Astronaut
Roy McBride reist an den äußersten Rand des Sonnensystems,
um seinen vermissten Vater zu finden und mysteriöse Vorgänge
aufzudecken, die das Überleben auf unserem Planeten bedrohen. Auf
seiner Reise enthüllt er Geheimnisse, die die menschliche Existenz
und unseren Platz im Universum in Frage stellen.
Astronaut
und Raumfahrt-Ingenieur Major Roy McBride (Brad Pitt) ist ein Einzelgänger,
bei der Arbeit immer hochkonzentriert und gelassen, doch im Privaten
kaum zu einer echten Bindung fertig. Vor 30 Jahren brach sein Vater
Clifford McBride (Tommy Lee Jones) zu einer Mission ins All auf,
um nach außerirdischem Leben zu forschen – doch nach
einigen Jahren brach der Kontakt ab, niemand kann mit Gewissheit
sagen, was aus Clifford und seiner Crew wurde, die zuletzt Neptun
umkreisten. Als die Erde von gefährlichen elektromagnetischen
Stürmen aus dem All heimgesucht wird, wendet sich die zuständige
Weltraum-Behörde an Roy und eröffnet ihm, dass ein Zusammenhang
zwischen diesen Stürmen und der eigentlich verloren geglaubten
Forschungsstation seines Vaters vermutet wird. Roy soll eine Botschaft
ins All senden, in der Hoffnung, dass sein Vater auf diese reagiert,
sollte er noch leben. Dafür muss Roy aber erst einmal selbst
in den Weltraum aufbrechen, denn die Nachricht kann nicht von der
Erde aus gesendet werden…
Es
gibt Filme, die versetzen einen in Euphorie oder in Wut. Sie wecken
Emotionen, erzeugen Begeisterung und Widerspruch. Und dann gibt
es Filme, die hübsch aussehen und auf den ersten und zweiten
Blick gefallen, aber dann schnell an Anziehungskraft verlieren und
in dem diffusen Nebel der Gleichgültigkeit versinken. „Ad
Astra“ von Regisseur James Gray („Die versunkene Stadt
Z“) gehört zu großen Teilen in diese Kategorie.
Der Film, der ein Budget von stolzen 90 Millionen Dollar verschlang,
regt zum Widerspruch an und macht ratlos. Das Sci-Fi-Drama mit Brad
Pitt („Once Upon a Time in Hollywood“) sieht gut aus
und punktet mit einer sehr eigenwilligen gedämpften Atmosphäre.
Damit wäre an dieser Stelle eigentlich alles wesentliche zu
diesem Film gesagt.
Da
der Film jedoch für die anstehende „Film Awards Seasons“
als durchaus relevant gehandelt wird, lohnt sich eine nähere
Betrachtung. Im Mittelpunkt steht die distanzierte (Selbst)-Wahrnehmung
der Hauptfigur. Dieses Motiv wird gnadenlos bis zum Exzess durchexerziert.
„Ad Astra“ mutet an wie ein engagiertes Projekt, um
Brad Pitt endlich einen Oscar als Bester Hauptdarsteller zu verschaffen,
nachdem er bereits 2014 mit einem Oscar in der Kategorie Bester
Film für „12 Years a Slave“ ausgezeichnet wurde.
Und ja, Brad Pitt ist ein guter Schauspieler und er sieht sehr gut
aus. Das haben wir jedoch schon in „Once Upon a Time in Hollywood“
gesehen. Es gibt in „Ad Astra“ sehr schöne und
spektakuläre Szenen, sei es eine Primaten-Attacke in der Schwerelosigkeit
oder eine spektakuläre Mond-Rover-Verfolgungsjagd.
Wo
jedoch bei „2001“, „Interstellar“ oder „Gravity“
spektakuläre Schauwerte wichtig für die Handlung sind,
diese vorantreiben und unterstützen, bleiben diese in „Ad
Astra“ ohne Ziel und Richtung. Sie verpuffen in Bedeutungslosigkeit
und führen ins erzählerische Nichts. Der Film ist das
Psychogramm einer Vater-Sohn-Beziehung, getarnt als Sci-Fi. Das
merkt man deutlich, es wirkt, als ob sich der Film nicht wirklich
für die technischen und wissenschaftlichen Hintergründe
interessiert. Das ist schade und auch ärgerlich, wenn man an
so großartige Vorbilder wie „2001“, „Interstellar“
oder „Gravity“ denkt, die spannende Unterhaltung mit
einem hohen wissenschaftlichen Standard verbunden haben. Natürlich
gibt es auch nette Filmideen, etwa wenn der Regisseur sich mit der
Zukunft der Raumfahrt auseinandersetzt. So etwa, wenn es um astronomische
Preise für den Bordservice auf dem Flug zum Mond geht oder
aber darum, dass einem auf der Mondoberfläche als erstes das
unverkennbare Leuchtreklame-Logo der Familienrestaurant-Kette Applebee’s
ins Auge sticht.
So
sagt Roys anfängliche Begleiter Oberst Pruitt, gespielt von
Donald Sutherland: „Die Menschen wollen soweit wie möglich
von der Erde weg – und tun dann alles, damit es dort genauso
aussieht, wie sie es von Zuhause gewohnt sind.“ Weit weniger
originell und subtil ist der Film allerdings, wenn es um Metaphern
und Bilder geht. Da reist der Titelheld an einen sehr weit entfernten
Ort in unserem Sonnensystem um das Verhältnis mit seinem Vater
zu klären, der einst Frau und Kind verlassen hat. Als Höhepunkt
dieser küchenpsychologischen Betrachtungen gibt es schließlich
eine symbolische Durchtrennung der Nabelschnur. „Ad Astra“
sieht gut aus, kann aber inhaltlich nicht mithalten. Vergleiche
mit „2001“, „Gravity“, „Interstallar“
und „Apocalypse Now“ sind gewollt, jedoch kann der Film
diesen Vergleichen nicht ansatzweise standhalten.
Regisseur
James Grey schert sich wenig um technische Plausibilität und
Logik und inszeniert stattdessen lieber ein maues Vater-Sohn-Drama.
Der einzige Lichtblick in diesem Film ist die sehr eigenwillige
Temposetzung, die der Film bis zu seinem Ende durchexerziert und
ein gut aussehender Brad Pitt.
USA
2019 | Fox Deutschland | Start: 19. September
2019 (FSK 12) R: James Gray | D: Brad
Pitt, Tommy Lee Jones, Ruth Negga