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Startseite > Film > DVD & Blu-ray | 25.02.2019

DVD & BLU-RAY
Girl

Lara ist 15 und hat einen Traum: Sie will Balletttänzerin werden. Als sie an einer renommierten Akademie unter Vorbehalt angenommen wird, zieht sie mit ihrem Vater Mathias und ihrem kleinen Bruder Milo nach Brüssel. Währenddessen versucht Lara noch einen zweiten Kampf zu gewinnen: Sie will sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen.

von Steffie Sallieri


© DCM

Lara (Victor Polster) ist ein 15-jähriges Mädchen, das im Körper eines Jungen geboren wurde und davon träumt, eine Ballerina zu werden. Als sie an einer renommierten Ballettakademie angenommen wird, zieht sie mit ihrem Vater Mathias (Arieh Worthalter) und ihrem jüngeren Bruder Milo (Oliver Bodart) nach Brüssel. Doch die Wirren der Pubertät, das harte Training an der Akademie und die gleichzeitige Vorbereitung auf die Geschlechtsumwandlung drohen für Lara zu viel zu werden. Zwar hat sie die volle Unterstützung ihres Vaters und wird von einer Ärztin (Katelijne Damen) und einem Psychologen (Valentijn Dhaenens) begleitet, doch der Leistungsdruck ist enorm. Als man ihr schließlich verbietet, Ballett zu tanzen, entschließt sich Lara zu einem radikalen Schritt...

„Girl“ ist ein gelungenes Coming-Of-Age-Drama und zugleich ein gefühlvolles Porträt eines Transmädchens auf dem Weg zur Transfrau. Es geht um Identitätsbildung in einem völlig fremden Körper, eingebettet inmitten der Pubertät in dem Spannungsfeld von Schule, Familie und sexuellem Erwachen. Jedes dieser Themen wäre an sich schon eine enorme Herausforderung. In der Kombination sind sie eine existentielle Herausforderung. Regisseur Lukas Dhont beschreibt diesen Kampf in seinem Debütfilm in teilweise sehr offenen und direkten Bildern und vermeidet jede klischeehafte Darstellung. Es ist ein Plädoyer für einen offenen und vorurteilsfreien Umgang mit Menschen, die im falschen Körper geboren werden.


© DCM

In „Girl“ geht es vordergründing um die gesellschaftliche Wahrnehmung von Weiblichkeit und Männlichkeit. Für Regisseur Lukas Dhont geht es jedoch in erster Linie um den Kampf eines Menschen um die Person zu sein, die sie sein will. Was könnte elementarer sein? Es geht um radikale Körperlichkeit. Dementsprechend steht der Körper von Lara im Mittelpunkt der Erzählungen, großartig mit Hilfe einer Handkamera in Szene gesetzt. Als Glücksfall erweist sich dabei Victor Polster. Der im Tanz ausgebildete Schauspieler überzeugt durch sein körperliches Spiel und seine Mimik. In seinem Gesicht kann der Zuschauer bisweilen das ganze Drama ablesen, welches sich in seinem Inneren abspielt. Lara muss in „Girl“ nicht so sehr äußere Widerstände durchbrechen. Ihre Familie und ihr soziales Umfeld unterstützen sie auf ganzer Linie. Vielmehr gilt es den eigenen Körper zu überwinden, um sowohl die Ballettkarriere, als auch die Geschlechtsanpassung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Auch wenn Ballett in „Girl“ eine große Rolle spielt, verzichtet Lukas Dhont in seinem Film weitgehend auf Musik. Nichts soll von Lauras Kampf ablenken. Der unglaublich harte Alltag an einer Ballettschule, die tägliche Herausforderung den eigenen Körper zu überwinden, ja in neue Grenzbereiche vorzustoßen, ist eine gelungene und passende Metapher für den mühsamen Weg einer Geschlechtsanpassung. Erzählerisch folgt „Girl“ bekannten cineastischen Pfaden. Es ist das sensitiv erzählte Porträt eines Mädchen in der Pubertät, dass auf dem Weg zu seinem wahren Ich schwere Prüfungen bestehen muss und auch nicht vor davor zurückschreckt einen schmerzhaften Weg zu gehen.


Belgien 2018 | DCM | : 22. Februar 2019 (FSK 12)
Regie: Lukas Dhont | Darsteller: Tijmen Govaerts, Oliver Bodart, Arieh Worthalter, Victor Polster


 
 

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