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Startseite > Film > DVD & Blu-ray | 13.03.2019

DVD & BLU-RAY
Mackie Messer -
Brechts Dreigroschenfilm

Nach dem überragenden Welterfolg der „Dreigroschenoper“, soll ein „Dreigroschenfilm“ auch die große Leinwand erobern. Dafür werden sogar Bertold Brecht und Kurt Weill verpflichtet. Doch das Vorhaben, die Geschichte rund um den Ganoven Mackie Messer, der mit Polly, der Tochter von Bettlerkönig Peachum, durchgebrannt ist, zu verfilmen, droht schon bald zum Fiasko zu werden.

von Steffie Sallieri


© New KSM Cinema

Im August 1928 wird im Berliner Schiffbauerdamm Bertold Brechts (Lars Eidinger) „Dreigroschenoper“ uraufgeführt. Das Stück wird zum vollen Erfolg, was den Urheber dazu veranlasst, sein Werk für eine Filmadaption vorzubereiten. Der Komponist Kurt Weill (Robert Stadlober) steht ihm tatkräftig zur Seite, gemeinsam streben sie danach, die „Dreigroschenoper“ auf die große Leinwand zu bringen. Doch ihr Vorhaben, die im 19. Jahrhundert angesiedelte Geschichte rund um den Ganoven Macheath (Tobias Moretti), der mit Polly (Hannah Herzsprung), der Tochter des sogenannten Bettlerkönigs Peachum (Joachim Król), durchgebrannt ist, zu verfilmen, scheitert schon bald an den unterschiedlichen Absichten von Autor und Produktionsfirma: Während Brecht nicht weniger als den außergewöhnlichsten Film aller Zeiten drehen will, verfolgen die Produzenten rein wirtschaftliche Interessen. Schlussendlich bringt Brecht die Produktionsfirma sogar vor Gericht…


© New KSM Cinema

„Die Dreigroschenoper“ gehört zu den erfolgreichsten deutschen Bühnenstücken. Das Theaterstück von Bertolt Brecht mit der Musik von Kurt Weill wurde seit seiner Uraufführung in Berlin im Jahre 1928 unzählige Mal aufgeführt. Einige Lieder aus der Dreigroschenoper sind zu Klassikern geworden. Man denke nur an „Die Moritat von Mackie Messer“. Aber auch so manche Zeilen aus dem Theaterstück, wie zum Beispiel „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!“, sind zu geflügelten Worten geworden. Zu der langen Geschichte des Stücks gehören auch mehrere Verfilmungen. Die bekannteren sind der Film 1931 von Georg Wilhelm Papst und der Film aus dem Jahre 1962 von Wolfgang Staudte. Regisseur Joachim A. Lang fügt dieser Liste nun eine weitere Verfilmung hinzu, was jedoch nur ein Teil der Wahrheit ist. Es geht nicht in erster Linie um „Die Dreigroschenoper“, sondern um den Spielfilm, den Bertolt Brecht selber aus seinem Theaterstück machen wollte und damit gescheitert ist.

Der Film wurde schließlich von Georg Wilhelm Papst 1931 realisiert. Dabei ist die Vorgeschichte nicht nur wegen der radikalen filmischen Vision von Brecht sehr interessant. Es geht in „Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm“. Es geht um den ewigen Kampf zwischen der Freiheit der Kunst und kommerziellen Interessen. Der Film ist eine kunstvolle Collage, bestehend aus Langs eigener Inszenierung von Sequenzen des unverwirklicht gebliebenen „Dreigroschenfilms“ anhand der von Brecht hinterlassenen Aufzeichnungen und einem historischen Drama mit einem Showdown vor Gericht und aktualisierten „Dreigroschen“-Nummern. Darauf muss man sich als Zuschauer einlassen. Schauspielerisch bietet der Film großes Kino. Besonders Lars Eidinger („Die Blumen von gestern“) liefert eine denkwürdige schauspielerische Leistung ab. „Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm“ ist experimentelles Kino, das fasziniert, unterhält und für so manche Diskussion sorgen wird. Langweilig ist es auf keinen Fall.


D 2018 | New KSM Cinema | : 28. März 2019 (FSK 6)
Regie: Joachim A. Lang | Darsteller: Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Joachim Król


 

 

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