Er
gehört zu den größten Helden des 20. Jahrhunderts: Neil
Armstrong, der erste Mann auf dem Mond. AUFBRUCH ZUM MOND erzählt
eindringlich aus Armstrongs Leben und von den enormen Konflikten und
Entbehrungen, mit denen der Pilot vor und während seiner legendären
Mission konfrontiert war.
Der
Ingenieur Neil Armstrong (Ryan Gosling) arbeitet Anfang der 60er
Jahre als Testpilot für Jets und Raketenflugzeuge und hat mit
seiner Frau Janet (Claire Foy) und den beiden Kindern Rick (Gavin
Warren) und Karen (Lucy Stafford) eine liebende Familie hinter sich,
die ihm den Rücke stärkt. Sein ganzes Leben ändert
sich jedoch, als seine Tochter an einem Gehirntumor stirbt und die
Familie nach einer Veränderung sucht. Diese bietet sich, als
die NASA für ein Mondprogramm auf der Suche nach Piloten mit
Ingenieurswissen ist. Neil nutzt die Chance und zieht mit seiner
Familie nach Houston, wo er eine Ausbildung zum Astronauten beginnt.
Nach etlichen Strapazen und Testflügen, kämpft sich der
professionelle Ingenieur bis an die Spitze und wird bald gemeinsam
mit Buzz Aldrin (Corey Stoll) und Mike Collins (Lukas Haas) mit
der Apollo-11-Mission zum Mond geschickt…
Der
Name Neil Armstrong ist für immer untrennbar mit der Geschichte
der Menschheit verbunden. 1969 betrat er als erster Mensch den Mond.
Nun hat Damien Chazelle („Whiplash“, La La Land“)
diesem Mann mit „Aufbruch zum Mond“ ein filmisches Denkmal
gesetzt. Das Resultat ist keine simple Heldenverehrung, sondern
das einfühlsame Porträt eines bescheidenen Mannes, der
für den unstillbaren Drang der Menschheit steht, fremde Welten
zu entdecken und neue Horizonte zu erreichen. Damien Chazelle wählte
für diesen Film bewusst einen sehr persönlichen und intimen
Ansatz, um sich der Ikone Neil Armstrong zu nähern. Es sollte
bewusst kein patriotischer Film, sondern ein stiller Film über
einen normalen Menschen, der zu einem Helden wird. Das hat zu erheblicher
Kritik in den USA geführt, weil dort die Mondladungen und der
„Wettlauf zum Mond“ bewusst unter einem patriotischen
Aspekt rezipiert werden.
Für
den Regisseur ist es die erste Regiearbeit, bei der nicht auch selbst
das Drehbuch verfasst hat. Es ist zugleich ein für seine Verhältnisse
sehr konventioneller Film. „Aufbruch zum Mond“ ist großes
Hollywood-Kino im besten Sinne des Wortes. Der Zuschauer erlebt
die allseits bekannten historischen Geschehnisse aus einem völlig
neuen Blickwinkel. Das bedeutet 140 Minuten, die den Zuschauer in
eine völlig neue audiovisuelle Welt entführen. Der Film
basiert auf der Biographie „First Man“ von James R.
Hanson. Im Mittelpunkt steht der Mensch Neil Armstrong und erst
dann der Astronaut und Testpilot. Der Film nimmt sich sehr viel
Zeit, um die innere Dynamik der Ehe der Armstrongs zu beleuchten.
Es sind diese zärtlichen und emotionalen Momente zwischen zwei
Menschen, die dem Zuschauer die tiefe emotionale Vertrautheit eines
Paares aufzeigen, dass sich seit Studienzeiten kennt und liebt.
Der frühe Tod der gemeinsamen Tochter wirkt sich dann umso
heftiger aus. Er verändert Neil Armstrong zutiefst und zudem
die innere Balance in seiner Beziehung. Damien Chazelle versteht
es meisterhaft, diese zwischenmenschlichen Abgründe in Szene
zu setzen und so der Person Neil Armstrong zu nähern. Auf der
anderen Seite beleuchtet „Aufbruch zum Mond“ die entscheidenden
Stationen der amerikanischen Raumfahrtgeschichte auf dem Weg zum
Mond. Bei aller Nähe bleibt Neil Armstrong, wie auch im richtigen
Leben, in diesem Film letztendlich ein Rätsel.
Immer mehr scheint diesem so sensiblen Mann
sein Leben zu entgleiten. Die Mission rückt immer mehr in den
Vordergrund, das Verhältnis zu seiner von ihm geliebten Familie
immer kühler. Eine Szene macht das sehr deutlich. Kurz vor
der Mondmission spricht er mit seinen beiden Söhnen darüber.
Er führt das Gespräch wie eine Pressekonferenz –
emotionslos und unterkühlt. Auf dem Weg zum Mond hat Neil Armstrong
mit zahlreichen Verlusten zu kämpfen. Eine Tochter, Kollegen
und Freunde sterben. Mit jedem Tod scheint sich dieser Mann immer
mehr in seine innere Welt zu flüchten. In seine Arbeit und
die damit verbundenen täglichen Routinen. In den letzten 20
Minuten erreicht der Film seinen Höhepunkt und erschafft einen
schon jetzt legendären Kinomoment. Dieser getriebene Mann steuert
seiner Bestimmung entgegen – der Mond. An dieser Stelle muss
ein Wort über die Kameraarbeit von Linus Sandgren („La
La Land“) gesagt werden. Selten man die bedrückende Enge
in einer Raumkapsel für den Zuschauer besser eingefangen. Selten
war man einem Astronauten näher, als in diesem Film. Vergleiche
mit „Interstellar“ und „Gravity“ bieten
sich geradezu an. Es sind faszinierende Bilder, die man einfach
nur genießen muss – ohne Worte.
Schauspielerisch liefert Ryan Gosling eine
grandiose Leistung ab. Einer dritten Oscar-Nominierung dürfte
ihm sicher sein. Der kanadische Schauspieler erweckt einen Mann
meisterhaft zum Leben, der gebrochen durch Schicksalsschläge
seinen ganzen Ehrgeiz in seine Mission steckt. Er spielt bewusst
reduziert und besticht mit kleinen Blicken und Gesten. Sein Gesicht
ist wie eine Kinoleinwand, wo die ganz großen Geschichten
und Emotionen wortlos hineinprojiziert werden. Ebenfalls überragend
agiert Claire Foy („Unsane: Ausgeliefert“). Mit diesem
Film gelingt der Schauspielerin der endgültige Durchbruch.
Sie spielt souverän eine starke Frau, die im Hintergrund die
Familie zusammenhält und für ihren mental verletzten Mann
ein Feld in der Brandung ist. „Aufbruch zum Mond“ ist
ein rundum gelungener Film und ein cineastisch ein großer
Wurf. Damien Chazelle ist „erwachsen“ geworden.
USA
2018 | Universal Pictures Germany | Start:
08. November 2018 (FSK 12)
Regie: Damien Chazelle | D: Ryan
Gosling, Claire Foy, Jason Clarke