mit „Baal“, „Die Blechtrommel“
und „Homo Faber“. Damit spiegelt diese Edition sehr
gut das kreative Schaffen des Volker Schlöndorff wider. Die
sechs Filme sind zwischen 1966 und 1991 entstanden. Volker Schlöndorff
ist auch mit fast 80 Jahren immer noch cineastisch aktiv. Zuletzt
erschien 2017 sein Film „Der namenlose Tag“.
Der
Junge Törless (1966)
Törless
(Mathieu Carrière) kommt auf ein Internat für Jungen
aus wohlhabenden Kreisen. Schnell durchschaut er die Machtstrukturen,
hält sich aber bewusst im Hintergrund. Mit zwei Schülern
gründet er eine Art Geheimbund, und als ein Außenseiter
des Diebstahls überführt wird, zeigen sie ihn nicht bei
der Leitung an, sondern quälen und missbrauchen ihn. Törless
ist von Gewalt fasziniert und angewidert zugleich...
Baal
(1970)
1969:
Baal (Rainer Werner Fassbinder), Lyriker und Anarchist, hat ein
ambivalentes Verhältnis zur bürgerlichen Gesellschaft.
Mal versucht sie, ihn zu vereinnahmen, dann stößt sie
ihn wieder weg. Der Dichter führt ein unstetiges Leben: Wenn
er nicht in seiner Dachkammer ist, streunt er umher. Sein Weg führt
in durch Wälder und auf Autobahnen – und immer wieder
zur Flasche. Er schläft mit vielen Menschen beider Geschlechter
und schwängert eine junge Schauspielerin, doch bei ihr bleiben
kann er nicht. Sie ist ihm eine Last, sein inneres Tier fühlt
sich in einen Käfig gesperrt – ein Tier, das ihn zum
Mord an einem Freund treibt. Aber ist wirklich er es, der sich asozial
verhält? Oder doch die Gesellschaft?
Rheinische
Fröhlichkeit. Es wird getrunken. Es ist kalt. Aber niemand
vertreibt die Kälte. Der Alkohol nicht, die karnevalistischen
Frohnaturen nicht. Im Gegenteil, es wird kälter und kälter.
Wie ein Strick schnürt sich die Kälte um den Hals. Es
gefriert in Deutschland. Ein Gespenst geht um in Deutschland, nein,
nicht das, was Karl Marx damit meinte. Die naive und bisweilen groteske
Lächerlichkeit einer radikalen Linken hat nichts mit einem
Gespenst gemein, kein Horror, nicht einmal ein kleiner Schrecken
dieser Möchtegernrevolutionäre durchstreift die Republik.
Etwas anderes durchstreift Deutschland. Das Wort vom „Sympathisanten“
geht um. Endlich kann die zur medialen Unternehmermacht gekommene
Presse beweisen, was Pressefreiheit wirklich bedeutet. Nicht nur
die Millionen Exemplare aus dem Hause Springer haben zur Jagd geblasen:
auf alle, die in den Verdacht gerückt werden, mit Baader, Meinhof
und den anderen zu „sympathisieren“. „Sympathisant“
und „Intellektuelle“ werden zu bedeutungsgleichen Begriffen
erkoren...
Oskar
Matzerath (David Bennent) ist ein aufgewecktes Bürschchen,
das im Danzig der 1920er Jahre zur Welt gekommen ist. Als kritischer
Beobachter seiner Umgebung beschließt Oskar im Alter von drei
Jahren, das er nicht mehr wachsen will. Damit möchte er gegen
die Bigotterie der Erwachsenen protestieren. Ein Sturz die Kellertreppe
herunter sorgt für das gewünschte Ergebnis. Noch im Krankenhaus
malträtiert der kleine Junge seine Blechtrommel, die er geschenkt
bekommen hatte. Die Erwachsenen haben keine Chance, dem Jungen das
Instrument abzunehmen. Fortan entwickelt sich Oskar als Stachel
im Fleisch seiner Umgebung, da er die verlogene Art seiner Familie
sowie der sonstigen Erwachsenen nicht ertragen kann. Mit gezielten
Aktionen sabotiert er den gewohnten Ablauf der Dinge oder hält
sich einfach von der Gesellschaft fern...
