Florence
ist Grundschullehrerin aus Leidenschaft. Während sie alles gibt,
um ihren Schülern den Weg in eine glückliche und erfolgreiche
Zukunft zu ebnen, sieht es privat chaotisch aus: Alleinerziehend, fehlt
ihr häufig die Zeit für ihren Sohn, der darum zu seinem Vater
ziehen will.
Florence
Mautret (Sara Forestier) ist von Herzen gerne Lehrerin und opfert
sich jeden Tag voll und ganz für ihren Beruf auf. Eines Tages
landet Sacha (Ghillas Bendjoudi) in ihrer 5. Klasse, der eigentlich
in die Parallelklasse geht, aber seine Schwimmsachen vergessen hat.
Sacha fällt durch sein aggressives Verhalten und seine heruntergekommene
Erscheinung auf und schon bald erfährt Florence, dass er von
seiner Mutter Christina (Laure Calamy) im Stich gelassen wurde,
und beschließt, ihm zu helfen. Unterstützung erhält
sie dabei von dem Lieferdienstfahrer Mathieu (Vincent Elbaz), einem
der vielen Ex-Freunde von Sachas Mutter. Doch Florence stellt schnell
fest, dass sich Sachas Probleme nicht ohne weiteres aus der Welt
schaffen lassen und die zusätzliche Belastung sorgt sogar dafür,
dass die Beziehung zu ihrem eigenen Sohn Denis (Albert Cousi) in
Gefahr gerät...
Der Beruf des Lehrers wurde cineastisch
ausgiebig ausgeleuchtet und bearbeitet. Ob lustig oder ernst, gefühlt
scheint man alle Facetten dieses Berufs auf der großen Leinwand
gesehen zu haben. Man denke an die kommerziell sehr erfolgreiche
deutsche Filmreihe „Fack ju Göhte“ oder an „Frau
Müller muss weg“. Einen etwas anderen Ansatz wählt
die französische Regisseurin Hélène Angel („Der
rote Tempelritter – Red Knight“) mit ihrer Tragikomödie
„Die Grundschullehrerin“. Hier wird die Geschichte einer
jungen Lehrerin erzählt, die sich jeden Tag für die Belange
ihrer Klasse einsetzt und dabei sehr viel Engagement an den Tag
legt. Ihre Klasse besteht aus Fünftklässlern, was den
Film schon abhebt von vergleichbaren Filmen, wo ältere Kinder
im Mittelpunkt stehen. Der Film bietet einen sehr realistischen
Einblick in den Grundschulalltag und ist fern von billigem Klamauk.
Besonders Lehrer und Eltern dürften sich in „Die Grundschullehrerin“
wiederfinden.
Die
Erzählweise in diesem Film ist klassisch. Ein Einzelgänger
kommt neu in die Schulklasse und bringt das soziale Gefüge
so richtig und mit viel Schwung durcheinander. Nach einigen Wirren
und emotionalen Achterbahnfahrten findet er schließlich einen
neuen besten Freund. Das ist sehr schön erzählt und geht
unter die Haut. Die Grundschullehrerin hingegen ist eine wahre Heldin
des Alltags. Sie bekommt die Versäumnisse ab, die die Eltern
zuhause fabrizieren. In ihrer Klasse spiegeln sich die gesellschaftlichen
Verwerfungen einer Gesellschaft wider, die geprägt ist von
Individualismus und zunehmender Vereinsamung und Gleichgültigkeit.
In dieser Welt ist die Grundschullehrerin so etwas wie ein moralischer
Kompass und Leuchtturm. Für den lustigen Part sorgt Referendarin
Laure (Lucie Desclozeaux), der diese Ruhe nicht gegeben ist und
die in so manch nervenaufreibende Situation gerät.
Frankreich
2016 | Alamode Film | VÖ : 22.06.2018
(FSK 0)
Regie: Hélène Angel | D: Sara
Forestier, Vincent Elbaz, Patrick d'Assumçao
Der
Film trifft sehr gut die feine Balance zwischen Drama und Komödie,
ohne darüber viel Aufsehen zu machen. Lediglich die Liebesgeschichte
zwischen der Grundschullehrerin und dem Sushi-Boten Mathieu wirkt
etwas konstruiert und unnötig. Etwas lieblos wird hier im
Schnellverfahren die Beziehung etabliert und dabei noch ein paar
Lacher produziert, was die Handlung nicht wirklich weiterbringt.
Wirklich stark ist die Tatsache, wie die Filmemacherin Hélène
Angel in diesem Film mit den Jungdarstellern umgeht und sie führt.
Das ist sensationell gut. Man spürt den Kindern regelrecht
an, wieviel Spaß sie bei den Dreharbeiten hatten. Hélène
Angels „Die Grundschullehrerin“ ist ein gelungener
Film, der einen hohen Wohlfühlfaktor aufweist und mit einem
stimmigen Drehbuch und guten Darstellern punktet.