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Startseite > Film > DVD & Blu-ray | 25.03.2020

DVD & BLU-RAY
Gelobt sei Gott

Alexandre lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er per Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit missbraucht wurde, immer noch mit Kindern arbeitet. Er beschließt zu handeln und bekommt bald Unterstützung von zwei weiteren Opfern: François und Emmanuel. Gegenseitig geben sie sich Kraft und kämpfen gemeinsam dafür, das Schweigen, das über ihrem Martyrium liegt, zu brechen. Ihr Widerstand formiert sich und wird zu einer Lawine, die am Ende nicht mehr aufzuhalten ist.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Pandora Film

Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) lebt mitsamt Frau und Kindern in Lyon. Mit den tragischen Ereignissen aus seiner Kindheit hat er soweit abgeschlossen - bis er eines Tages erfährt, dass eben jener Priester, der ihn zu seiner Pfadfinderzeit missbraucht hat, Jahrzehnte später immer noch mit Kindern arbeitet und so billigend in Kauf genommen wird, dass er sich weiterhin an seinen Schützlingen vergeht. Also beschließt Alexandre, sein Schweigen zu brechen und sich für die Sicherheit der unschuldigen Kinder einzusetzen. Er schließt sich mit François (Denis Ménochet) und Emmanuel (Swann Arlaud) zusammen, die ähnliche Erfahrungen wie er selbst machten und das Treiben des Priesters ebenfalls nicht weiter hinnehmen wollen. Gemeinsam treten sie für die potentiellen Missbrauchsopfer ein, die es aufgrund von Angst und Scham meist nicht aus eigener Kraft schaffen, sich den Fängen ihrer Peiniger zu entziehen…


© Pandora Film

Mit „Gelobt sei Gott“ legt François Ozon („Frantz“) einen wichtigen Beitrag zu einer erschütternden Thematik dar, die sich durch eine sehr gute Recherche und starke schauspielerische Leistungen auszeichnet. Der Film ist betont sachlich inszeniert und verzichtet auf billige emotionale Effekthascherei, die bei diesem Thema nicht angebracht wäre. Dieser Umstand macht den Film noch eindringlicher und an manchen Stellen für den Zuschauer nur schwer erträglich. Die Verweigerungs- Verzögerungstaktik der katholischen Kirche in Frankreich macht betroffen und sprachlos. Da passt es sehr gut in das Gesamtbild, dass der Kinostart juristisch verhindert werden sollte.

Bei der Ungeheuerlichkeit dieser Verbrechen weiß man als Zuschauer nicht so richtig, wie man mit den Emotionen umgehen soll, die in einem aufbegehren. Der Film entwickelt seine enorme emotionale Wucht ganz langsam und steigert das Erzähltempo mit jeder Szene. Diese zurückgenommene Inszenierung, die dadurch so emotional eindringlich wirkt, ist ungewöhnlich für den Regisseur, der sonst für seine melodramatischen und emotional stark überzeichneten Filme bekannt ist. Der Film ist sehr gut recherchiert. Immer wieder werden die genauen Daten eingeblendet, Szenen werden mit aus dem Off vorgelesenen E-Mails unterlegt. Mit „Gelobt sei Gott“ hat François Ozon einen wichtigen und sehenswerten Beitrag zu einem Thema inszeniert, das uns noch lange beschäftigen wird.


Frankreich, Belgien 2019 | Pandora Film | : 27. März 2020 (FSK 12)
R: François Ozon | D: Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann Arlaud, Éric Caravaca, François Marthouret


 

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