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Startseite > Film > Kino | 04.12.2019

KINO
A Rainy Day in New York

Mit seiner College-Liebe Ashleigh plant Gatsby ein romantisches Wochenende in New York. Ashleigh soll für die College-Zeitung den berühmten Regisseur Roland Pollard interviewen, in der verbleibenden Zeit möchte Gatsby ihr seine Stadt zeigen – und das ist vor allem das alte New York mit Klassikern wie der Bemelmans Bar und einer Kutschfahrt durch den Central Park. Doch Ashleigh wird von Roland Pollard nach dem Interview zu einem Screening seines neuesten Films eingeladen.

von Richard-Heinrich Tarenz


© 2019 Gravier Productions, Inc., Photo by Jessica Miglio

Eigentlich sollte es für das junge Studenten-Paar Ashleigh (Elle Fanning) und Gatsby (Timothée Chalamet) ein romantisches Wochenende in New York werden, doch dann kommt alles anders als geplant. Bevor Gatsby seiner Freundin seine Heimatstadt zeigen kann, hat Ashleigh noch einen Auftrag für die College-Zeitung zu erfüllen: Sie soll den berühmten Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) interviewen. Der lädt sie nach dem Gespräch noch zu einer Vorführung seines neuen Films ein, an der auch sein Drehbuchschreiber Ted Davidoff (Jude Law) und der Filmstar Francisco Vega (Diego Luna) teilnehmen. Von da an gerät Ashleigh von einer ungeplanten Situation in die nächste – und muss dabei immer wieder ihren Freund vertrösten, dessen Plan von einem entspannten Wochenende sich langsam in Luft auflöst. Gatsby erkundet sein altes New York kurzerhand auf eigene Faust und trifft dabei auf Chan (Selena Gomez), die jüngere Schwester seiner Ex-Freundin…


© 2019 Gravier Productions, Inc., Photo by Jessica Miglio

2018 wurde Filmgeschichte geschrieben. Zum ersten Mal seit 1982 erschien kein neuer Woody Allen Film. Über die Hintergründe wurde viel geschrieben. Daher möchte ich c
an dieser Stelle nicht die Schlachten der Vergangenheit schlagen, sondern mich auf einen gelungenen Film konzentrieren, der nun mit einiger Verspätung in die Kinos kommt. Denn auch wenn „A Rainy Day In New York“ an einigen Stellen vorhersehbar und konstruiert daherkommt, ist der Film trotzdem eine sehenswerte romantische Komödie. Woody Allen, der für seine Drehbücher zu „Der Stadtneurotiker“, „Hannah und ihre Schwestern“ und „Midnight In Paris“ sowie die Regie für „Der Stadtneurotiker“ vier Mal mit dem Oscar prämiert wurde, präsentiert sich mit diesem Film in einer guten cineastischen Verfassung und versprüht jede Menge Charme.

In der Hauptrolle agiert Jungstar Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“) souverän. Er spielt einen typischen Allen-Protagonisten, besserwisserisch, nervig und doch liebenswert amüsant. Erinnerungen an die von Woody Allen gespielten Alvy Singer und Isaac Davis in „Der Stadtneurotiker“ bzw. „Manhattan“ werden da unwillkürlich wach. Viele der Figuren in „A Rainy Day In New York“ wirken karikaturesk überzogen. Da kommt einem unwillkürlich die Idee, dass sich Woody Allen über die New Yorker Oberschicht lustig macht. Das ist nicht verwunderlich, denn die kritische Auseinandersetzung mit der New Yorker Oberschicht und scheinbar intellektuellen Protagonisten zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Woody Allen.


© 2019 Gravier Productions, Inc., Photo by Jessica Miglio

Mal witzig, mal garstig verpackt hält er stets diesen Menschen den Spiegel vor. In „A Rainy Day In New York“ rechnet der Regisseur zudem ab mit dem männlichen Verhalten von Männern in der Filmbranche und liefert einen erfrischend lustigen Beitrag zu #metoo-Debatte. Ob Regisseur, Produzent oder Schauspieler. Hinter (pseudo-)intellektuellem Geschwätz und großer Pose verbirgt sich stets nur der Wunsch eine junge Frau ins Bett zu bekommen, um die eigene Eitelkeit und zu befriedigen. Selten wurde Sexismus und Narzissmus so treffend und zugleich so lustig dargestellt wie in diesem Film. Die Frauen in diesem Film sind authentisch und stark, gespielt von Selena Gomez („The Dead Don't Die“), Cherry Jones („Mütter und Töchter“) und Kelly Rohrbach („Baywatch“). Besonders Selena Gomez liefert eine starke schauspielerische Leistung ab. In Sachen Wortwitz haben die Filme von Woody Allen schon bessere Zeiten gesehen.

Man denke nur an „Midnight in Paris“ oder „Vicky Christina Barcelona“ in der jüngeren Vergangenheit. Trotzdem ist „A Rainy Day In New York“ letztendlich absolut sehenswert, unterhaltsam und erfreulich kurzweilig. Der Film ist eine wunderschöne Liebeserklärung an New York. Der Stadt, zu der Woody Allen eine ganz besondere Beziehung pflegt. Nach seiner „europäischen Phase“ ist es sehr schön mitanzusehen, wie sich Woody Allen dieser Stadt wieder nähert. Für seinen kommenden Film („Rifkin's Festival“) mit Christopher Waltz zieht es den Regisseur dann wieder nach Europa, besser gesagt nach Spanien. 2020 können wir uns dann von dem Resultat überzeugen. Bis dahin steht mit „A Rainy Day In New York“ ein guter Film zur Verfügung.


USA 2018 | Filmwelt | Start: 05. Dezember 2019 (FSK 0)
R: Woody Allen | D: Timothée Chalamet, Elle Fanning, Selena Gomez


 

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