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Startseite > Film > Kino | 15.01.2020

KINO
1917

Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkrieges sollen die beiden britischen Soldaten Schofield (George Mackay) und Blake (Dean-Charles Chapman) eine nahezu unmögliche Mission erfüllen. In einem unbarmherzigen Wettlauf gegen die Zeit müssen sie sich tief in Feindesgebiet wagen und eine Nachricht überbringen, die verhindern soll, dass Hunderte ihrer Kameraden in eine tödliche Falle geraten.

von Richard-Heinrich Tarenz


© Copyright: 2019 Universal Pictures and Storyteller Distribution Co., LLC. All Rights Reserved.

Der Erste Weltkrieg befindet sich im April 1917 auf seinem grausamen Höhepunkt. In Nordfrankreich belagern sich deutsche und britische Einheiten in ihren Schützengräben, ohne auch nur einen Zentimeter vorzurücken. Die Moral der Truppen wird zunehmend schlechter. In dieser Situation werden die in Nordfrankreich stationierten, britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) von ihrem Vorgesetzten General Erinmore (Colin Firth) mit einem ebenso dringlichen wie gefährlichen Auftrag bedacht: Sie sollen das zerbombte Niemandsland zwischen den deutschen und britischen Schützengräben durchqueren und eine Nachricht an ein anderes britisches Bataillon überbringen. Dieses ist nämlich kurz davor, in einen deutschen Hinterhalt und damit in den Tod zu stürmen. Wenn die beiden jungen Rekruten es nicht rechtzeitig schaffen, werden mehr als 1.500 britische Soldaten sinnlos ihr Leben verlieren – darunter auch Blakes älterer Bruder Leslie (Andrew Scott)…


© Copyright: 2019 Universal Pictures and Storyteller Distribution Co., LLC. All Rights Reserved.

„1917“ von Regisseur Sam Mendes („American Beauty“) ist ein handwerklich großartiger Film, der bei den diesjährigen Golden Globe Awards in den Kategorien „Bester Film – Drama“ und „Beste Regie“ ausgezeichnet wurde und in insgesamt 10 Kategorien für den diesjährigen Oscar nominiert wurde. Das Kriegsdrama, das bereits im Vorfeld für viele Diskussionen sorgte, weil der Film so wirkt, als er in einer einzigen Einstellung gedreht worden. Dieser Umstand sorgt für faszinierende Momente, etwa wenn zu Beginn die beiden Soldaten von der friedlich wirkenden „Etappe“ hin zur Front marschieren, wo Blut, Tod und Verzweiflung herrschen. Oder wenn die beiden Soldaten sich im Niemandsland zwischen den Fronten befinden. Niemals zuvor hat man so realistisch den Stellungskrieg des 1. Weltkriegs im Kino gesehen. Aber kann der Film auch mit einer spannenden und in sich schlüssigen Handlung dienen?

Denn nur faszinierende Bilder und eine geniale Kameraarbeit machen noch keinen guten Film aus. Hier fällt es nicht leicht eine einfache Antwort zu geben. Die beiden jungen Soldaten Blake und Schofield, die Identifikationsfiguren des Films, machen es dem Zuschauer nicht immer leicht emotional in den Film zu finden. Dabei ist der erzählerische Kniff von Regisseur Mendes sehr geschickt gewählt. Bekommt Blake den Auftrag doch nur in erster Linie, weil er eine starke persönliche Motivation mitbringt, eben diesen Auftrag unter allen Umständen zu einem positiven Ende zu führen. So ist sein Bruder unter den 1.600 Soldaten, denen der sichere Tod droht, wenn die Mission scheitert. Schofield hingegen fehlt diese Motivation. Ebendiese fehlende Motivation führt im Verlauf des Films zu einer konstruierten Ebene, die teilweise unglaubwürdig wirkt und den Eindruck hinterlässt, dass „1917“ mehr geniale Kameraarbeit und Optik ist und weniger großes Erzählkino.


Großbritannien, USA 2019 | Universal Pictures Germany | Start: 16. Januar 2020 (FSK 12)
R: Sam Mendes | D: George MacKay, Dean-Charles Chapman, Mark Strong


 

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