Der
Handelsvertreter Willy Loman (Dustin Hoffman) steckt in der Krise:
Mit seinen schon 63 Jahren auf dem Buckel hat er es nie wirklich
weit gebracht. Obwohl er seit über 35 Jahren als ein getriebener
durch die USA tourt, um durch seine Tüchtigkeit reich zu werden,
ist der amerikanische Traum für ihn nie real geworden. Ganz
im Gegenteil, denn nun steht er kurz davor, die gesamte Existenz
für sich und seine Familie zu verlieren. Sein Sohn Biff (John
Malkovich) versucht immer wieder in die Fußstapfen seines
Vaters zu gelangen, wird von diesem aber dauerhaft abgewiesen. Verzweifelt
flüchtet sich Willy in eine Traumwelt, wo ihm sein Bruder Ben
(Louis Zorich) wieder begegnet. Als erfolgreicher Geschäftsmann
war dieser schon immer sein großes Vorbild und je weiter er
sich in seinen Träumen verliert, desto mehr beginnt für
ihn Realität und Vision zu verwischen. Doch dadurch kristallisiert
sich für Willy immer mehr nur eine mögliche Lösung
für sein Problem heraus...
In
den 50er Jahren reist der 50-Jährige UNECO-Ingenieur Walter
Faber (Sam Shephard) beruflich rund um den Globus. Ein beinahe verpasster
Flug von New York nach Mexiko setzt eine Kette von Zufällen
in Bewegung, die Fabers Welt gehörig ins Wanken bringen: Das
Flugzeug, das Faber erst in letzter Sekunde vor dem Abflug besteigt,
muss in der mexikanischen Wüste notlanden. Unter den gestrandeten
Passagieren ist auch Herbert Hencke (Dieter Krichlechner), der wie
sich herausstellt der Bruder von Fabers Jugendfreund Joachim (August
Zirner) ist. Vor dem Krieg studierten Faber und Joachim gemeinsam
in Zürich, verloren sich dann aber aus den Augen. Das hatte
vor allem mit Fabers großer Liebe Hannah (Barbara Sukowa)
zu tun, die später Joachim heiratete. Faber beschließt,
mit Herbert nach Südamerika zu reisen, wo sie Joachim treffen
wollen. Doch der hat sich kurz vor ihrem Eintreffen das Leben genommen.
Zurück in New York hält Faber die Gegenwart seiner Geliebten
Ivy (Deborra Lee-Furness) nicht länger aus. Er verlässt
sie und tritt eine spontane Schiffsreise nach Frankreich an. An
Bord lernt er die junge und lebensfrohe Sabeth (Julie Delpy) kennen.
Ihre frische Art und die Erinnerungen an Hannah, die sie in ihm
hervorruft, lässt Fabers harte Schale bröckeln. Ihr gemeinsamer
Trip durch Europa wird für Faber jedoch zu einer Reise in die
Vergangenheit, die schmerzhafter ist, als er es sich hätte
ausmalen können.
„Manchmal
muss ich mich schon wundern, was ich da so alles zustande gebracht
habe. Klar, 50 Jahre sind ja auch eine lange Zeit, aber der Bogen
von Robert Musil zu Fassbinder, von Margarethe von Trotta zu Sam
Shepard, von Angela Winkler zu Dustin Hoffman ist gewaltig, so sehr,
dass er auch mich einschüchtert und stolz macht. Das Schöne
an der Sammlung ist für mich, dass alle diese Filme zusammenhängen.
Sie sind meine Welt, obwohl sie alle auf Texten anderer (großer
Autoren) beruhen, denn in jedem Titel gibt es ein paar Szenen, die
mein eigenes, erlebtes Leben widerspiegeln. Szenen, aus denen ich
leicht einen Lebenslauf zusammenschneiden könnte, so wie erlebt,
erlitten, geliebt, versäumt, erhofft, vergessen...“,
VOLKER
SCHLÖNDORFF
STUDIOCANAL
| VÖ: 28. März 2019 (FSK 16) Regie: Volker Schlöndorff, Margarethe
von Trotta | D: Katharina Thalbach, Barbara
Sukowa,
Otto Sander, Hanna Schygulla, Walter Sedlmayr, Mario Adorf
Extras:
Interviews mit Volker Schlöndorff und seinem Team;
Filmmusik mit Einleitung von Volker Schlöndorff; Filmhistorische
Dokumente; Volker Schlöndorff über den Director’s
Cut von „Die Blechtrommel“; Aufnahmen von der
Synchronisation und Storyboards von „Die Blechtrommel“;
Pressehefte; „Die verschobene Antigone“ (Episode
aus „Deutschland im Herbst“); Geschnittene Szenen;
Originaltrailer u.v.m.