Das
heruntergekommene Hotel El Royal an einem Abend in den Sechzigern:
Es ist ein merkwürdiger Haufen an Leuten, den der Concierge
Mike Miller (Lewis Pullman) heute in Empfang nimmt, bestehend aus
dem Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges), der Sängerin Darlene
Sweet (Cynthia Erivo), dem Staubsaugervertreter Laramie Seymour
Sullivan (Jon Hamm) und einer mysteriösen Unbekannten (Dakota
Johnson). Jeder dieser Gäste merkt, dass etwas im Hotel ganz
und gar nicht stimmt. Ein Zimmer wurde mit Abhörgeräten
geradezu überhäuft, die Zimmerbewohner können außerdem
ganz einfach beobachtet werden und der Priester schüttet Darlene
etwas in ihr Getränk. Als dann auch noch der Sektenführer
Billy Lee (Chris Hemsworth) anreist, ist endgültig klar, dass
alles andere als eine normale Nacht im El Royal bevorsteht...
Drew
Goddard, der durch „The Cabin in the Woods“ zu Ruhm
gelangte, präsentiert nun mit „Bad Times at the El Royale“
einen unterhaltsamen Thriller, der mit intelligenten Wendungen punkten
kann. Seine gelungene Erzählweise bleibt bis zum überraschenden
Ende spannend und mündet in einem furiosen Finale, wo der Atem
der Zuschauer stockt. Dabei spürt man dem Film deutlich an,
dass er als eine Art Tarantino-Hommage konzipiert ist. Das haben
in den letzten Jahren schon viele Filme versucht, aber „Bad
Times at the El Royale“ gelingt es die hohen Ansprüche
diesbezüglich zu erfüllen. Der Film strotzt nur so von
geheimnisvollen Figuren, die eine mysteriöse Vergangenheit
haben, die sich im Laufe des Films für den Zuschauer erschließt.
Ebenso legt Drew Goddard bei diesem Film einen Schwerpunkt auf die
Dialoge, die sehr ausführlich sind und in bester Tarantino-Tradition
gelegentlich auch absurd und humorvoll daherkommen.
©
2018 Twentieth Century Fox
Es
sind die scheinbar banalen Dinge, die in ein Labyrinth der Abgründe
führen. Jeder Protagonist bekommt sein eigenes Kapitel. Der
Film nimmt sich viel Zeit, um die Hintergrundgeschichten aller Beteiligten
zu beleuchten, bevor das unvermeidliche und sehr blutige Finale
seinen Lauf nimmt. Der Film hat eine Spieldauer auf stattlichen
140 Minuten und entzieht sich bewusst gängigen Mechanismen
des Mainstream-Kinos, was die Inszenierung anbelangt. 20th Century
Fox hat hier großen Mut und den richtigen Riecher bewiesen,
um als großes Hollywoodstudio diesen Film zu produzieren,
der zu den interessantesten Filmen des laufenden Jahres gehört.
Neben der gelungenen Inszenierung und einem stylischen Look, punktet
„Bad Times at the El Royale“ mit einer sensationellen
Besetzung. Der Film erinnert zwangsläufig an „The Hateful
8“, wo ebenfalls Fremde an einem Ort zusammenkommen und sich
nach und nach eine dramatische Dynamik entwickelt.
Kommen
wir zu den Darstellern, die in „Bad Times at the El Royale“
eine tolle Leistung abliefern. Allen voran der zweifache Golden-Globe-Gewinner
Jon Hamm, bekannt aus „Mad Men“. Er begeistert als scheinbar
harmloser Staubsaugervertreter, der jedoch viel mehr zu bieten hat.
Sein exaktes Schauspiel und seine Leinwandpräsenz sind großartig.
Ebenso kann Jeff Bridges („Hell Or High Water“) als
dementer Priester punkten. Für den erfahrenen Schauspieler
ist diese Rolle eine sehr gute Möglichkeit, sein gesamtes schauspielerisches
Arsenal zu zünden. Eine schauspielerische Entdeckung in „Bad
Times at the El Royale“ ist Cynthia Erivo. Die britische Sängerin,
die bereits in „Widows“ für Furore sorgte, überzeugt
in ihrer Rolle der vom Schicksal gebeutelten Soul-Sängerin
Darlene und liefert sich mit Jeff Bridge Wortgefechte, die gleichzeitig
packend und unterhaltsam sind.
Es
fehlt noch Dakota Johnson („Fifty Shades Of Grey“).
Jegliche Zweifel an ihren schauspielerischen Fähigkeiten sollten
nach diesem Film ausgeräumt sein. Auch wenn sie leider nicht
sehr viel Leinwandzeit hat, beherrscht und dominiert sie stets die
Szene als geheimnisvolle Frau. Dabei spielt sie bisweilen ihre Kolleginnen
und Kollegen locker an die Wand. Von dieser Dakota Johnson wünscht
man sich in der Zukunft sehr viel mehr! Cailee Spaeny, bekannt aus
(„Pacific Rim 2: Uprising“) empfiehlt sich mit ihrer
Nebenrolle für weitere Aufgaben. Ein großes Lob gilt
auch Kameramann Seamus McGarvey („Nocturnal Animals“),
der das mysteriöse Hotel Royale und dessen untergegangenen
Glanz in traumhaft-schöne Bilder packt.